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DBS-Präsident zu München 2022
Beucher: "Das war nur ein Inklusions-Alibi"

Die European Championships in München wollten auch inklusiv sein. Daher fanden bei der Kanu- und Ruder-EM auf der Regattastrecke auch Para-Wettbewerbe statt. Doch DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher übte im Dlf heftige Kritik an den Organisatoren.

Friedhelm Julius Beucher im Gespräch mit Matthias Friebe |
Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS)
Friedhelm Julius Beucher, Präsident des DBS, wünscht sich bei künftigen Events noch mehr Inklusion von Para-Wettbewerben als aktuell. (dpa / picture alliance / Christoph Soeder)
Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), hat die Para-Wettbewerbe bei der Multi-EM in München im Deutschlandfunk "nur als Inklusions-Alibi" bezeichnet. Die Zeiten für die Para-Sportler seinen extrem unattraktiv gewesen und auch in der Medienberichterstattung wären die Sportler nicht vorgekommen, sagte Beucher.

"Man hat schlicht weg gesagt: 'Es passt nicht da rein!'"

Die Veranstalter hätten schlicht keine weiteren Para-Wettbewerbe zugelassen, sagte Beucher. Am Ende sei man froh gewesen, dass mit Rudern und Kanu noch zwei Para-Wettbewerbe übrig geblieben seien. Man habe eine Chance liegen lassen. "Da hätte man die Faszination des Parasports hervorragend unter bringen können", sagte Beucher. "Man hat schlicht weg gesagt: 'Es passt nicht da rein!'". Neben den Parawettbewerben im Rudern und Kanu hätte sich der DBS-Präsident auch sehr gut einen Leichtathletik-Parawettbewerb im Müncher Olympiastadion vorstellen können.
Trotz aller Kritik seien die Para-Sportler in München aber vor Zuschauermassen aufgetreten, die sie sonst nur bei den Paralympics gewohnt sind, sagte er. Dabei gebe es sehr viele Beispiele, von Sportorganisationen, die Para-Wettbewerbe zusammen mit den anderen Wettbewerben durchführen. So veranstalte der Weltreitverband (FEI) bei seiner Weltmeisterschaft alles parallel und es gebe Überlegungen dies auch beim CHIO in Aachen so zu handhaben, sagte Beucher.

Klares Pladöyer für deutsche Olympia-Bewerbung

Es sei auch keine Möglichkeit, die Olympischen Spiele zur selben Zeit, wie die Paralympics stattfinden zu lassen. "Keine Stadt der Welt kann den Spannungsbogen über vier Wochen aufrechterhalten", sagte der DBS-Präsident.
Beucher warb im Deutschlandfunk auch für eine deutsche Olympia-und Paralympics-Bewerbung. "Wer solche attraktive Sportereignisse mit einer solchen Zuschauerresonanz nicht nutzt, um einen Prozess in Gang zu setzen, auch um diese Spiele nach Deutschland zu holen, der hat nicht begriffen, was für Chancen das auch für den Sport bietet."