Das Büro von João Ferreira do Amaral in einem Lissabonner Forschungsinstitut liegt nur einen Steinwurf vom portugiesischen Parlament entfernt. Vor über 20 Jahren hatten hier die Abgeordneten mit großer Mehrheit dem Vertrag von Maastricht zugestimmt und so Portugals Weg in die Euro-Zone geebnet. Das sei ein großer Fehler gewesen, sagt Wirtschaftsprofessor Amaral:
"Die Einführung des Euro hat in Portugal ein großes Ungleichgewicht in der Wirtschaft geschaffen. Die Investitionen flossen in die Produktion von nicht handelbaren Gütern, die gegen die ausländische Konkurrenz geschützt waren. Das hat dazu geführt, dass sich unser Industrieanteil auf nur 13 Prozent der Wirtschaftsleistung reduziert hat. Und es wird noch schlimmer werden. Wir brauchen deshalb eine Währung, die unsere Wettbewerbsfähigkeit widerspiegelt. Und unsere Wettbewerbsfähigkeit ist gering."
In seinem gerade publizierten Buch "Warum wir aus dem Euro austreten sollen" beschreibt João Ferreira do Amaral, wie Portugal auf geordnete Art und Weise den europäischen Währungsraum verlassen könnte.
Lange Zeit galt der ehemalige Berater des sozialistischen Staatspräsidenten Mário Soares als einziger ernst zu nehmender Euro-Kritiker in Portugal. Doch er ist nicht mehr allein: In den vergangenen Monaten haben sich außer ihm auch andere angesehene Wirtschaftsexperten mit dem sensiblen Thema beschäftigt – und stoßen damit auf das Interesse der Portugiesen. Amarals wirtschaftspolitisches Manifest für einen Euro-Austritt ist seit Wochen ein Bestseller im portugiesischen Sachbuchmarkt.
Die Mehrheit der Portugiesen glaubt nicht mehr, dass die schwere Wirtschaftskrise mit dem Sparprogramm der Troika aus EU, IWF und Europäischer Zentralbank in den Griff zu bekommen ist. Der Frust richtet sich vor allem gegen die konservative Regierung, die ein klares Ziel vor Augen hat: Portugal soll wettbewerbsfähiger werden, indem die Arbeitskosten und damit die Gehälter und Löhne gesenkt werden. Wirtschaftsprofessor Amaral:
"Die Bevölkerung wird immer ärmer. Der Konsum der privaten Haushalte nimmt drastisch ab. Die Arbeitslosigkeit steigt rapide an. Und die Renten werden stark gekürzt. Die Verarmungsstrategie geht weiter, solange wir kein produzierendes Gewerbe haben, das dem Druck von außen standhält."
Die überwiegende Mehrheit portugiesischer Wirtschaftsexperten warnt jedoch vor den gravierenden Konsequenzen eines Euro-Austritts, der für noch chaotischere Verhältnisse sorgen würde als die Krise in Argentinien vor einem Jahrzehnt: Die Wirtschaft bräche zusammen, es gäbe noch mehr Arbeitslose und die Preise von importierten Güter wie Energie und Lebensmittel würden stark steigen.
Der Euro-Kritiker Amaral verbindet mit einem Austritt aus der Währungsunion auch eine wirtschaftspolitische Neuorientierung Portugals: weg von Europa, hin zur atlantischen Welt mit den historischen Verbindungen nach Angola oder Brasilien. In der portugiesischen Ideengeschichte ist das nichts Neues. Sowohl zu Zeiten des autoritären Salazar-Regimes als auch während der sogenannten Nelkenrevolution vor fast 40 Jahren gab es Gedankenspiele, die Portugal nicht in Europa verorteten, sondern in der außereuropäischen Welt, mit einer engen Anbindung an die ehemaligen Kolonien in Afrika und Südamerika.
Carlos Gaspar, der Leiter des Instituts für Internationale Beziehungen in Lissabon, sieht jedoch keine Gefahr für das europäische Projekt in Portugal:
"Im Jahr 2013 gibt es für Portugal keine Alternative zu Europa. Und keine politische Kraft unterstützt einen Euro-Austritt. Es gibt in Portugal einen europäischen Konsens, der auch in der Krise immun zu sein scheint. Die Verbindung zu Europa ist für uns Teil unseres Erbgutes."
Das liegt vor allem an der Entwicklung der portugiesischen Demokratie, die sich während und unmittelbar nach der Nelkenrevolution nur gegen radikalere Kräfte behaupten konnte, weil sie sich die europäische Integration auf die Fahne schrieb.
Der Euro-Kritiker João Ferreira do Amaral erwartete nicht, dass sein Buch einen Politikwechsel in Portugal bewirkt. Er will lediglich das Tabu brechen, dass man in Portugal über den Austritt aus der europäischen Währungsunion nicht öffentlich diskutieren kann:
"Natürlich kann kein Politiker sich für einen Euro-Austritt starkmachen. Doch Wirtschaftswissenschaftler wie ich, die über keine politische Autorität verfügen, sollten sich die Frage stellen. Denn es ist wichtig, dass diese Diskussion geführt wird."
"Die Einführung des Euro hat in Portugal ein großes Ungleichgewicht in der Wirtschaft geschaffen. Die Investitionen flossen in die Produktion von nicht handelbaren Gütern, die gegen die ausländische Konkurrenz geschützt waren. Das hat dazu geführt, dass sich unser Industrieanteil auf nur 13 Prozent der Wirtschaftsleistung reduziert hat. Und es wird noch schlimmer werden. Wir brauchen deshalb eine Währung, die unsere Wettbewerbsfähigkeit widerspiegelt. Und unsere Wettbewerbsfähigkeit ist gering."
In seinem gerade publizierten Buch "Warum wir aus dem Euro austreten sollen" beschreibt João Ferreira do Amaral, wie Portugal auf geordnete Art und Weise den europäischen Währungsraum verlassen könnte.
Lange Zeit galt der ehemalige Berater des sozialistischen Staatspräsidenten Mário Soares als einziger ernst zu nehmender Euro-Kritiker in Portugal. Doch er ist nicht mehr allein: In den vergangenen Monaten haben sich außer ihm auch andere angesehene Wirtschaftsexperten mit dem sensiblen Thema beschäftigt – und stoßen damit auf das Interesse der Portugiesen. Amarals wirtschaftspolitisches Manifest für einen Euro-Austritt ist seit Wochen ein Bestseller im portugiesischen Sachbuchmarkt.
Die Mehrheit der Portugiesen glaubt nicht mehr, dass die schwere Wirtschaftskrise mit dem Sparprogramm der Troika aus EU, IWF und Europäischer Zentralbank in den Griff zu bekommen ist. Der Frust richtet sich vor allem gegen die konservative Regierung, die ein klares Ziel vor Augen hat: Portugal soll wettbewerbsfähiger werden, indem die Arbeitskosten und damit die Gehälter und Löhne gesenkt werden. Wirtschaftsprofessor Amaral:
"Die Bevölkerung wird immer ärmer. Der Konsum der privaten Haushalte nimmt drastisch ab. Die Arbeitslosigkeit steigt rapide an. Und die Renten werden stark gekürzt. Die Verarmungsstrategie geht weiter, solange wir kein produzierendes Gewerbe haben, das dem Druck von außen standhält."
Die überwiegende Mehrheit portugiesischer Wirtschaftsexperten warnt jedoch vor den gravierenden Konsequenzen eines Euro-Austritts, der für noch chaotischere Verhältnisse sorgen würde als die Krise in Argentinien vor einem Jahrzehnt: Die Wirtschaft bräche zusammen, es gäbe noch mehr Arbeitslose und die Preise von importierten Güter wie Energie und Lebensmittel würden stark steigen.
Der Euro-Kritiker Amaral verbindet mit einem Austritt aus der Währungsunion auch eine wirtschaftspolitische Neuorientierung Portugals: weg von Europa, hin zur atlantischen Welt mit den historischen Verbindungen nach Angola oder Brasilien. In der portugiesischen Ideengeschichte ist das nichts Neues. Sowohl zu Zeiten des autoritären Salazar-Regimes als auch während der sogenannten Nelkenrevolution vor fast 40 Jahren gab es Gedankenspiele, die Portugal nicht in Europa verorteten, sondern in der außereuropäischen Welt, mit einer engen Anbindung an die ehemaligen Kolonien in Afrika und Südamerika.
Carlos Gaspar, der Leiter des Instituts für Internationale Beziehungen in Lissabon, sieht jedoch keine Gefahr für das europäische Projekt in Portugal:
"Im Jahr 2013 gibt es für Portugal keine Alternative zu Europa. Und keine politische Kraft unterstützt einen Euro-Austritt. Es gibt in Portugal einen europäischen Konsens, der auch in der Krise immun zu sein scheint. Die Verbindung zu Europa ist für uns Teil unseres Erbgutes."
Das liegt vor allem an der Entwicklung der portugiesischen Demokratie, die sich während und unmittelbar nach der Nelkenrevolution nur gegen radikalere Kräfte behaupten konnte, weil sie sich die europäische Integration auf die Fahne schrieb.
Der Euro-Kritiker João Ferreira do Amaral erwartete nicht, dass sein Buch einen Politikwechsel in Portugal bewirkt. Er will lediglich das Tabu brechen, dass man in Portugal über den Austritt aus der europäischen Währungsunion nicht öffentlich diskutieren kann:
"Natürlich kann kein Politiker sich für einen Euro-Austritt starkmachen. Doch Wirtschaftswissenschaftler wie ich, die über keine politische Autorität verfügen, sollten sich die Frage stellen. Denn es ist wichtig, dass diese Diskussion geführt wird."