Am Montag geht es los: Dann fließen die ersten Milliarden aus der Europäischen Zentralbank auf die Anleihemärkte, das gigantische Kaufprogramm für Staatsanleihen startet. EZB-Präsident Mario Draghi gab sich gewiss, genügend Verkäufer zu finden, schließlich liege mehr als die Hälfte aller europäischen Staatsanleihen im Ausland. Und wirken werde das Programm auch, ja es habe schon gewirkt:
"Was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass unsere Geldpolitik den Verfall der Inflationserwartungen gestoppt hat, der im Juli vorigen Jahres eingesetzt hatte."
Die Volkswirte der EZB ziehen mit. Sie haben wegen des gesunkenen Ölpreises die erwartete Inflationsrate für dieses Jahr zwar gesenkt, aber für nächstes Jahr von 1,3 auf 1,5 Prozent angehoben. Erstmals rückten die EZB-Fachleute eine Inflationsprognose für 2017 heraus: 1,8 Prozent. Käme es so, wäre das Ziel der Zentralbank, eine Teuerungsrate von unter, aber nahe zwei Prozent anzusteuern, erreicht. Draghi geht davon aus, dass es so kommt:
"Our monetary policy measures will bring inflation rates towards levels below, but close to two percent in the medium term."
"Die EZB hat einen cleveren Zeitpunkt gewählt"
Dann wäre die Deflationsgefahr gebannt. Dass die EZB sich diesen Erfolg auf ihre Fahnen schreiben würde, hatten Beobachter erwartet, auch wenn sie meinen, die Inflationsrate wäre auch ohne das EZB-Programm angestiegen. Ulrich Kater, der Chefvolkswirt der Deka-Bank:
"Nun hat die EZB einen sehr cleveren Zeitpunkt gewählt. In diesem Jahr werden sich die Wirtschaftsdaten in Europa sowieso verbessern. Wir sind mit Schwung unterwegs. Wir haben wieder leicht steigende Ölpreise. Das wird sich in den Inflationsraten in drei, vier Monaten niederschlagen. Also, auf den ersten Blick wird die EZB Erfolg haben mit ihrem Programm. Im Hintergrund ist es so, dass sie einfach sichergehen möchte, dass diese Erholung, die bereits unterwegs ist, auch noch zusätzlichen Schub bekommt, damit man eben nicht wieder in diese depressiven und ängstlichen Zukunftsvisionen abdriftet, die eben unmittelbar nach der Krise oder in der Finanzkrise vorherrschten."
Es scheint in der Geldpolitik wie in aller Politik: der Erfolg hat viele Väter. Es zögen auch nicht nur die Wertpapierbesitzer ihren Erfolg aus dem Programm, wehrte Draghi ab. Nein, es komme in der Realwirtschaft an:
"Was wir nun sehen, ist, dass diese Geldpolitik sich auswirkt in Form von niedrigeren Kreditkosten für die Realwirtschaft, für die Unternehmen, auch für die Nicht-Banken und Haushalte. Deren Kreditversorgung etwa hat sich gebessert."
Auch Anleihen mit negativer Rendite werden gekauft
Monatlich 60 Milliarden Euro will die EZB für Anleihen ausgeben, erst einmal bis September nächsten Jahres, womöglich länger. Auch Anleihen mit negativer Rendite würden gekauft. Diese müsse aber über dem Einlagenzins von derzeit minus 0,2 Prozent liegen. Auch Anleihen staatlicher Institutionen will die EZB kaufen, wie etwa solche der deutschen Staatsbank KfW.
Zu Griechenland sagte Draghi, die EZB habe ihre Kreditvolumen an Athen in den vergangenen zwei Monaten auf 100 Milliarden Euro verdoppelt. Das allein mache 68 Prozent der griechischen Wirtschaftsleistung aus. Im Grunde sei die EZB schon die Zentralbank Griechenlands. Aber sie müsse an alle Euroländer denken. Denn sie sei eine regelbasierte Institution, keine politische. Und eine Regel laute, dass die EZB nicht zur Staatsfinanzierung da sei.