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Eve Arnold
Eine Hommage an die große Magnum-Fotografin

Eve Arnold (1912 - 2012) ist ebenso berühmt geworden für ihre sensiblen sozialpolitischen Reportagen wie für ihre intimen Porträts von Filmstars wie Marlene Dietrich, Joan Crawford oder Marilyn Monroe. Eine Ausstellung in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen zeigt jetzt einige der schönsten Werke der Meisterfotografin.

Von Achim Hahn |
    Drei Fotobände der Fotografin Eve Arnold stehen am 22.05.2014 in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen (Nordrhein-Westfalen) auf einem Tisch. Die Fotoausstellung der großen Magnum-Fotografin zeigt vom 25.05. bis zum 07.09.2014 die wichtigsten Portraitaufnahmen, neben der Reisefotografie und den politischen Fotos.
    Das Titelbild der Ausstellung: Marlene Dietrich vor einem Mikrofon im schwarzen Cocktailkleid, den linken Arm in die Hüfte gestemmt, mit der rechten Hand hält sie lässig eine Zigarette an den Mund. Fotografiert bei einer Plattenaufnahme der Diva, mit der sie ihr Comeback vorbereitete. Eine Serie aus dem Jahr 1952, die für Eve Arnold als Porträtfotografin wegweisend war:
    "Und das ist das Besondere, dass sie die Menschen in Aktion zeigt. Damit lanciert sie schon einen Paradigmenwechsel in der Porträtfotografie."
    Es war die goldene Ära des Fotojournalismus, in der Eve Arnold zu fotografieren begann. 1948 war das, erklärt Julia Austermann, die Kuratorin der Oberhausener Ausstellung:
    "Ihre erste Fotoreportage macht sie ja über die schwarzen Frauen in Harlem."
    Der Beginn auch in der Fotoagentur MAGNUM Anfang der 1950er Jahre, in einer Zeit des offenen Rassismus in den USA
    "und das Besondere ist hier: Die Frauen präsentieren ihre selbstgefertigten Kleider. Damit begehren sie gegen die etablierte Damenmode der weißen Frauen zu dieser Zeit auf. Und was Eve Arnold macht, dass sie einen Blick hinter die Kulissen, Backstage, in die Garderoben, wie die Models sich umkleiden, lachen, im Gespräch verwickelt sind, also diese Reportage sich ganz klar von den damals inszenierten Studioaufnahmen der Modebranche absetzen."
    Soziale Fotoreportagen, die einen anderen Blick zeigten, weiblicher vielleicht, zumeist aus Perspektiven, die ihren männlichen Kollegen versagt blieben, erzählt Andréa Holzherr von MAGNUM. Sie hatte Eve Arnold noch persönlich kennengelernt.
    "Sie hat eigentlich auf allen Feldern der Reportage gearbeitet, außer der Kriegsreportage, und ich denke - in diesen Zeiten war die Agentur auch noch relativ klein -, dass sie sehr viel Soziales übernommen hat, weil sich die Herren Kollegen nicht so wahnsinnig dafür interessiert haben."
    Berührend ihre schwarzweiße Fotostory über „Die ersten 5 Minuten im Leben eines Babies". Erstmalig in den 50er Jahren.
    "Dieses Bild mit der Hand der Mutter, wo man das kleine Händchen des neugeborenen Babies sieht. Sicher auch eines ihrer bekanntesten Bilder."
    Genau wie die berühmte Serie "Hinter dem Schleier", in der Aufnahmen muslimischer Frauen zu sehen sind. Farbenbetonte Einblicke hinter die Kulissen auch eines Harems - Ergebnis ihrer vielfältigen, oft monatelangen Reisen. Sie fotografierte mongolische Kunstreiter, die Zuhörer einer Indira Ghandi Kundgebung, Voodooanhänger in Haiti. War eine der ersten westlichen Fotoreporterinnen im China nach der Kulturrevolution. Denn:
    "Das war ihre Leidenschaft, die Reisereportage, die Welt entdecken, die Menschen kennelernen."
    Völlig neu auch ihr Blick auf die Idole der Traumfabrik. Marilyn Monroe zum Beispiel begleitete sie über zehn Jahre und zeigte die damals schönste Frau der Welt von ihrer natürlichen, fragilen Seite: Vertieft in den "Ulysses"-Roman von James Joyce oder mit nacktem Rücken posierend auf einem Studiostuhl, während eine Hand aus der Bildlinken ihre Position korrigiert. - Faszinierend auch die ungeschönten Detailaufnahmen von Joan Crawford als alternde Diva, die sie in der Garderobe bei der Schminkprozedur zeigen.
    "Das waren natürlich Stars, die wollten alles von vorne bis hinten kontrollieren, und das wollte Eve eben nicht,..."
    ... sondern sie wollte Bilder zeigen von Menschen, die berühren, erstaunen und Geschichten erzählen. Die Oberhausener Ausstellung - ein sehenswerter Einblick in die drei großen Leidenschaften einer einer einfühlsamen Beobachterin und vielseitigen Fotografin.