"Griaßt euch, so, mir san die "Peanuts". Mir dürfen euch jetzt einlode! Ihr wisst, beim Auftakt in den Abend ist das beste, gleich heiß zu starden. Deshalb kommt‘s virra zum Tanzen mit ‚It never rainsss in Southern California‘."
"Die Peanuts" - mit Manfred Weber am Mikrofon und Claus Atzenbeck am Bass. Der Informatiker Atzenbeck ist Webers bester Freund.
"Wenn man ihn so nach der Kirche zum Beispiel trifft, er bei der Geburtstagsfeier hier ist, oder beim Bandtreffen - dann ist das einfach der Mane. Der mit dem man sich halt einfach so trifft. Da hat man nicht im Kopf, dass der sich mit irgendwelchen hochrangigen Politikern trifft, welchen Einfluss er letztendlich hat, auch in Europa, dann sind das zwei verschiedene Leute in gewisser Weise. Von unserem Blick aus."
Sie kennen sich seit der Grundschule
Claus Atzenbeck kennt Manfred Weber noch aus der Grundschule. Viele Jahre spielten sie gemeinsam bei den "Peanuts". Heute ist Atzenbeck Informatik-Professor in Hof, Weber ist seit 14 Jahren Abgeordneter im EU-Parlament in Brüssel und Straßburg. An den Wochenenden kehren beide heim: in ein beschauliches Örtchen zwischen München und Regensburg - nach Wildenberg.
Wildenberg an einem Samstagmittag. 1.400 Bewohner, aber kaum einer auf der Straße. Die Metzgerei hat gerade zugemacht. Über dem Dorf, auf zwei Hügeln, die Wahrzeichen von Wildenberg: die Pfarrkirche, in der man sonntags oft auch Manfred Weber trifft. Und ein heruntergekommenes Schloss aus dem 16. Jahrhundert.
"Man sieht, dass hier Bäume aus dem Schornstein wachsen, die Mauern bröckeln. Wir würden uns wirklich freuen, wenn hier was voran geht, dass man hier bald was machen könnte."
Winfried Roßbauer von der CSU ist zweiter Bürgermeister in Wildenberg. Er war es, der Manfred Weber vor rund 30 Jahren in die Junge Union holte. Heute sehen sie einander noch bei Sitzungen ihres CSU-Ortsverbands. Denn Manfred Weber setzt sich immer noch für seine Heimatstadt und das Schloss ein.
"Im Prinzip hat er eingeladen, zu einem runden Tisch. Die wichtigsten Entscheider waren dann an einem runden Tisch zusammen. Wenn dann so ein Mensch wie der Manfred dabei ist, dann wirkt das auch ganz anders. Das ist ihm sehr wichtig. Er wohnt ja so, dass er das Schloss jeden Tag anschauen muss, wenn er zuhause ist. Also von daher ist es schon, nein, es ist ihm wirklich wichtig, dass das a Bestand erhaltend ist."
Nicht leicht, Menschen zu finden, die Weber nicht mögen
Winfried Roßbauer lässt nichts auf seinen früheren Schützling Manfred Weber kommen. Mehr als 30 Jahre ist es her, dass er den 14-jährigen Weber auf CSU-Feste mitgenommen hat, ihn eingeführt hat in die Politik - Vorsitzender der Jungen Union Bayern, Kreistag, Landtag, Europaparlament, Fraktionschef und heute, mit 46 Jahren, auf dem Weg zum EU-Kommissionspräsidenten.
"Wo ich mi heut noch erinnere dran, das war eine Rede bei der Jahresversammlung der Jungen Union Bayern. Irgendwo in Franken war das. Ich hab nicht gewusst, was er will, aber bin dann hingefahren. Und zwar ich hab ihm als Geschenk, wie i ihn aufgenommen hab in die Junge Union, eine CSU-Krawatte geschenkt. Und dann hat er das als Anlass genommen, mir die Krawatte - ungebraucht hat er gesagt - wieder zurückzugeben. Net böswillig, sondern dass ich das halt in Erinnerung behalte. Die hab i noch, ja die hab ich noch zu hause, die geb i auch nicht her."
Es ist nicht leicht, in Wildenberg Menschen zu finden, die Weber nicht mögen. Dabei hat der Europapolitiker vor sechs Jahren im Bürgermeister-Wahlkampf in Wildenberg mitgemischt - was nicht jedem gefiel. Als Mitglied im CSU-Ortsverband machte sich Weber für seinen alten Mentor Winfried Roßbauer stark. Dessen Gegenkandidatin Marion Schwenzl verließ aus Protest die CSU, trat den Freien Wählern bei - und gewann die Bürgermeister-Wahl. Danach bat Weber um einen Termin, um sich zu entschuldigen. Schwenzl nahm an.
Söder ist der Gegen-Entwurf zu Weber
Markus Söder wird sich kaum entschuldigen, wenn er Manfred Weber demnächst den CSU-Vorsitz wegschnappt. Der bayerische Ministerpräsident freute sich schon öffentlich auf Facebook, dass Weber demnächst genug in Brüssel zu tun hat.
"Toi toi toi. Lieber Manfred, ich drück' Dir die Daumen. Ich glaube, Du wirst gewinnen. Aber es schadet nix, ein bisschen Rückenwind zu bekommen. Rückendeckung aus Bayern."
Söder ist der Gegen-Entwurf zu Weber: forsch, bisweilen dreist. Weber ist eher vorsichtig und zurückhaltend. Seine Entscheidung, als junger Politiker nach Brüssel zu gehen, war auch eine Flucht vor den harten Revierkämpfen in der bayerischen Landespolitik. Manche in der CSU finden, Weber solle öfter mal etwas riskieren. Sein alter Mentor Winfried Rossbauer aus Wildenberg sagt:
"Ich glaub, dass der Manfred sehr, ja wie soll ich sagen, ausgleichend wirkt und überhaupt net auf irgendetwas draufhauen will. Und der Söder ist halt umgekehrt. Ich mein Söder ist halt, der haut halt drauf und sagt: "So ist das!" und zack und das macht er dann. Obs dann gut ist oder schlecht, der geht dann nimmer zurück. Der Manfred überlegt lieber dreimal, und, bevor er dann entscheidet und sagt dann ok."
Klingt wie eine Stellenbeschreibung für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten. Der muss sich meist auch erst mit 27 Länder-Regierungen abstimmen, bevor er entscheidet. Ob Manfred Weber das höchste europäische Regierungsamt tatsächlich übernimmt, entscheidet sich bei der Europawahl kommenden Mai. Sollte die "Europäische Volkspartei" dort die Mehrheit erhalten, wird Weber Nachfolger von Jean-Claude Juncker. Vielleicht greift er dann wieder zur Gitarre und spielt den einzigen selbstkomponierten Song seiner Band "Die Peanuts": eine Schmuse-Ballade mit dem Titel "Spitzeng’fühl".