Der Raum ist dunkel und klein. Das Mikroskop nimmt fast die Hälfte des Platzes ein. Darcie Moore blickt konzentriert durch das Okular.
"Wir arbeiten viel mit Mikroskopie, denn was man sehen kann, dem glaubt man auch."
Auf einem großen Monitor ist zu sehen, was die Neurobiologin unter die Linse genommen hat: Eine Kultur von grün leuchtenden Nervenzellen.
"Jetzt ist der Trick eine Zelle zu finden, die sich teilt."
Stammzellen sorgen im Gehirn für lebenslangen Nachschub an Neuronen. Durch Mitose, also Zellteilung, bilden sie sowohl neue Nervenzellen als auch weitere Stammzellen. Voraussetzung für den Erhalt ihrer Teilungsfähigkeit ist allerdings, dass sie möglichst wenig altern. Darcie Moore und ihre Kollegen untersuchen, worin das Geheimnis der ewigen Stammzell-Jugend liegt.
"Eine Sache, die wir herausgefunden haben, ist, dass die Stammzellen die Zellteilung benutzen um sich quasi selbst zu reinigen."
Die Sache mit dem Quell der Jugend
Die Zellen unter dem Mikroskop kommen von Mäusen, die gerade mal sechs Wochen jung sind. Sie leuchten grün, weil die Wissenschaftler in ihnen den zellulären Müll angefärbt haben: Proteine die alt, falsch gefaltet oder sonst wie beschädigt sind. Sie sammeln sich im Laufe eines Zell-Lebens an und beeinträchtigen irgendwann die Funktionsfähigkeit. Um zu zeigen wie sich die Stammzellen vor diesem Alterungsprozess schützen, sucht Darcie Moore nach einer Stammzelle, die sich gerade teilt:
"Oh, vielleicht habe ich hier eine.... ja sehr schön – man kann es wirklich gut sehen. Aufregend! Das hier ist eine Zelle in der Metaphase, also genau bevor die eigentliche Teilung beginnt. Und man kann deutlich sehen, dass die kaputten Proteine alle auf nur einer Seite der Zelle sind."
Tatsächlich strahlt nur eine Seite der teilungsbereiten Zelle grün. Eine unsichtbare Diffusionsbarriere hält die beschädigten Proteine davon ab, sich gleichmäßig zwischen den beiden Töchtern zu verteilen. Stattdessen landen alle Erblasten in nur einer Zelle. Diese reift dann oft zu einem Neuron. Die "saubere" Zelle lebt danach als Stammzelle weiter. Für sie ist die Zellteilung eine Verjüngungskur. Allerdings eine mit Verfallsdatum:
"Bei älteren Gehirnen funktioniert das nicht mehr so gut. Der zelluläre Müll wird gleichmäßiger zwischen den Zellen verteilt. Die Folge davon ist, das sie weniger gut funktionieren und das führt letztendlich zum Altern des gesamten Organismus."
Einiges deutet darauf hin, dass Stammzellen nicht nur im Gehirn, sondern auch in anderen Organen Diffusionsbarrieren nutzen um Altlasten los zu werden. Sollte sich das bestätigen, könnte hier ein neuer Ansatz für zukünftige Therapien von altersbedingten Krankheiten liegen. Guter Stoff für Science-Fiction-Literatur ist auf jeden Fall garantiert.
"Ich meine, natürlich ist die Idee verlockend, wir könnten den Quell der Jugend finden. Das ist es wohl, was vielen Leuten dabei einfällt. Ich bezweifle aber, dass unserer Ergebnisse jemals zu einer solchen Entdeckung führen."