"Ich habe gedacht, Karadzic bekommt lebenslänglich", sagte der frühere Bundesaußenminister. Schließlich sei der heute 70-Jährige politisch dafür verantwortlich gewesen, dass in Bosnien 100.000 Menschen umgekommen seien. Bei einem späteren Treffen anlässlich des Friedensabkommens von Dayton habe er ihm bewusst nicht die Hand gegeben, erklärte Kinkel.
Der FDP-Politiker betont aber auch die Schuld des Auslands: Die von der UNO in Srebrenica eingerichtete Sicherheitszone sei zum Schutz der Muslime völlig unzureichend gewesen. "Es war ein totales Versagen der Völkergemeinschaft insgesamt, der Vereinten Nationen, der NATO, der Europäer - auch mein Versagen", sagte Kinkel im DLF, "obwohl ich im Einzelnen nicht gewusst habe, was da ablief in den schrecklichen Tagen von Srebrenica". Bis heute leide er darunter, dass der Völkermord nicht verhindert wurde.
Nach Srebrenica habe sich die Völkergemeinschaft geschworen, so etwas nie wieder zuzulassen. Doch auch in Syrien habe sie wieder "gigantisch versagt", kritisierte Kinkel. "250.000 Menschen sind für meine Begriffe unnötig ums Leben gekommen." Auch die deutsche Außenpolitik habe er manchmal nicht verstanden, sagte der FDP-Politiker: "Man hätte - trotz des Einspruchs der Russen und der Chinesen im Sicherheitsrat - was Flugverbotszonen anbelangt und Medikamenten- und Lebensmittelversorgung, für meine Begriffe mehr erreichen können."