
In Rheinland-Pflanz war Vogel zunächst Kultusminister unter dem späteren Bundeskanzler Kohl, das Amt des Ministerpräsidenten hatte er von 1976 bis 1988 inne. Nach der Wiedervereinigung führte er dann von 1992 bis 2003 Thüringen. Bei der letzten Landtagswahl mit Vogel als Spitzenkandidat 1999 holte die CDU die absolute Mehrheit in dem Bundesland - danach begann eine langjährige Talfahrt des Thüringer Landesverbands der Christdemokraten.
Jahrzehntelang war Vogel auch Mitglied im CDU-Bundesvorstand sowie viele Jahre lang Vorsitzender der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung. Der jetzige KAS-Vorsitzende Lammert sagte dem "Spiegel", Vogels Wirken habe einen nachhaltigen Beitrag zum Zuammenwachsen des wiedervereinigten Deutschlands geleistet.
Bernhard Vogel war der jüngere Bruder des SPD-Politikers Hans-Jochen Vogel. Dieser machte in der SPD Karriere und war zwischenzeitlich deren Bundesvorsitzender. Der langjährige Oberbürgermeister von München und ehemalige Bundesjustizminister starb 2020 im Alter von 94 Jahren. Beide Brüder hatten 2009 gemeinsam eine "kleine Geschichte der Bundesrepublik" unter dem Titel "Deutschland aus der Vogelperspektive" veröffentlicht.
Politik-Karriere war nicht sein Plan
Ursprünglich wollte Bernhard Vogel, der in Göttingen geboren wurde, nach eigener Aussage gar nicht hauptberuflich in die Politik gehen. Er studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Volkswirtschaft in Heidelberg, als ihn Betriebsräte des BASF-Konzerns baten, für den Bundestag zu kandidieren. "Ich war allenfalls auf eine Periode angelegt", sagte er später dazu.
Seine Zeit als Regierungschef in Thüringen nannte er rückblickend "das größte Abenteuer meines Lebens", das schwieriger gewesen sei, als er zunächst gedacht habe. Die Beseitigung der Schäden, die unter 40-jähriger SED-Herrschaft in der DDR entstanden seien, habe sich als kompliziert erwiesen. "Sie ist bis heute nicht in allen Bereichen abgeschlossen", sagte Vogel an seinem 90. Geburtstag der Deutschen Presse-Agentur.
"Brückenbauer zwischen Ost und West"
Insgesamt war der Klassik-Liebhaber und leidenschaftliche Freizeit-Schwimmer, der lange in Speyer lebte, fast ein Vierteljahrhundert Regierungschef - länger als jeder andere. Bis zuletzt bezog Vogel zu politischen Debatten Position. So warnte er die CDU vor einer Zusammenarbeit mit der AfD, riet seiner Partei aber davon ab, sich um deren Wähler zu kümmern. Als "überzeugtes und aktives Mitglied" seiner Kirche gehörte Vogel vier Jahrzehnte lang dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken an. Von 1972 bis 1976 war er Vorsitzender dieses obersten Laiengremiums.
Bundespräsident Steinmeier würdigte Vogel für dessen Verdienste um die Wiedervereinigung. Deutschland verliere einen seiner beliebtesten Politiker und einen leidenschaftlichen Kämpfer für die Demokratie, heißt es in einem Kondolenzschreiben. Er erinnerte zudem an Vogels Engagement in der katholischen Kirche. Sein christlicher Glaube habe ihm oft zu einem unabhängigen Urteil verholfen.
CDU-Vorsitzende Merz schrieb Merz, Vogel sei ein Brückenbauer zwischen Ost und West gewesen. Die Union verliere einen verdienten Christdemokraten und Ausnahmepolitiker, der das Gesicht der Bundesrepublik geprägt habe. Bundeskanzler Scholz schrieb, Vogel sei eine unermüdliche Stimme für die Demokratie gewesen. Diese Stimme werde fehlen.
Thüringens Ministerpräsident Voigt (CDU) sprach von einem "Jahrhundertpolitiker" und einem "Urgestein der bundesdeutschen und in besonderem Maße der Thüringer Politik". Vogel habe mit einem freundlichen Lächeln, mit scharfem Verstand und unerschütterlicher Überzeugung Führung ausgeübt. "Sein Rat war nie laut, nie belehrend - aber immer klug", erklärte Voigt.
Diese Nachricht wurde am 03.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.