Vor 13 Jahren lagen für Michael Rasmussen nur zwei Tage zwischen Freund und Leid. Bei der Tour de France 2007 lieferte sich der dänische Ex-Radprofi einen packenden Zweikampf mit Alberto Contador am Col de Peyresourde in den Pyrenäen. "Rückblickend war dieser Tag einer der aufregendsten meines Lebens. Und ich denke, dass dieser Kampf in die Geschichtsbücher eingegangen ist", sagte Rasmussen im Dlf. Das Video dazu postete er auf Twitter an dem Tag, an dem die jetzige Tour dort wieder hochfuhr. Zwei Tage nach dem damaligen Zweikampf wurde Rasmussen als Gesamtführender aus dem Rennen genommen.
Sein Team Rabobank hatte den heute 46-Jährigen suspendiert, nachdem er mehrfach falsche Angaben über seinen Aufenthaltsort gemacht hatte und Dopingkontrollen ferngeblieben war. Jahre später hat Rasmussen ein Doping-Geständnis abgelegt. "Mein Leben hat sich für immer verändert - an genau diesem Tag. Denn es ist wirklich ein sehr dramatischer Einschnitt im Leben: vom potenziellen Tour de France-Sieger zu einem, der nie wieder auf höchstem Niveau gefahren ist", so Rasmussen. "Mein Leben ergab in den folgenden Tagen überhaupt keinen Sinn mehr. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um zu erkennen, in welcher Situation ich mich tatsächlich befand."
Heute kommentiert Rasmussen die Tour de France für eine dänische Zeitung und ist auch in den sozialen Netzwerken sehr aktiv. Sein Blick ist dabei durchaus zynisch. "Ich bin nicht in diese Welt gekommen, um den Menschen zu gefallen. Aber ich werde die Dinge so erzählen, wie sie sind", sagt er. "Einige Leute denken, ich sei zu zynisch. Und andere applaudieren, dass da draußen jemand die Wahrheit sagt."
"Sie werden alle Mittel nehmen, die möglich sind"
Die Tour de France hat in den vergangenen Jahren immer wieder den Anspruch erhoben, sauberer und weniger anfällig für Doping zu sein. Rasmussen glaubt jedoch nicht, dass sich etwas geändert hat: "In diesem Sport geht es um den Sieg. Ich war in dieser Position und weiß genau, welche Mechanismen, welche Faktoren triggern – das ist vor allem der Wunsch zu gewinnen", sagt er. "Und das hat sich während der Zeit und den Generationen nicht geändert – es war in den 80ern, 90ern und 2000ern genauso. Es ja heute nicht so, dass die Fahrer den Menschen, die in einem anderen Jahrzehnt geboren wurden, moralisch überlegen sind."
Zwar würden sich die Bedingungen für Doping jedes Jahr ändern, die Fahrer würden sich diesen Bedingungen jedoch einfach anpassen. "Wenn Sie mich also fragen, ob ich immer noch der Meinung bin, dass Menschen leistungssteigernde Medikamente einnehmen, würde ich sagen, dass sie alle Mittel nehmen werden, die möglich sind in der jeweiligen Ära."