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Ex-VW-Manager soll Opel aus der Krise führen

Der ehemalige VW-Manager Karl-Thomas Neumann wurde vom Opel-Aufsichtsrat zum neuen Vorstandschef berufen. Von ihm wird viel erwartet. Er soll ab März das General-Motors-Tochter-Unternehmen in die Gewinnzone führen.

Von Michael Braun |
    Fotos von ihm gibt es schon; Neumann mit Opel-Blitz im Hintergrund. Neumann am Steuer eine Opel-Cabrios. Wirklich ankommen bei Opel wird Karl-Thomas Neumann am 1. März. Dann soll er den Vorstandsvorsitz bei dem leidenden Automobilbauer aus Rüsselsheim übernehmen und als Präsident von GM Europe auch in die amerikanische Konzernführung eingebunden sein. Opel-Aufsichtsratschef Steve Girsky hat festes Vertrauen in seinen neuen Mann an der Opel-Spitze. Neumann, so ließ Girsky heute wissen, werde "das Unternehmen zu einem der erfolgreichsten Turnarounds in der europäischen Automobilgeschichte führen." Womöglich hatte Girsky im Ohr, wie Neumann vor Jahren als Vorstandschef beim Automobilzulieferer Continental einmal eine brenzlige Situation managte und dann verkündete:

    "Es hat heute etwas länger gedauert als geplant. Aber wir haben heute die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass dieses Unternehmen auch in Zukunft ein stabiles finanzielles Fundament haben wird."

    Dass Neumann zu Opel wechseln konnte, ist wohl auch das Verdienst der IG Metall. Deren Vorsitzender Berthold Huber konnte es nicht mehr mit ansehen, wie der Aufsichtsratsvorsitzende Girsky den Rüsselsheimer Autobauer führte:

    "Der gute Steven Girsky. Eine derart schlecht geführte und vorbereitete Verhandlung, wie das das Management von Opel seit dem Frühsommer letzten Jahres bietet, habe ich in meiner langen Tarifkarriere noch nicht erlebt. Und das heißt was."

    So nutzte Huber seine Kontakte als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von VW, den seit 2009 dort angestellten Neumann aus seinem Vertrag herauszulösen und zu Opel ziehen zu lassen.

    Neumann sagt über seine neue Aufgabe: "Ich weiß, dass es eine anspruchsvolle Aufgabe sein wird." Der 51 Jahre alte promovierte Elektrotechniker traut sie sich offenbar zu. An Opel lobte er nicht nur die "reiche deutsche Automobiltradition", sondern auch das "starke Produktportfolio". Doch es gibt keinen Automatismus, dass gute Autos auch gekauft werden. Im Moment behindern sich Eigentümer und Arbeitnehmer gegenseitig: Die einen wollen sinkende Kosten, sinkende Löhne, weniger Fabriken. Die anderen wollen Tarifverträge und Arbeitsplätze mit kalkulierbarer Sicherheit. Dass beide Seiten große Stücke auf ihn halten, könnte Neumanns Chance sein.