Mit Pauken und Trompeten erinnerten die Tibeter in ihrem Exil in Indien heute an den Aufstand in Tibet gegen die chinesischen Besatzer vor 60 Jahren.
Nach einem Festakt mit zahlreichen Gästen aus der ganzen Welt, startete am Haustempel des Dalai Lama in Dharamshala ein Friedensmarsch, zu dem der tibetische Jugendkongress und andere Nichtregierungsorganisationen aufgerufen hatten. "Free Tibet", der weltbekannte Slogan des Tibetan Youth Congress hallte über das Tal.
Ihr Generalsekretär, Tashi Lamsang hofft auf noch mehr internationale Unterstützung: "Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, setzt darauf, dass eine Lösung in Übereinkunft mit der chinesischen Regierung gefunden wird. Doch dieser Mittelweg, mit Tibet als autonomer Region innerhalb der Volksrepublik China, hat in den vergangenen Jahrzehnten nichts gebracht. Wir kämpfen für eine vollständige Unabhängigkeit von China, doch auch das kommt nicht voran. Wir brauchen mehr Unterstützung durch die internationale Staatengemeinschaft. Viele Länder unterwerfen sich aus wirtschaftlichen Gründen dem chinesischen Druck und das ist nicht fair gegenüber Tibet."
Wenige Tage nach dem Tibet-Aufstand vor 60 Jahren floh der Dalai Lama nach Indien, wo er bis heute im Exil lebt.
"Chinesen warten darauf, dass der Dalai Lama stirbt"
Dolma Yangchen, die Präsidentin der tibetischen Frauenorganisation, erlebte die Flucht als Baby in den Armen ihrer Eltern. Der heute 60-Jährigen kamen die Tränen, bei dem Gedanken, was mit Tibet geschehen werde, wenn der 14. Dalai Lama, der inzwischen 84 Jahre alt ist, nicht mehr lebt.
"Die Chinesen warten natürlich darauf, dass der Dalai Lama stirbt. Aber das wird nicht so schnell passieren. Wir denken auch manchmal darüber nach, was aus uns wird. Bestimmt wird sich dann einiges ändern, auch die internationale Unterstützung für Tibet. Und das beunruhigt uns natürlich."
Noch haben die Tibeter für ihren Freiheitskampf viel Unterstützung in der Welt. Doch die Volksrepublik China, mit ihrem wirtschaftlichen Potential, macht Druck auf alle und jeden.
China verweigert Menschenrechtlern die Einreise
Auch der Bundestagsabgeordnete Michael Brand von der CDU, der als Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte an der Feier in Dharamshala teilnahm, hat das schon erlebt, als ihm China die Einreise verweigerte.
"Deutschland gehört zu den Ländern, die das Thema Menschenrechte immer ansprechen. Die Bundeskanzlerin ebenso wie der Außenminister. Aber das reicht nicht aus. Wenn ich mir vorstelle, dass die Menschenrechtler im Deutschen Bundestag seit über drei Jahren nicht in dieses Land reisen dürfen, aber Wirtschaftsdelegationen dort empfangen werden, dann muss man sich die Frage stellen, ob man nicht mal eine Konsequenz zeigt. Und chinesischen Diplomaten die Einreise verweigert. Das würde auch in China verstanden."
Zwei Wochen dauerte die Flucht des Dalai Lama vor 60 Jahren. Ende März erreichte das noch junge Oberhaupt der Tibeter Indien, wo er bis heute im Exil lebt. Alle Versuche ihm einen Besuch in Tibet zu ermöglichen, sind bislang gescheitert.