"Wir sind hier im Norden der Insel, in einem Wald mit sehr hohen Bäumen. An anderen Stellen finden wir die Bonsai-Versionen dieser Arten. Und das alles hier wächst auf Sand."
Über dem Kopf von Jan Aldenhoven erheben sich lichte Eukalyptusbäume, Akazien und Grasbäume. Den Boden bedeckt dichtes, grünes Unterholz. Die Meeresbiologin und Naturfilmerin lebt seit vielen Jahrzehnten auf North Stradbroke Island vor der Küste des australischen Bundesstaates Queensland, und setzt sich gegen den Sandabbau ein. Mehr als die Hälfte der Insel ist an Minengesellschaften verpachtet und abgeriegelt. 50 Millionen Tonnen Sand holen diese jedes Jahr aus dem Boden - Quarzsand für die Glasherstellung, sowie solchen, der reich an Mineralen wie Rutil, Ilmenit und Zirkon ist. Aldenhoven:
"Dort hinten können Sie die Hänge einer Sandgrube sehen, die sich etwa 100 Meter tief in die Landschaft frisst."
Das einzigartige Ökosystem der Insel wird dafür zerstört. Und zwar unwiederbringlich zerstört, sagt Errol Stock. Der pensionierte Geologe und Umweltwissenschaftler war lange Jahre Dozent an der Griffith Universität in Brisbane und hat die Sandminen der australischen Ostküste studiert.
"Um das Material abbauen zu können, wird die Vegetation und der Oberboden abgetragen und dann ein tiefes Loch in den Sand gegraben. In dieses wird so viel Wasser gepumpt, dass ein See entsteht, auf dem dann ein Schwimmbagger arbeiten kann."
Der Sand der Insel ist über Hunderttausende von Jahren hinweg herangeweht worden und hat unterschiedliche Schichten gebildet. Einige dieser Sandschichten sind wasserdurchlässiger als andere. Beim Sandabbau werden diese Schichten zerstört und damit die Hydrologie der gesamten Insel verändert. Die Gruben würden zwar später wieder zugeschüttet und bepflanzt, erzählt Errol Stock, aber die komplizierte, ursprüngliche Schichtung lasse sich nicht wieder herstellen.
"Meiner Ansicht nach schaffen die Minengesellschaften eine komplett neue Landschaft, mit einer neuen Sedimentstruktur und neuen Böden. Sie ersetzen die vom Wind herangewehten Sanddünen durch aufgespülte Sandablagerungen. Das Ergebnis ist eine gigantische industrielle Landschaft."
Jan Aldenhoven ist bei ihrer Führung an einer Lichtung angelangt. Der artenreiche grüne Wald wird hier abgelöst von niedrigem, einförmigen Bewuchs.
"Dort hinten ist die Yarraman Mine, in der Schwerminerale abgebaut werden. Die Hänge hier vorne sind vor kurzem rekultiviert worden und weiter hinten sehen sie noch nackte Sandhügel."
Genau solche rekultivierten Flächen auf North Stradbroke Island hat der Ameisenforscher Jonathan Majer von der Curtin Universität in Perth untersucht. Ameisen gelten als gute Indikatoren für die Gesundheit und Stabilität eines Ökosystems.
" Die Ameisenfauna kam sehr schnell und in sehr großer Vielfalt zurück. Aber dann, nach etwa sechs Jahren kollabierte sie plötzlich. Der Grund dafür war eine invasive Ameisenart, die aus Afrika kommt und die heimischen Arten verdrängte. Was also am Anfang gut aussah, war im Endeffekt nicht so gut."
Invasive Arten können überall auftreten und Schaden anrichten. Jonathan Majers Beobachtungen deuten aber ebenso wie die Ergebnisse zahlreicher Studien aus anderen Ökosystemen darauf hin, dass gestörte und vom Menschen neu geschaffene Landschaften weniger stabil und robust sind als natürliche Ökosysteme. Sie scheinen angreifbarer zu sein sowohl für fremde Arten als auch für Feuer. Was der Mensch neu schaffe, ergänzt Errol Stock, sei ein Experiment. Und niemand wisse, ob es gut ausgehe.
"And so the landscape is an experimental landscape."
Hinweis: Alle Beiträge zum Themenschwerpunkt "Die Wunden der Erde" können Sie hier nachlesen.
Über dem Kopf von Jan Aldenhoven erheben sich lichte Eukalyptusbäume, Akazien und Grasbäume. Den Boden bedeckt dichtes, grünes Unterholz. Die Meeresbiologin und Naturfilmerin lebt seit vielen Jahrzehnten auf North Stradbroke Island vor der Küste des australischen Bundesstaates Queensland, und setzt sich gegen den Sandabbau ein. Mehr als die Hälfte der Insel ist an Minengesellschaften verpachtet und abgeriegelt. 50 Millionen Tonnen Sand holen diese jedes Jahr aus dem Boden - Quarzsand für die Glasherstellung, sowie solchen, der reich an Mineralen wie Rutil, Ilmenit und Zirkon ist. Aldenhoven:
"Dort hinten können Sie die Hänge einer Sandgrube sehen, die sich etwa 100 Meter tief in die Landschaft frisst."
Das einzigartige Ökosystem der Insel wird dafür zerstört. Und zwar unwiederbringlich zerstört, sagt Errol Stock. Der pensionierte Geologe und Umweltwissenschaftler war lange Jahre Dozent an der Griffith Universität in Brisbane und hat die Sandminen der australischen Ostküste studiert.
"Um das Material abbauen zu können, wird die Vegetation und der Oberboden abgetragen und dann ein tiefes Loch in den Sand gegraben. In dieses wird so viel Wasser gepumpt, dass ein See entsteht, auf dem dann ein Schwimmbagger arbeiten kann."
Der Sand der Insel ist über Hunderttausende von Jahren hinweg herangeweht worden und hat unterschiedliche Schichten gebildet. Einige dieser Sandschichten sind wasserdurchlässiger als andere. Beim Sandabbau werden diese Schichten zerstört und damit die Hydrologie der gesamten Insel verändert. Die Gruben würden zwar später wieder zugeschüttet und bepflanzt, erzählt Errol Stock, aber die komplizierte, ursprüngliche Schichtung lasse sich nicht wieder herstellen.
"Meiner Ansicht nach schaffen die Minengesellschaften eine komplett neue Landschaft, mit einer neuen Sedimentstruktur und neuen Böden. Sie ersetzen die vom Wind herangewehten Sanddünen durch aufgespülte Sandablagerungen. Das Ergebnis ist eine gigantische industrielle Landschaft."
Jan Aldenhoven ist bei ihrer Führung an einer Lichtung angelangt. Der artenreiche grüne Wald wird hier abgelöst von niedrigem, einförmigen Bewuchs.
"Dort hinten ist die Yarraman Mine, in der Schwerminerale abgebaut werden. Die Hänge hier vorne sind vor kurzem rekultiviert worden und weiter hinten sehen sie noch nackte Sandhügel."
Genau solche rekultivierten Flächen auf North Stradbroke Island hat der Ameisenforscher Jonathan Majer von der Curtin Universität in Perth untersucht. Ameisen gelten als gute Indikatoren für die Gesundheit und Stabilität eines Ökosystems.
" Die Ameisenfauna kam sehr schnell und in sehr großer Vielfalt zurück. Aber dann, nach etwa sechs Jahren kollabierte sie plötzlich. Der Grund dafür war eine invasive Ameisenart, die aus Afrika kommt und die heimischen Arten verdrängte. Was also am Anfang gut aussah, war im Endeffekt nicht so gut."
Invasive Arten können überall auftreten und Schaden anrichten. Jonathan Majers Beobachtungen deuten aber ebenso wie die Ergebnisse zahlreicher Studien aus anderen Ökosystemen darauf hin, dass gestörte und vom Menschen neu geschaffene Landschaften weniger stabil und robust sind als natürliche Ökosysteme. Sie scheinen angreifbarer zu sein sowohl für fremde Arten als auch für Feuer. Was der Mensch neu schaffe, ergänzt Errol Stock, sei ein Experiment. Und niemand wisse, ob es gut ausgehe.
"And so the landscape is an experimental landscape."
Hinweis: Alle Beiträge zum Themenschwerpunkt "Die Wunden der Erde" können Sie hier nachlesen.