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Experimentalstück "Hell. Ein Augenblick"
Theater im Dunkeln

Während Videokameras die Bühnen längst erobert haben, ist die Fotografie bisher überhaupt nicht in deutschen Inszenierungen präsent. Genau das will der Regisseur Kay Voges ändern. In seiner neuen Performance "Hell. Ein Augenblick" entstehen in 140 Minuten 100 Fotos live vor Publikum. Ob es sich lohnt, dabei zusehen, weiß unser Kritiker Alexander Kohlmann.

Alexander Kohlmann im Gespräch mit Adalbert Siniawski | 13.02.2017
    Es gibt keine Kunst, die mehr von der Magie des Augenblicks lebt, als das Theater, das überhaupt nur dadurch existieren kann, dass sich Theaterzuschauer und Theatermacher gemeinsam an einem Ort verabreden - zum Beispiel zu den mehrstündigen Performances von Frank Castorf in der Berliner Volksbühne, die mit seiner Intendanz für immer vorbei sein werden. Die Fotografie dagegen ist eine Kunst, die einen Augenblick als Bild festhalten kann, für die Ewigkeit. Helmut Newtons Frauen-Portraits im Berliner Museum für Fotografie wären so ein Beispiel.
    Wie es funktionieren könnte, beide Künste zusammenzubringen, hat jetzt der Dortmunder Intendant Kay Voges ausprobiert. In seinem neuen Abend "Hell. Ein Augenblick" verspricht er einen Theaterabend im Dunkeln - und den Einsatz des allerersten Live-Fotografen der Theatergeschichte. Der neue Abend wurde auch deshalb mit großer Spannung erwartet, weil Voges mit seiner Uraufführung der "Borderline Prozession" eben gerade zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden ist. Damals ging es um Videokunst und Gleichzeitigkeit, diesmal also um Fotografie.
    Das Gespräch können Sie sechs Monate in unsererm Audio-on-Demand-Angebot hören.