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Experte über muslimische Minderheiten
"Die islamische Gemeinschaft - ein Mythos"

In Indien, China und Myanmar würden Muslime ausgegrenzt und entrechtet, sagt Loay Mudhoon, Islamexperte der Deutschen Welle. "Sie werden zu Feinden erklärt, in China sogar zu Staatsfeinden", sagt er. Auf Solidarität unter Glaubensgeschwistern könnten sie nicht hoffen.

Loay Mudhoon im Gespräch mit Christiane Florin |
In Indien ist gerade ein neues Gesetz in Kraft getreten, das verfolgten religiösen Minderheiten aus den Nachbarstaaten die Einbürgerung erleichtert. Muslime sind allerdings ausdrücklich ausgenommen. Auch in anderen Staaten werden Muslime zur Bedrohung erklärt:
Kürzlich machte ein internationaler Rechercheverbund verschiedener Medien bekannt, dass China sogenannte Umerziehungslager für Uiguren unterhält, rund eine Million Angehörige dieser Minderheit könnten betroffen sein, so die Schätzung. Vorige Woche begann das Verfahren gegen Myanmar vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag. Dem Land wird Völkermord an den muslimischen Rohingya vorgeworfen.
Minderheiten werden ausgrenzt und entrechtet
Loay Mudhoon ist Islamexperte der Deutschen Welle und Redakteur des Magazin "Quantara - für den Dialog mit der islamischen Welt".
"Trotz aller Unterschiede verbindet die drei Länder etwas: Muslimische Minderheiten, die als solche erkennbar sind, werden zu Feinden erklärt, in China gelten die Uiguren als Staatsfeinde. Die muslimische Minderheit wird ausgrenzt und entrechtet", sagte der Journalist im Kollegengespräch mit Christiane Florin.
Keine Spendenaufrufe für Uiguren
Bekämpft werde nicht eine bestimmte radikale Lesart des Islams, sondern der Islam als solcher. Das habe auch damit zu tun, dass in Myanmar seit dem Ende der 60-er Jahre der Buddhismus Staatsreligion sei. In Indien habe der Nationalhinduismus diese Bedeutung. China sehe Unahängigkeitsbewegungen, darunter auch die der Uiguren, als Bedrohung an.
"Es fällt auf, dass es keine großen Aufrufe in islamischen Ländern zu Spenden für Uiguren oder andere Minderheiten gibt. Es fehlt die Sensibilisierung", sagte Mudhoon.
"Im politischen Alltag ist die Gemeinschaft ein Mythos"
Saudi-Arabien habe Chinas Vorgehen gegenüber den Uiguren sogar als Maßnahme gegen den Terrorismus begrüßt. Auf die Frage, ob es Solidarität unter Glaubensgeschwistern gebe, antwortete der Journalist: "Das Gefühl, einer Umma, einer islamischen Gemeinschaft, anzugehören, ist allgegenwärtig bei einfachen Gläubigen, aber im politischen Alltag ist die islamische Gemeinschaft ein Mythos."