Cybermobbing
Experten beobachten Zunahme von "Swatting"-Fällen, bei denen Polizeieinsatzkräfte zu Unschuldigen geschickt werden

Experten beobachten eine Zunahme von vorgetäuschten Notfällen, die bewaffnete Polizeieinsätze gegen Unschuldige auslösen sollen. Diese Mobbingtechnik, genannt Swatting, sei bis 2022 in Deutschland nur vereinzelt vorgekommen, teilte die Betroffenenorganisation "Institut für Sicherheit und Datenanalyse im Streaming" dem Deutschlandfunk mit.

    Beamte eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei verlassen das Kinopolis-Kinocenter in Viernheim (Hessen).
    Beamte eines Spezialeinsatzkommandos der Polizei (SEK) (dpa / Boris Roessler)
    In diesem Jahr habe man aber schon 68 solcher Straftaten allein gegen Streamer gezählt - also Menschen, die im Internet live auf Sendung gehen. Hinzu komme die Dunkelziffer. Allein durch registrierte Fälle beliefen sich die Kosten für die Einsätze bisher auf mindestens 1,5 Millionen Euro. Das Bundeskriminalamt fasst "Swatting" unter Missbrauch von Notrufen zusammen. Eine konkrete Aufschlüsselung werde nicht vorgenommen.

    Illegale Abfrage bei Polizei und Meldeämtern

    Betroffen sind Privatpersonen, Politiker, Unternehmen, Vereine oder Schulen. Nicht wenige Opfer würden durch so ein Erlebnis traumatisiert und benötigten psychotherapeutische Betreuung, heißt es. Die Experten raten, möglichst keine persönliche Daten im Netz bekannt zu geben. Allerdings bedienten sich die Täter auch illegaler Abfragen bei Polizei und Einwohnermeldeämtern. Der Begriff stammt aus den USA und verweist auf schwer bewaffnete Spezialeinheiten - die SWAT-Teams.
    Zuletzt hatten mehrere Fälle für Aufsehen gesorgt, bei denen bewaffnete Einsatzkräfte Wohnungen gestürmt hatten, um angeblich schwere Straftaten zu verhindern. Vergangene Woche hatte es eine Razzia des BKA gegen eine Gruppe gegeben, die Swattings organisiert haben soll.
    Diese Nachricht wurde am 13.09.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.