Was genau ist eigentlich Arbeit? Diese Frage ist heutzutage gar nicht mehr so einfach zu beantworten. Schließlich sind da verschiedene Faktoren, die auf die Arbeitswelt einwirken und manchen Beruf aussterben - und manchen neue entstehen lassen. "Sei es die Globalisierung, die erhebliche Auswirkungen auf Arbeit haben wird. Sei es der technologische Wandel, die Innovation, der Halbzeitwert von Innovation hat sich deutlich reduziert oder sei es der demografische Wandel, der uns vor neue Herausforderungen stellt", sagt Reiner Hoffmann, an diesem Mittag nicht als Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds unterwegs, sondern als Vorsitzender der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung.
Hoffmann gibt an diesem Donnerstag den Startschuss für eine 34-köpfige Expertenkommission. Sie soll auf Initiative der Hans-Böckler-Stiftung Zukunft der Arbeit untersuchen. An der Spitze der Kommission steht neben Reiner Hoffmann Kerstin Jürgens, Professorin an der Universität Kassel. Die Soziologin macht deutlich, welchen Fragen man in den kommenden zwei Jahren mit der Kommission nachgehen will: "Was ist heute überhaupt Arbeit? Wie gestaltet sich Arbeit? Wie verändert sich Arbeit, welche Prognosen lassen sich formulieren und vor allen Dingen, welche Effekte sind zu erwarten?"
Der Kommission gehören Vertreter aus der Wissenschaft aber auch aus der Digital- und Kreativwirtschaft an. Auch Mitglieder von Gewerkschaften sind dabei, ebenso Experten aus Vorständen und Betriebsräten großer Unternehmen. "Es geht darum, dass die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in dieser Kommission mit versammelt sind, ein Verständnis haben, dass Wissenschaft die Aufgabe hat, zu erklären, was los ist. Und sie soll aber auch darüber hinaus Optionen für eine andere Gestaltung von Gesellschaft, von Arbeit liefern und soll vor allem dabei die Effekte ihrer eigenen Arbeit nicht außer Acht lassen."
Die Kommission soll sich Gedanken über einen Spagat machen: Wie kann Deutschland einerseits ein Land mit hoher Beschäftigung und starken Unternehmen bleiben. Wie können andererseits aber auch Arbeitsbedingungen und Mitbestimmung der Beschäftigten verbessert und Leben und Arbeit leichter vereinbart werden?
Dabei werde man keineswegs nach dem Leitspruch "Wünsch dir was" vorgehen, sagt Reiner Hoffmann. "Wenn wir es ernst meinen mit dem Gestaltungsanspruch auch von Veränderungen, dann brauche ich natürlich auch spezifische Antworten und nicht nur allgemeine. Und ich gehe davon aus, dass vieles in dieser Expertenkommission durchaus auch kontrovers diskutiert wird. Das soll auch so sein."
Bei der ersten Sitzung soll die Kommission sich mit dem Thema Arbeitslosigkeit auseinandersetzen. Bei späteren Treffen geht es wird es unter anderem um Gesundheit, Jugend oder die Digitalisierung gehen. Im Jahre 2017 will die Kommission ihren Bericht vorlegen.