Waren im Wert von 101 Milliarden Euro wurden im Juli ins Ausland verkauft. Das waren 8,5 Prozent mehr als im vorigen Jahr. Der Rekord lässt sich zum Teil ernüchternd erklären: In Niedersachsen zum Beispiel, Standort des exportstarken VW-Konzerns, hatten dieses Jahr die Sommerferien später begonnen als 2013. Deshalb wurden damals weniger und im Juli dieses Jahres mehr Autos gebaut und exportiert.
"Und insofern haben wir hier vielleicht eine etwas zu positive Zahl. In den nächsten Monaten dürften die Exporte doch wieder etwas gemäßigter wachsen",
sagt Stefan Mütze voraus, Volkswirt bei der Helaba. Ein gesamtes Exportwachstum von 8,5 Prozent wie im Juli wird also im Jahresvergleich nicht bleiben. Zumal die Russland-Sanktionen bis Juli kaum spürbar waren. Die Autoindustrie konnte sie ausgleichen. Ausländische Kunden haben bei ihr bis Ende August sechs Prozent mehr Autos bestellt. Auch die Chemieindustrie macht sich konjunkturell nicht bange. Der Präsident des Branchenverbandes, Karl-Ludwig Kley, hatte kürzlich gesagt:
"Unsere Geschäfte laufen gut. Die Chemieindustrie ist und bleibt eine tragende Säule der deutschen Konjunktur. Das Industrienetzwerk funktioniert weiterhin. Wir vertrauen auf die Exporterfolge."
Italien kritisiert deutsche Exportüberschüsse
Insgesamt wurden im Juli von den 101 Milliarden Euro schweren Exporten in die Länder der Eurozone Waren im Wert von 35,5 Milliarden Euro gebracht. Von dort gekauft wurden Waren im Wert von 34,7 Milliarden Euro. Das Verhältnis ist also innerhalb der Eurozone ziemlich ausgeglichen. Dass dennoch in Italien Kritik hochkommt an deutschen Exportüberschüssen, an ausgeglichenen deutschen Staatshaushalten und an zu wenig Wachstum in Deutschland und damit auch in der Eurozone, diese Kritik etwa des früheren Ministerpräsidenten Romano Prodi können Ökonomen nicht nachvollziehen. Stefan Mütze:
"Das Problem für Italien ist aber gerade das, dass diese Güter, die Deutschland importiert, zunehmend weniger aus Italien kommen, weil dieses Land immer weniger wettbewerbsfähig ist. Sie kommen eben aus anderen Ländern, auch außerhalb der Eurozone. Und das Hauptproblem Italiens ist, dass hier Strukturprobleme bislang verschleppt wurden. Das zeigt sich auch im Vergleich zu Spanien, die ihre Hausaufgaben gemacht haben und mittlerweile wieder dynamisch wachsen."
In Italien ist die Produktivität, also die Leistung pro Arbeitskraft, seit 1999 um zwei Prozent gestiegen. In Spanien sind es rund 20 Prozent. Das Investitionsdefizit in Italien ist also offenkundig. Und das Geld, zunächst mal für einen staatlich initiierten Aufschwung zu sorgen und im Wachstum die Reformen leichter umzusetzen, dieses Geld hat Italien nicht. Die Zinsen sind zwar niedrig, haben sich in den vergangenen zwölf Monaten auf 2,27 Prozent halbiert. von sieben auf unter drei Prozent in den letzten fünf Jahren gesunken. Aber der Schuldenstand ist hoch: Gut 130 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Leistung. Erst mal wachsen, dann reformieren, das wird nicht zu finanzieren sein. Und so lange sich nichts ändert, wird Italien als Lieferant für eine erwachte deutsche Außenhandelskonjunktur kaum in Frage kommen.