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Expressway Sketches
Filmsound-Twang für Jazzinteressierte

Cleaner Gitarrensound mit viel Hall? Muss sich um Surfmusik handeln. Das Projekt um den Kölner Gitarristen Tobias Hoffmann mag den Twang: rockig und groovebetont, aber auch mal sphärisch und verspielt instrumentiert. Und dann ist da noch diese Heimorgel.

Von Anja Buchmann |
    Vier Musiker posieren mit ihren Instrumenten
    Expressway Sketches mit neuer CD „Surfin' the Day, Lovin' the Night“ (Jonas Löllmann)
    "Ja, ich bin ja ein Fan von Surfmusik aus den 60er- und 50er-Jahren."
    Musik: "Sunstroke"
    Tobias Hoffmann mag es clean. Sein Gitarrensound ist kaum verzerrt, hat aber den Twang der Surfmusik und natürlich viel Hall. Auf dem neuen Album seines Projekts Expressway Sketches spielt er diese Musik auf drei verschiedenen Gitarren: der Fender Stratocaster, der Jaguar und der Jazzmaster. Gemeinsam mit den Kollegen an Schlagzeug, E-Bass und Orgel präsentiert er instrumentale Songs mit eingängigen Motiven. Rockig und groovebetont, aber auch mal sphärisch und verspielt instrumentiert. Eine große Variation an Sounds bieten auch Benjamin Schäfers verschiedene Orgelklänge.
    Hoffmann: "Das kann man auf einigen Stücken hören, so ein bisschen ein Mellotron-Flöten-Sound, der dann glaube ich in dieser Heimorgel-Flötensound imitieren soll und was wir von dieser Heimorgel auch benutzt haben, bei zwei Stücken, war die eingebaute Rhythmus-Automatik. Das kennt man ja von alten Orgeln. Da kann man dann verschiedene Stilistiken auswählen. Bossa Nova, Rumba bei den ganz modernen auch Rock. Und bei zwei Stücken hört man diese Rhythmus-Maschine. Diese Maschine funktioniert mit zwei eingebauten Lautsprechern, die wurden mit Mikrofonen abgenommen und dann spielt die ganze Band im Prinzip nach dem Rhythmus der Orgel."
    Musik: "Burpee / Squad"
    Neben Schlagzeug, Bass, Gitarre und Orgel ist bei zwei Tracks auch ein weiterer Musiker, Johannes Schleiermacher, an der Querflöte zu hören, was besonders zu den Latin-Einflüssen ihrer Musik sehr gut passt. Die Flötenstimme wurde nachträglich von Benjamin Schäfer komponiert und den Stücken im Overdub-Verfahren hinzugefügt, wie auch noch andere Instrumente.
    Hoffmann: "Max Andrzejewski und ich haben in Berlin Overdubs gemacht, das heißt man hört auf vielen Stücken mehr als nur uns ihr bzw. uns teilweise dupliziert Spiel hier und da noch eine zweite Gitarre ein oder man hört auf manchen Sachen, da spiele ich dann bisschen Slide-Gitarre."
    Musik: "The Coast"
    Wer will, kann "Surfin‘ the day, lovin‘ the night" auch in Form einer kleinen Geschichte erleben, auch wenn es kein Konzeptalbum ist und die Musiker ursprünglich nur zwischen sogenannten "Tages- und Nacht-Stücken" unterschieden haben. Benjamin Schäfer hat im Nachhinein eine kleine Story erdacht, die auch im Booklet zu lesen ist: Ein junger Mann kommt morgens schlecht aus dem Bett, weil er einen Kater von der vorherigen Nacht hat, geht erst mal an den Strand. Die Sonne brennt und er surft bis in die Abendstunden.
    Hoffmann: "Und bei "When the sun goes down, surf’s up" beginnt quasi der Übergang in die Nacht und da geht man dann auf eine Party, da sind ein bisschen mysteriöse Figuren unterwegs. Es wird ordentlich gefeiert und am Ende kommt er dann nach Hause und ist relativ benebelt. Genauso logisch wie ich es gerade erzählen will ist es vielleicht nicht, aber das ist ja auch das Schöne an dem Poetischen dieser Geschichte, es endet dann mit "Dreamy love", wenn er in den Schlaf fällt am frühen Morgen und wenn man die Platte dann wieder umdreht, geht's im Grunde genommen von vorne los."
    Musik: "Dreamy Love"
    Neben Surfmusik, einer Portion Jazz, Latin-Grooves und einem ausufernden Krautrock Track, erinnern die Stücke auf "Surfin the day lovin the night" auch an TV- und Film-Musiken aus den 1960er-Jahren. Etwa beim Titel "Inspector Flower", komponiert von Tobias Hoffmann.
    Hoffmann: "Am berühmtesten ist ja wohl James Bond, haben ja auch Surf-Music-Anleihen in dem Sinne, dass diese E-Gitarren Sounds, die die Surfer Ende der 50er-, Anfang der 60er-Jahre benutzt haben, die wurden unheimlich populär. Also haben auch die Mainstream-Komponisten wie Henry Mancini beispielsweise oder Nelson Riddle ziemlich coole TV-Film Musik gemacht. Der hatte ein eigenes Orchester, auf jeden Fall, diese Gitarren Sounds waren da gefragt, wo im Grunde genommen viel Surf in dieser TV Musik steckt. Und daran muss sich auch bei "Inspektor Flower" denken."
    Musik: "Inspector Flower"
    "Surfin‘ the day, lovin‘ the night" von Expressway Sketches ist ein empfehlenswertes Album, das Rock, Pop und Surfmusic-Fans mit Jazzinteressierten zusammen bringen kann. Hervorragend gespielt, abwechslungsreich und klangsensibel arrangiert und sowohl als Soundtrack zum Feierabendbierchen als auch fürs intensive Zuhören geeignet. Übrigens nur als CD oder Vinyl erhältlich bzw. als kaufbarer Download, aber nicht über einen der diversen Streaming-Dienste. Aus idealistischen Gründen, wie Tobi Hoffmann erklärt.
    Hoffmann: "Ich habe selber einen Streaming-Dienst natürlich, auch ein bisschen aus beruflichen Gründen für meinen Unterricht, den ich gebe, da ist das beispielsweise sehr sehr praktisch oder auch wenn ich mir unterwegs mal schnell was anhören muss. Aber ich merke wie wenig wert mir die Musik ist und wie viel mir die Musik wert ist, wenn ich eine LP kaufe oder eine CD wo ich dann auch ein bisschen was gucken kann und blättern kann oder vielleicht auch nur die Tatsache dass ich ein bisschen von meinem Geld ausgegeben habe. Das macht das Ganze für mich viel wertvoller. Ich höre besser hin und weiß die Musik eigentlich besser zu schätzen."
    Musik: "Undertow"