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Extreme Hitze und schlechte Luft
Gesundheitsgefahren durch Klimawandel

Infektionskrankheiten durch Mücken, Kreislaufprobleme, Atemwegserkrankungen: Der Klimawandel wird einem Forschungsbericht zufolge immer stärker zu einer Gesundheitsgefahr für Menschen. Die Risiken durch schlechte Luft und Hitzewellen bestehen weltweit, bestimmte Länder sind aber besonders betroffen.

Von Georg Ehring |
    Symbolbild Klimawandel und die gesundheitlichen Folgen
    Zu den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels gehören auch die Folgen von Hitzewellen, denn große Hitze belastet unter anderem den Kreislauf (imago stock&people)
    Welche Folgen hat der Klimawandel für die Gesundheit der Menschen? Damit befasst sich ein Projekt des medizinischen Fachjournals "The Lancet". Die Vereinten Nationen und 27 führende Forschungseinrichtungen weltweit haben sich dafür zusammengeschlossen. Heute wurde der zweite Bericht dieses Projekts veröffentlicht.
    Welche Gesundheitsrisiken birgt der Klimawandel?
    Schon kleine Änderungen der globalen Durchschnittstemperatur haben große Folgen für die Gesundheit. Das betrifft unter anderem Infektionskrankheiten: Mücken, die Krankheiten wie das Dengue-Fieber und Malaria übertragen, breiten sich in Gebiete aus, in denen sie früher nicht aufgetreten sind. Besonders groß sind die Veränderungen in Afrika südlich der Sahara, wo das potenzielle Verbreitungsgebiet von Malaria um 27 Prozent größer geworden ist.
    Zu den gesundheitlichen Auswirkungen gehören auch die Folgen von Hitzewellen, denn große Hitze belastet unter anderem den Kreislauf. Die Zahl der Menschen, die im vergangenen Jahr von extremen Hitzellen betroffen war, lag um 157 Millionen höher als in der Zeit um das Jahr 2000. Im Jahr 2017 zählten die Forscher 153 Milliarden durch Hitze ausgefallene Arbeitsstunden und wirtschaftliche Verluste im Volumen von 326 Milliarden US-Dollar.
    Der Bericht erfasst auch Schäden durch Feinstaub und schlechte Luft, hier wurden 2,9 Millionen vorzeitige Todesfälle erfasst. 90 Prozent der Menschen in Städten leben in Gebieten mit schlechter Luftqualität, die Folge sind Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems.
    Wie sind die Risiken über die Welt verteilt?
    Risiken gibt es auf der gesamten Welt. Auch in Deutschland gab es in diesem Jahr ausgedehnte Hitzewellen, die Atemluft in vielen Städten ist durch Stickoxide belastet. Länder in heißen Regionen sind aber stärker betroffen. Der Druck durch Infektionskrankheiten, die durch die Erwärmung begünstigt werden, ist in Afrika südlich der Sahara besonders groß. In ärmeren Ländern gibt es auch viele Erkrankungen und Todesfälle durch ungeeignete Kochstellen, etwa mit Holz- oder Kohlefeuern in Innenräumen.
    Welche Anpassungsstrategien gibt es?
    Ohne ein Gegensteuern wäre das Gesundheitssystem in vielen Ländern in Gefahr, sagen die Autoren des Berichts. Sie empfehlen höhere Investitionen in ein dem Klimawandel angepasstes Gesundheitssystem, und außerdem mehr Forschung. Letzteres passiert auch, die Anzahl der Artikel in wissenschaftlichen Journalen zum Thema hat sich im vergangenen Jahr etwa verdreifacht. Auch die Ausgaben für Gesundheit im Klimawandel wachsen, sie erreichen aber noch längst nicht das empfohlene Niveau von rund 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Darüber hinaus empfiehlt der Bericht eine Eindämmung des menschengemachten Klimawandels. Besonderen Wert wird auf ein Auslaufen der Kohleverbrennung gelegt, die durch ihre Abgase die Gesundheit auch direkt belastet. Außerdem würde ein Preis für die Emission von Treibhausgasen wie CO2 zu einer schnelleren Dekarbonisierung beitragen.