128 große Banken in der Eurozone untersucht die EZB in ihrem Bilanztest - und dass sie da streng hinschauen würde, das war zu erwarten. Das hatte Direktoriumsmitglied Sabine Lautenschläger erst vor einigen Tagen zu verstehen gegeben:
"Ich halte das für immens wichtig, dass wir einen harten Asset Quality Review und einen harten Stress durchführen, dass wir tatsächlich diese Chance in Europa nutzen, in diesem Jahr für Aufräumarbeiten zu sorgen, und ich bin fest davon überzeugt, dass wir das auch schaffen."
Und so müssen sich die Banken nun gefallen lassen, dass die EZB sich ihre Bücher genau vornimmt. Bilanzrisiken im Volumen von gut 3,7 Billionen Euro will sie in den nächsten Monaten untersuchen, das entspreche 58 Prozent der möglichen Risiken in den betroffenen Banken. Im Schnitt werden pro Geldhaus 1250 Kreditakten geprüft, bei der Deutschen Bank etwa dürften es natürlich erheblich mehr sein. Unter anderem sieht sich die Notenbank an, ob die Sicherheiten und auch die Immobilienkredite richtig bewertet sind. Es gibt zwei weitere wesentliche Punkte in dem heute vorgestellten, 300 Seiten dicken Handbuch, die sich daraus ableiten, sagt Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research:
"Ein zweiter wesentlicher Punkt ist eine Ableitung hinsichtlich der Risikovorsorge, die betroffen werden soll, das heißt dass da auch geguckt wird, ist da entsprechend ausreichend Vorsorge getroffen worden. Der dritte betrifft die sogenannten Level 3-Assets, das sind Vermögenswerte, für die derzeit eigentlich, weil die Vermögenswerte so illiquide sind, kein Markt da ist, dass man da auch nochmal einen Fokus auf die Bewertung dieser Vermögenswerte legt, um eben zu sehen, ob diese entsprechend bilanziert worden sind."
Wenn die Bewertungsmodelle der Banken nicht stimmen, müssen sie diese entsprechend anpassen. In den meisten Fällen reicht es, wenn sie das für die Bilanzen des laufenden Jahres tun, in Ausnahmefällen aber könnte die EZB sie auch zwingen, ihre Bilanz für 2013 nachträglich entsprechend zu ändern. 24 deutsche Banken nimmt die EZB unter die Lupe, mit größeren Anpassungen sei bei ihnen eher nicht zu rechnen, glaubt Analyst Bongardt. Bei italienischen Geldhäusern könnte das anders aussehen. Denn bei ihnen steigt die Zahl notleidender Kredite weiter. Das könnte zur Folge haben, dass sie ihre Risikovorsorge erhöhen müssen. Aber auch bei einigen spanischen Instituten könnte es Konsequenzen geben:
"Ein Punkt ist ja auch die Bewertung der Immobilienkredite. Und viele spanische Banken, auch die großen, eine Santander oder BBVA, haben zwar noch ein beträchtliches Volumen auf den Büchern, haben da auch schon viel Wertanpassung vorgenommen. Das könnte theoretisch auch nochmal ein Punkt sein, wo es Nachbesserungsbedarf geben könnte bei den spanischen Banken."
Bis Anfang August soll die detaillierte Prüfung der Bilanzrisiken abgeschlossen sein und damit der zweite Teil des dreistufigen Tests. Danach soll ein Stresstest folgen. Vorausgegangen war eine Risikoanalyse. Im Oktober will die EZB dann die Ergebnisse verkünden, bevor sie im November dann die Aufsicht übernimmt.