Sie ist bekannt, sagt der Volksmund, wie ein bunter Hund in Frankfurt. Das hat Sabine Lautenschläger, die Vizepräsidentin der Bundesbank, aber weniger ihrer gern farbenfrohen Kleidung zu verdanken. Sie ist einfach präsent, bei Tagungen, Konferenzen, Gesprächen. Das hat auch mit ihrer Aufgabe zu tun: Sie kommt von der Bankenaufsicht Bafin und ist im Bundesbankvorstand für die Bankenaufsicht zuständig. Das ist seit der Finanzkrise ein wichtiges Thema am Bankenplatz. Und dass es immer noch zu viele Banken gebe, treibt sie um:
"Das führt letztendlich zu einem sehr harten Wettbewerb, der immer das Risiko in sich trägt, dass die Institute nicht die Marge erhalten, die sie für das Risiko, das sie mit den Geschäften eingehen, eigentlich erhalten müssten, um gesund zu bleiben. Ich rede jetzt nicht davon, dass Institute übersprudelnde Gewinne machen sollen, sondern es geht mir darum, dass ich einen Bankensektor habe, der risikoadäquate Preise durchsetzen kann."
Die Aufsicht über die größten europäischen Banken wandert im nächsten Jahr zur Europäischen Zentralbank. Gut vorstellbar, dass in der Nachfolge Jörg Asmussens Sabine Lautenschläger auch zur EZB wechselt. Dass sie eine andere Aufgabe übernähme als der für internationale Beziehungen zuständige Asmussen, stört nicht. David Kohl von der Bank Julius Bär:
"Wenn es um die Kompetenzzuteilung oder den Kompetenzzuschnitt in der EZB geht, da hat man, glaube ich, wenig Probleme, dass man ein Kompetenzgerangel anstößt. Die EZB hat ja gerade erst die Kompetenz hinsichtlich Bankenaufsicht bekommen. Und da gibt es genug zu tun, genug zu verantworten, genug zu führen tatsächlich, um hier diese Aufgaben abzuarbeiten. Das heißt: Das passt schon ganz gut rein."
Die Bundesregierung hat sich noch nicht entschieden. Im Gespräch als Asmussens Nachfolgerin sind auch Elke König, die aktuelle Chefin der Bankenaufsicht Bafin, und die Präsidentin des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Claudia Buch. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat sich noch nicht entschieden, hält aber große Stücke auf Frau Lautenschläger. Schäuble sagte heute im Deutschlandfunk:
"Sie ist eine herausragende Vizepräsidentin der Bundesbank. Es geht ja bei der EZB jetzt auch darum, die Aufgabe der Bankenaufsicht neu aufzubauen, und da hat sie ganz große Erfahrungen. Deswegen ist das sicherlich eine gute Überlegung."
Bundesbankpräsident Jens Weidmann dürfte hoffen, seine jetzige Vizepräsidentin im EZB-Rat zu seinen Verbündeten zählen zu können, zum geldpolitisch konservativen Lager. Jens und Jörg, Weidmann und Asmussen also, waren nicht immer einer Meinung gewesen.
Asmussen geht von der EZB als beamteter Staatssekretär ins Arbeitsministerium. Er wolle näher bei seinen kleinen Kindern sein, sagt er zur Begründung. In der EZB hat er jährlich rund 267.000 Euro verdient. Als Staatssekretär verdient er rund 100.000 Euro weniger. Diese Verzicht spricht für eine hohe private Motivation. Oder für die Hoffnung, sich von Berlin aus leichter als nächster Finanzminister ins Gespräch bringen zu können.