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EZB senkt Leitzins auf 0,5 Prozent

Die Europäische Zentralbank hat den Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank mit Geld versorgen können, um 0,25 Prozentpunkte herabgesetzt. In der deutschen Finanzbranche stieß der Zinsschritt überwiegend auf Kritik.

Von Michael Braun |
    Es gibt immer weniger Zinsen fürs Ersparte - auch das ist eine mögliche Folge der Leitzinsänderung.
    Es gibt immer weniger Zinsen fürs Ersparte - auch das ist eine mögliche Folge der Leitzinsänderung. (picture alliance / dpa)
    So billig war Geld noch nie von der Europäischen Zentralbank zu bekommen. Statt 0,75 Prozent müssen Banken künftig 0,5 Prozent Zins zahlen, wenn sie von der EZB Geld haben wollen und dafür Wertpapiere als Sicherheit hinterlegen. EZB-Präsident Mario Draghi ließ sogar Raum für noch niedrigere Zinsen. Bei der diesmal auswärtigen Sitzung im slowakischen Bratislawa sagte er, es habe breite Zustimmung zur Zinssenkung gegeben, und die meisten Ratsmitglieder hätten für eine solche um 0,25 Prozentpunkte votiert.

    Aber das müsse nicht das letzte Wort sein. Die EZB schaue sich die Lage an und sei weiter bereit zu handeln:

    "We monitor closely and we stand ready to act when needed."

    Über die Wirkung der lockeren Geldpolitik sandte Draghi widersprüchliche Signale. Einerseits mahnte er, die Erfolge nicht klein zu reden:

    "Wir sehen Fortschritt, wirklichen Fortschritt bei der Geldbeschaffung der Banken. Das zeigt sich daran, dass einheimische Spareinlagen bei allen Banken in allen Problemländern steigen, jedenfalls in den meisten Ländern."

    Geld haben die Banken also nach Beobachtung der EZB, aber sie geben es nicht im gewünschten Umfang an die Unternehmen weiter. Daran hapere es noch, gestand Draghi ein:

    "Der Überblick über die Kreditversorgung zeigt anhaltend enge Kreditbedingungen an, vor allem für kleine und mittlere Unternehmen in mehreren Euroländern."

    Der EZB-Präsident überlegte ein wenig, ob er deswegen frustriert sein solle. Ja, sagt er schließlich, er sei frustriert:

    ""We are ...I would use the word 'frustrated', yes, certainly.”"

    Aber man könne das Geld doch nicht aus einem Hubschrauber werfen. Man müsse es doch über die Banken in die Wirtschaft leiten. Deshalb werden die Banken künftig womöglich weiter unter Druck gesetzt: Wenn sie Geld bei der EZB parken, bekommen sie bisher null Prozent Zinsen. Die EZB denkt nun über eine Strafgebühr für geparkte Gelder nach. Das soll die Banken zur Kreditvergabe an Unternehmen animieren.

    Zugleich, sagte er, berate die EZB darüber, wie der Markt für forderungsbesicherte Wertpapiere wieder angeschoben werden könne. Dort können Banken ihre mit Sicherheiten versehenen Unternehmenskredite zu Paketen schnüren und diese am Markt verkaufen. Diese Art Wertpapiere, in der Branche Asset Backed Securities - oder kurz: ABS - genannt, hatte es auch vor der Finanzkrise gegeben. Nur, dass die Banken nicht Sicherheiten darin verpackt hatten, sondern Risiken in diesen Wertpapieren versteckt hatten.