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Ezio
Plastisch-poetische Songstories

"Adam And The Snake" heißt beziehungsreich das neue Album von Ezio, das nun erscheint. Und das Album bietet wieder Singer-Songwriter-Kunst und dazu die wahnwitzig virtuosen Gitarrenduelle von Bandleader Ezio Lunedei und seinem langjährigen Sidekick Booga.

Von Bernd Lechler |
    Ein Musiker spielt auf einer elektrischen Gitarre.
    Gitarrenduelle liefern sich Ezio und Booga auch auf dem neuen Album. (picture alliance / dpa / Markus Scholz )
    Er kommt nach Hause, sie ist weg, samt Kind und Koffer, Zettel auf dem Boden: "Ich hatte dich gewarnt."
    Mit einem klassischen Katastrophenszenario beginnt dieses Album, auf dem die Männer kaum zu Helden taugen: Die Mädels lernen schneller und kriegen mehr geregelt. Und der Typ etwa im "Cuckoo Waltz" ist ein manipulativer Herzensbrecher, mit dem man nicht glücklich werden kann:
    "Da geht es um eine konkrete Person - aber alles, was ich ihm vorhalte, steckt auch in mir. Man lehnt ja oft an anderen besonders das ab, was man an sich selber nicht mag. Darum freunden wir uns nicht mit Leuten an, die genau wie wir sind: Wir erkennen ihre Fehler sofort."
    Ezio Lunedei spricht solche Gedanken nicht immer aus in seinen Songs, aber man spürt selbst beim flüchtigen Hören, dass diese Boy-and-Girl-Geschichten klüger sind als die meisten. Bei aller Subjektivität.
    "Ich würde gerne über Politik und das große Ganze schreiben. Aber am Ende lande ich doch bei meinen Gefühlen und dem, was mich grade umtreibt."
    Das verdichtet er auch diesmal zu unspektakulären, aber plastisch-poetischen Songstories, die er übrigens nie zu Papier bringt, sondern im Kopf wälzt und vor sich hin singt, bis sie stimmen. Über das ausbeuterische Verhältnis des Songwriters zu seinen Figuren, über das Date einer alleinerziehenden Mutter - und im Song "Fake" dann doch über das größere Unbehagen an einer profitorientieren, globalisierten Gegenwart.
    "Ich glaube nicht, dass der Markt alles am besten regelt! Ich glaube, viele in meinem Alter verstehen die Welt nicht mehr. Man war mal links. Und plötzlich fühlt man sich von niemandem mehr repräsentiert. Und dann sagt man seine Meinung und gilt als bescheuert oder gefährlich, dabei ist man nur menschlich."
    Gerade die rockigeren Momente auf "Adam And The Snake" könnten erfindungsreicher arrangiert sein. Aber Ezio mag Tradition und Zeitlosigkeit. Das gitarristische Feuerwerk, das viele Fans so lieben, sieht er im Konzert eher als lustiges Gegengewicht zu den melancholischen Songs.
    "Wenn Musiker vorführen, wie toll sie spielen, ohne Sinn - das ist wie ganz schnell Tippen, ohne dass Wörter dabei rauskommen. Wir haben unsere Technik am Anfang auch benutzt, um aufzufallen. Aber letztlich geht es um die Melodie. Dazu zwei Akkorde, das kann reichen. Du brauchst nicht viel Technik."
    Man hört diesem Mann gern zu beim Reden - wie auch jeder weiß, der Ezio live kennt. Seine großäugige Al-Pacino-Romantik, sein trockener englischer Humor, die Spannung dazwischen. Und dass er alles exakt so meint, wie er es sagt, ohne Getue. Vom kleinen Hamburger Indielabel Tapete Records kann er wenig Karriereschub erwarten. Aber sie lassen ihn machen. Ein paar Kompromisse in den Anfangsjahren haben gereicht.
    "Wenn du kritisiert wirst und recht hast, tut das nicht weh. Aber wenn du dir was aufzwingen lässt und dann kritisiert wirst, fühlst du dich wie ein Idiot und denkst: Wieso bin ich nicht meinem Instinkt gefolgt? Sie sagen: Mann, du könntest doch einmal kommerzieller sein! Haut nicht hin. Ich verdiene hier nicht genug Geld, um es allen recht zu machen! Entweder es erreicht dich oder halt nicht."