Im Kampf gegen gefälschte Nachrichten will Facebook vor allem auf seine Nutzer setzen. In den nächsten Wochen wird in Deutschland eine neue Funktion freigeschaltet, mit der Beiträge als potenzielle Falschmeldungen markiert und gemeldet werden können. Das setzt nach den Worten von Facebook-Manager Guido Bülow dann einen "mehrstufigen Prüfungsprozess" in Gang.
Tatsächliche und offenkundige Falschmeldungen bekommen dann einen Warnhinweis angeheftet, möglich ist auch ein Link zu einem Artikel mit den tatsächlichen Fakten. Allerdings: Verschwinden sollen auch eindeutig identifizierte Falschmeldungen nicht, sie bleiben teilbar, können also weiter verbreitet werden - Warnhinweis inklusive.
Die aufwendige Überprüfung der gemeldeten Inhalte sollen die Journalisten des Recherchebüros Correctiv übernehmen - unentgeltlich, wie Leiter David Schraven betont: "Wir sind überzeugt, dass alles getan werden muss, um der Verbreitung von gefälschten Nachrichten in sozialen Netzwerken entgegenzutreten". Das Recherchebüro wird finanziert von Stiftungen und durch Spenden. Schraven räumt ein: "Auch hier müssen wir langfristig sehen, welche Finanzierungsformen es gibt. Es wird schwer werden, das Geld unserer Spender dafür auszugeben, Facebook zu heilen.". Nach eigenen Angaben will Facebook auch noch weitere Partner für den Kampf gegen gefälschte Nachrichten gewinnen.
Kampf gegen Klickschleudern
Im US-Wahlkampf sollen Nutzer mit Falschmeldungen auch gute Geschäfte gemacht haben: Sie erfanden besonders aufsehenerregende Nachrichten mit hohem Verbreitungspotenzial - die auf den verlinkten Seiten angezeigte Werbung ließ bei den "Nachrichten-Erfindern" dann die Kassen klingeln. Auch hiergegen will Facebook in Deutschland künftig stärker vorgehen, ähnlich, wie es der Konzern in den USA bereits angekündigt hat: "Wenn es sich um Klickschleudern handelt, die in der Vergangenheit schon häufiger mit Fälschungen aufgefallen sind, könnte es für das System ein Signal sein, sie eher herauszufiltern", so Bülow.
Facebook war unter massive Kritik geraten, nachdem sich im US-Präsidentschaftswahlkampf in großem Stil Falschmeldungen über das Netzwerk ausbreiteten. Dazu gehörte zum Beispiel die erfundene Nachricht, dass Papst Franziskus Donald Trump seine Unterstützung ausgesprochen habe. Kritiker sagen, Facebook habe es ermöglicht, das Wahlergebnis durch Lügen zu beeinflussen. Facebook-Chef Mark Zuckerberg bestreitet aber, dass Falschmeldungen die Wahl entschieden hätten.
In Deutschland wird mit Blick auf die Bundestagswahl im Herbst ebenfalls eine Welle von falschen Informationen befürchtet. Die Bundesregierung hat Facebook, Twitter und Co. schon länger im Visier. Sie plant strengere Regeln für soziale Netzwerke, damit diese Hasskommentare und Fakenews schneller aus dem Netz entfernen. Nachgedacht wird über Beschwerdestellen und Geldbußen. Kritiker werfen der Bundesregierung vor, das Problem vernachlässigt zu haben.
(rm/nin)