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Facebook kauft Instagram

Das Unternehmen Instagram hat eine Foto-App für internetfähige Mobiltelefone entwickelt, die es Usern ermöglicht, ihre Fotos nachzubearbeiten und sie mit anderen zu teilen. Davon will Facebook mit dem Kauf der Firma profitieren - und das kurz vor dem eigenen Börsengang.

Von Michael Braun |
    Es klingt wie die Preisblase x.0. Das soziale Netzwerk Facebook kauft kurz vor dem Börsengang ein Unternehmen, das gerade zwei Jahre alt ist, 13 Softwarentwickler beschäftigt, dem Vernehmen nach keinen Umsatz macht und Facebook gleichwohl eine Milliarde Dollar wert ist, also rund 760 Millionen Euro.

    Instagram heißt das Unternehmen. Es hat eine App, eine Anwendung für internetfähige Mobiltelefone entwickelt. Die erlaubt es Nutzern, ihre mit dem Smartphone aufgenommenen Fotos mit Filtern und Effekten zu bearbeiten und dann ins Internet zu stellen. Das haben inzwischen 30 Millionen Smartphonebesitzer getan. Es gibt also eine Nachfrage. Um die mit Umsätzen aus der Werbewirtschaft zu unterfüttern, gingen Gerüchte um, Instragam wolle die Anwendung zu einem sozialen Netzwerk ausbauen, also zu einem Konkurrenten von Facebook werden. Und obwohl Facebook mit seinen 850 Millionen Nutzern um ein Vielfaches größer als Instagram ist, sah Facebook hier die Chance, mit der Übernahme mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Oliver Roth, Börsenchef des Wertpapierhauses Close Brothers Seydler, scheinen die Motive Facebooks jedenfalls nachvollziehbar:

    "Es ist sowohl offensiv wie defensiv gedacht vonseiten Facebooks, weil man einen kommenden Konkurrenten damit ausschalten will, weil man die derzeitige Konkurrenz mit dem Kauf von Instagram auf Distanz halten will. Denn durchaus für Google hätte es interessant sein können, dieses Unternehmen aufzukaufen. Und zum Dritten ist das, was vom Softwareentwickler geboten wird, durchaus auch interessant für Facebook, weil man damit deutlich mobiler wird beispielsweise auf Handys."

    Das Internet als Kommunikationsmittel überall verfügbar zu haben, das ist weltweiter Trend. Auch in Deutschland gehen schon mehr als die Hälfte der Internetnutzer mit Smartphones oder Tablet-PCs ins Netz, Tendenz steigend. Gerade Handelsunternehmen sind daran interessiert, auch sonst wächst die Zahl derjenigen stark, die aus dem Außendienst ihre Daten ins Unternehmensnetz einspeisen wollen oder die von außen schauen wollen, wie sich wichtige Unternehmensdaten entwickelt haben.

    Die private Nutzung des mobilen Internets steigt mit. Angebote wie der Videokanal Youtube sorgen dafür, dass die Nachfrage steigt. Aber Youtube ging 2006 für knapp 1,7 Milliarden Dollar an Google. Facebook hatte das Nachsehen. Die aktuelle Kaufgelegenheit wollte Facebook wohl nicht vorüberziehen lassen, wobei sich ja auch Instagram ausbauen lässt. Geld genug hat Facebook und wird es auch künftig haben, wenn bei dem für Mai geplanten Börsengang vermutlich fünf Milliarden Dollar in die Kasse kommen. Das Geld ist da, also kann man es auch ausgeben, so klingt ein wenig Oliver Roths Meinung zum Preisniveau für Firmen mit Hoffnungswert wie Instagram:

    "Momentan hat man sicher wieder solch einen kleinen Hype, was bestimmte Technologieunternehmen angeht. Aber auf dem Blatt steht letztendlich, dass diese Unternehmen auch unter anderem zumindest an der Börse ihr Geld vorübergehend wert sind. Das sieht man selbst an Facebook. Die Frage wird also sein, ob das von Dauer sein wird. Und da habe ich bei Facebook doch meine Zweifel. Aber die hatte ich auch bei Google, und da habe ich falsch gelegen. Also schauen wir mal, ob ich diesmal besser liege."

    Ähnlich staunen lässt auch ein weiteres Geschäft in der Internetbranche: AOL, einst führender Anbieter für den Internetzugang und für den Mailverkehr, verkauft einen Großteil seiner Patente, mehr als 800 Schutzrechte, an Microsoft. Microsoft zahlt gut eine Milliarde Dollar. Die Börse hatte nicht auf dem Schirm, dass AOL noch solch wertvolle Patente besaß. Die AOL-Aktie sprang an der amerikanischen Börse um fast 50 Prozent in die Höhe. AOL will den Verkaufserlös weitgehend ausschütten. Nach dem Verkauf wird AOL noch 300 Patente sein Eigen nennen. Diese liegen in für den Konzern wichtigen Bereichen wie Onlinewerbung und -suche sowie soziale Medien. Welche Schutzrechte an Microsoft fielen, wollte AOL nicht mitteilen.