"Guck mal: 'Lieblingsmodelle von Birkenstock in neun Farben.' Da können wir sehen, was ich mir alles angesehen habe."
Maria Leibheimer, die ihren richtigen Namen lieber nicht im Radio hören will, hat sich ihre Daten von Facebook heruntergeladen, ihre gesammelten Facebook-Daten seit 2007: Fotos, Posts und alle Chat-Nachrichten.
"2009! Guck mal, da konnte ich noch Französisch schreiben."
Bei Videos und "Pokes", also Anstupser finden sich nur ein, zwei Dateien. Der Ordner "Fotos" dagegen ist voll. Maria beim dritten Geburtstag ihres Sohnes - mit Taucherbrille und Bohrer:
"Das sind so Fotos, die sind definitiv nicht mehr online. Nein!"
Doch das stimmt nicht ganz: Sie hatte die Fotos nämlich nur aus ihrem Profil genommen, aber nicht komplett bei Facebook gelöscht.
"Das ist natürlich schon krass, dass die Bilder alle gespeichert sind. Aber wer soll sich das angucken?"
Firmen nutzen Facebook-Kontaktlisten mit persönlichen Informationen
Interessant auch die Kategorie: "Werbekunden, die Kontaktlisten mit ihren persönlichen Informationen hochgeladen haben." Werbende Firmen konnten ganze Kundendateien voller Email-Adressen zu Facebook laden, um zu sehen, welche ihrer Kunden bei Facebook sind - und um diesen dann gezielt bestimmte Werbung zu zeigen. Bei Maria finden sich rund 70 Firmen, die eine Kontaktliste hochgeladen haben, die ihren Namen oder ihre Mail enthielt:
"Das ist hier, finde ich, echt krass. Das finde ich merkwürdig. Weiß nicht mal, wer das alles ist! Schnäppchenfee, die irritiert mich am meisten."
In der Kategorie "Profil" hat Facebook "Werbe-Themen" gesammelt, 60-70 Interessen, die Facebook aus dem destilliert hat, was Maria Leibheimer gelikt und gelesen hat, was sie interessiert. Einhörner zum Beispiel:
"Ja, ich liebe Einhörner. Laser, Bikini, Low Carb Diät habe ich mir auch schon mal angesehen. Netflix kenne ich auch. Bier! Bier und Tatoos."
Schnell wird klar: Facebook weiß eine ganze Menge.
"Finde ich interessant, aber ich bin nicht schockiert. Ich würde mich auch abmelden, das könnte ich mir vorstellen, aber das Problem sind die Leute, mit denen ich gern in Kontakt bin, und ohne Facebook wäre ich das nicht so."
Chrome speichert alle aufgerufenen Webseiten
Thiess Heller hat sich seine Daten von Google geladen, Daten, die unter seinem Account gespeichert sind, mit dem er auch auf seinem Android-Telefon angemeldet ist.
"Seit Jahren. Das ist der eine Account, mit dem sich seit Jahren bei Google bin."
Auch er will seinen Namen nicht im Radio hören. Google liefert ihm 247 Megabyte mit Daten von 31 Google-Produkten:
"Google Plus, Kalender, Chrome, Fit, Google Fotos, Google Music ..."
Die meisten dieser Dienste nutzt Heller nicht, sie liefern auch keine Daten. Anders im Ordner "Chrome": Hier findet sich, welche Web-Seiten in den letzten zehn Jahren mit Googles Browser Chrome aufgerufen wurden - auf Telefon und Heimrechner:
"Das Ding ist, das sind Familiengeräte. Damit sehe ich, was Nina gemacht hat, damit sehe ich, was die Kinder gemacht haben. Diverse Teppich hier bei Ikea wurden angeschaut, Schöner Wohnen - was man so alles schaut."
Google speichert auch Daten, um Formulare auf Webseiten automatisch ausfüllen zu können:
"Oh ja, gut - hier natürlich meine Adresse drin, Beruf, Job - ist ja auch praktisch, dass man das alles so ausfüllt. Und Google weiß das dann alles."
Google Maps speichert Standorte und Art der Fortbewegung
Der mit Abstand größte Ordner heißt "Standortverlauf". Zehn Jahre lang hat Google Standorte gespeichert, an denen Haller irgendeinen Google-Dienst genutzt hat: Karten, Fotos oder schlicht das Android-Telefon. Aus der Art der Bewegung kann Google aber noch mehr ableiten:
"On bicycle. Er merkt sich, wie ich unterwegs war. Hier sagt er: zu Fuß, gegangen, in rail vehicle, running."
3,5 Millionen Zeilen reiner Text mit Standortangaben. Zu viel für Hallers Rechner:
"Abgestürzt. Kommt mit den Datenmassen nicht klar, die Google Maps über mich gesammelt hat."
"Das ist unheimlich. Aber ich merke, wie sich selber überlege, dass ich das wohl akzeptieren muss. Ich sehe auch keine Alternative."