Erdgeschichte
Fachgremium stimmt gegen Anthropozän als neues Erdzeitalter

Wir Menschen haben unseren Planeten extrem verändert. Viele Fachleute wollen deshalb ein neues Erdzeitalter ausrufen. Daraus wird wohl vorerst nichts.

09.03.2024
    Fußspuren im Sand
    Der Mensch hinterlässt nicht nur Spuren, sondern verändert die Erde so sehr, dass vom Anthropozän gesprochen wird. (Pexels / Min An)
    Die offizielle Anerkennung des Menschenzeitalters, des Anthropozäns, als neue Epoche der Erdgeschichte scheint erst einmal vom Tisch zu sein. Das zuständige Expertengremium, die sogenannte Subcommission on Quaternary Stratigraphy, hat gegen den Vorschlag gestimmt, wie mehrere Mitglieder der Arbeitsgruppe gegenüber verschiedenen Medien bestätigten. Die Gründe für die Anlehnung sind noch nicht bekannt.
    Geologen teilen die Erdgeschichte in verschiedene Zeitalter ein. Demnach leben wir derzeit im Holozän, das vor knapp 12 000 Jahren begann. Da die Menschheit aber zuletzt die Erde - unter anderem durch den Ausstoß von Treibhausgasen und die Zerstörung von Ökosystemen - massiv verändert hat, sehen Experten verschiedener Fachrichtungen das Zeitalter des Menschen angebrochen.  Es gibt dazu aber kontroverse Diskussionen in der Fachwelt.
    Der Begriff Anthropozän wird zwar bereits verwendet, um den immensen Einfluss der Menschheit auf die Erde zu betonen. Bislang ist die Epoche aber nicht nach geologischen Maßstäben definiert und offiziell anerkannt.

    Anerkennung wäre längerer Prozess

    Dazu wären mehrere Schritte notwendig. Zunächst hätte die SQS zustimmen müssen, danach die Internationale Kommission für Stratigraphie und schließlich das Exekutivkomitee der International Union of Geological Sciences. 
    Eingeführt hatte den Begriff Anthropozän der niederländische Meteorologe Paul Crutzen. Der Nobelpreisträger und frühere Direktor des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz schlug den Begriff bei einer Konferenz im Jahr 2000 vor. Seitdem diskutieren Fachleute, ob die durch den Menschen verursachten globalen Veränderungen schon jetzt eine neue Etappe auf der geologischen Zeitskala rechtfertigen - und wie diese definiert sein könnte.