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Fachmesse "SightCity"
Sprechende Computer und handfeste Ziffernblätter

Allein in Deutschland leben mehr als eine halbe Million Menschen, die sehbehindert oder blind sind und von denen viele sich wünschen, selbstbestimmt am Leben teilhaben zu können. Sie wollen ihren Haushalt bewältigen, arbeiten gehen und auch Freizeitangebote wahrnehmen. Es gibt inzwischen viele Hilfsmittel, die Blinden und Sehbehinderten zur Verfügung stehen. Und die sind auf der Fachmesse SightCity in Frankfurt am Main zu sehen.

Von Ludger Fittkau |
    Ali Savas ist ein blinder Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Er arbeitet für die US-amerikanische Firma Freedom Scientifc, die Computer so zum Sprechen bringt, dass Blinde und Sehbehindert gut damit arbeiten können. Ali Savas demonstriert dies am Bildschirm eines Computers, der neben einer normalen Tastatur auch eine Leiste mit Brailleschrift besitzt:
    "Ich gehe jetzt erst mal in das Startmenü."
    Computerstimme: "Feld suchen – Eingabefeld."
    "Der hat jetzt gesagt, Feld suchen. Dann kann ich jetzt zum Beispiel Word eingeben."
    Computerstimme: "Word 2013."
    "Der sagt mir dann auch schon, dass es eine Desktop-App ist. Das sehe ich hier auch gleichzeitig auf der Braillezeile. Dann brauche ich jetzt nur noch " Enter" zu drücken. Es nennt mir den Anwendungsnamen und in welcher Ansicht ich mich gerade befinde, Seitenlayout."
    Ali Savas hat ganz bewusst, das Berufsbild des Fachinformatikers gewählt, um neue Computerhilfsmittel für Sehbehinderte zu entwickeln:
    "Ich hatte schon immer den Traum, in einer dieser Firmen zu arbeiten. Und mein Traum hat sich dadurch erfüllt. "
    Die sprechenden Computer, die Ali Savas verkauft, sind wie andere akustische Hilfsmittel für Blinde und Seebehinderte die "Renner" auf der Fachmesse in Frankfurt am Main:
    "Das geht los von sprechenden Küchenwaagen über sprechende Uhren, Wecker – all das was man immer mal wieder zuhause und unterwegs braucht."
    Größte Messe für Hilfsmittel für Blinde in Europa
    Sagt Wilhelm Lickteig, der als Messebesucher aus Pirmasens angereist ist. Seit einem Jahrzehnt besucht er jährlich die Fachmesse - wie am Stand nebenan Gabriel, der extra aus Polen gekommen ist.
    "Es ist eben die größte Messe für Hilfsmittel für Blinde in Europa. Man findet immer viele interessante Dinge hier. Etwa dieses Hilfsmittel, es heißt Braille-Notat. Es ist ein Tablet-PC mit Braille-Display."
    Angeboten wird diese Spezialanfertigung von der kanadischen Firma Humanware, die von Ralf Röhrer vertreten wird. Er weist noch auf einen weiteren Tablet-PC am Stand hin:
    "Sie haben vielleicht das Tablet gesehen ganz am Anfang. Das ist ein Tablet mit einer externen Kamera, das möglich macht, Texte zu lesen, vorgelesen zu bekommen, aber auch alle anderen Möglichkeiten eines Tablets hat. Und das ist zum Beispiel für Schüler sehr interessant, mit der externen Kamera zum Beispiel das Bild von der Tafel zu bekommen, sich gleichzeitig vorlesen zu lassen, eigene Eingaben zu machen, Bilder zu speichern und ähnliches."
    Klaus-Peter Haas von der Nürnberger Firma Inventivio stellt auf der Messe den Prototypen einen taktilen Grafik-Display vor, das im Frühjahr nächsten Jahres auf den Markt kommen soll:
    "Das ist wirklich neu. Die Idee ist, dass wir Informationen darstellen können, auf die wir nicht zugreifen können. Weil alles, was wir nicht vorlesen können oder mit der Braillezeile erfassen können, ist für Blinde nicht er tastbar und nicht zugänglich. Das heißt: Stadtpläne oder Tabellen oder Grafiken jeder Art. Formeln, wenn sie an die Mathematik denken für Kinder in der Schule, ist heute nicht drin. Und da haben wir dieses Display entwickelt, was jegliche Art von Grafik darstellen kann."
    Am dichtumlagerten Stand des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen schaut sich Sylvia Kraus aus dem rheinland-pfälzischen Bad Ems unterdessen ganz handfeste Armbanduhren für Sehbehinderte an:
    "Der Deckel darf kein Sprungdeckel sein. Weil wenn er wegspringt, dann ist das Scharnier sehr instabil."
    Außerdem müssen auch die kleinen Zeiger der Uhr gut zu ertasten sein. Es geht im Zeitalter der digitalen Hilfsmittel bei Alltagsdingen bisweilen immer noch um robuste Mechanik.