Wir stellen Ihnen heute Sonaten von Antoine Dard vor, die 1759 unter dem Titel Six Sonates pour le basson ou violoncel avec la Basse Continuë veröffentlicht wurden. Diese Stücke erschienen jetzt bei der Edition Raumklang in einer Einspielung mit Kristin von der Goltz - Violoncello, Hille Perl - Viola da gamba und Christine Schornsheim - Cembalo. Eine Fassung mit Fagott und Cembalo brachte das Label Ramée heraus, mit Ricardo Rapoport und Pascal Dubreuil.
" Musikbeispiel: Antoine Dard, aus: Sonate IV F-dur - 1. Siciliano Andante "
Antoine Dard, dessen Name selbst in einschlägigen Musiklexika nicht zu finden ist, war einer der vielen Musiker, die ihr Auskommen in den bedeutendsten Musikinstitutionen der französischen Monarchie hatten. Da gab es die Académie Royale de Musique in Paris und die Musique du Roi in Versailles, mit der Musique de la Chapelle Royale, de la Grand Ècurie sowie der Musique de la Chambre.
Antoine Dard, dessen Lebenslauf zum großen Teil unbekannt ist, war zunächst als bassoniste ordinaire an der königlichen Kappelle beschäftigt und Mitglied der Académie Royale bis er schließlich, in der Nachfolge von Esprit-Philippe Chédeville zum Grand hautbois de la Chambre et Ècurie du Roy ernannt wurde. Fagotte gehörten als Bassinstrumente der Oboenfamilie zum festen Bestandteil dieses Ensembles.
An Kompositionen haben sich von Dard erhalten: diese sechs Sonaten für Fagott oder Violoncello, sechs Sonaten für Flöte oder Violine, einige cantatilles, Kurzkantaten, sowie Lieder und das theoretische Werk: 'Neue Prinzipien der Musik, die völlig ausreichen sollten, um dieselbe perfekt zu erlernen'. Hierbei handelt es ich um eine Musiklehre, die auch eine 'Musikgeschichte seit ihren Anfängen' enthält, wie auch eine Liste aller 'Werke, die von den Anfängen bis heute an der Oper gespielt wurden', einen 'Vergleich zwischen Lully und Rameau', 'Übungen für Duos in allen Tonarten', und schließlich 13 Lieder 'um zu lernen, wie man zu einer Musik mit Flötenbegleitung den Text hinzufügt'.
Die Fagott-Sonaten waren die ersten Werke von Dard, die 1759 gedruckt wurden, bevor er in den Dienst des Königs trat, in der Ankündigung hieß es: 'Diese Sonaten gelten als einzigartig und können auch auf dem Violoncello gespielt werden' Ricardo Rapoport und Pascal Dubreuil haben sich bei ihrer Aufnahme bewusst für einen puristischen Basso continuo, ohne Violoncello, entschieden, eine , so Rapoport, zu der Zeit immer gängiger werdende Praxis, welche mehr Freiheiten und Phantasie bei der Interpretation und mehr Transparenz in den Farben zulasse. Um die Einspielung dennoch etwas abwechselungsreicher zu gestalten, fügten sie vier Lieder von Dard hinzu, gesungen von der Sopranistin Karine Sérafin, die von dem Flötisten François Nicolet begleitet wird.
Es sind Beispiele für die typisch französische Vorliebe für hohe Klänge und pastorale Vogelstimmen- Klangfarben, wie man sie im gesamten 18.Jahrhundert häufig in der Oper antrifft.
" Musikbeispiel: Antoine Dard, Musette en rondeau 'Cher Tircis' "
Karine Sérafin und François Nicolet mit der Musette en rondeau 'Cher Tircis' von Antoine Dard.
Die Sonaten von Dard für Fagott oder Violoncello wirken für beide Instrumente gleichermaßen. Wenn der Komponist auf dem Schallplattenmarkt bis jetzt noch nicht vertreten war, so gibt es nun gleich zwei Einspielungen des selben Werkes, die beide aus verschiedenen Gründen in der Sammlung eines Alte-Musik-Liebhabers nicht fehlen sollten.
Dard verwendet das Fagott in diesen Sonaten als wäre es ein Belcanto-Operntenor.
Die langsamen Sätze sind ohne Wiederholungen oder Dopplungen angelegt und durchkomponiert wie ein italienisches Arioso, das es damals in Frankreich aber so noch gar nicht gab. Der Fagott-Part ist sehr melodiös, lyrisch angelegt und reich verziert und erhält dadurch eine ganz individuelle einzigartige Wirkung in Verbindung mit dem galanten Stil.
Neben anderen technischen Schwierigkeiten, die er sich ausgedacht hat, gebraucht er häufig die sehr hohen Register des Instrumentes. Dies war zu der Zeit mehr als ungewöhnlich und sollte sich erst im 19.Jahrhundert durchsetzen, nachdem das Instrument allerlei technische Verbesserungen erfahren hat. Der Fagottist Ricardo Rapoport und der Cembalist Pascal Dubreuil haben beide unter anderem am nationalen Pariser Konservatorium studiert und dort mit dem Premier Prix abgeschlossen, heute unterrichten sie auch am nationalen Konservatorium in Rennes, dessen Alte Musik-Abteilung Dubreuil leitet.
Rapoport beweist in dieser Aufnahme mit einer verblüffenden virtuosen Leichtigkeit, dass man diese Sonaten in tempo durchaus auch auf einem Barock-Fagott spielen kann.
" Musikbeispiel: Antoine Dard, aus: Sonate VI a-moll - 1.Andante - 2.Allegro "
Ricardo Rapoport und Pascal Dubreuil spielten zwei Sätze aus der 6.Sonate von Antoine Dard.
Das Fagott ist das einzige Instrument, mit dem sich noch kein Autor befasst hat , so schrieb der Komponist 1759 zu seiner Ausgabe der Sonaten. Wenn es heute veröffentlicht wird, dann geschieht das weniger aus Interesse als aus dem Bedürfnis zu lehren.
Die Meister werden hier sicherlich auf Schwierigkeiten stoßen, so Dard weiter, doch es ist zu hoffen, dass sie nicht die Mühe scheuen werden, diese zu überwinden und nicht, wie die meisten von ihnen, jegliche Musik verdammen, die mehr Arbeit verlangt. Sie mögen darauf achten, dass diese Sonaten mit Fingersätzen und Phrasierungen versehen sind, und dass keine Passage zu Papier gebracht wurde, ohne mehrere Male auf dem Instrument ausgeführt worden zu sein. Es besteht daher kein Zweifel an dem Nutzen, den sie daraus ziehen werden, wenn sie schließlich die Leichtigkeit und das Gefühl erworben haben, für das diese Sonaten empfänglich sind.
Dass Verzierungen so penibel ausgeschrieben wurden, mit Artikulationen über jeder einzelnen Note, das ist für die Zeit ungewöhnlich. Damals gab es in Frankreich, so Ricardo Rapoport, eine Überfülle von Abhandlungen und Texten aller Art, die darüber Auskunft geben, wie die Musik und die Verzierungen zu spielen sind. Doch sie stehen oft im Gegensatz zu dem, was heute als Norm für die Ausführung der Musik des 18.Jahrhunderts betrachtet wird und widersprechen selbst den Texten der damaligen Zeit. Und daher ist es die Frage, ob Dard in Ausübung seines Amtes als erster Fagottist oder seine Kollegen in der Oper zum Beispiel wirklich so spielten, wie er es niederschrieb und damit die Gepflogenheiten, auch am Hofe, übergingen?
Dass diese 6 Sonaten auch für Cello stimmig sind, das beweist das kongeniale Trio mit Kristin von der Goltz - Violoncello, Hille Perl - Viola da gamba und Christine Schornsheim - Cembalo. Auch an das Violoncello stellen diese Stücke hohe Ansprüche und allein die Zusammensetzung dieser Aufnahme macht die CD zu einem Muss. Die Leichtigkeit in den schnellen Sätzen, die gefühlvolle Intensität in den langsamen Ariosi und der geschmackvoll ausgestaltete Cembalo-Part heben diese Musik aus ihrer rein höfischen Bestimmung heraus zu einem Stück zeitloser französisch-italienischer Barockmusik.
" Musikbeispiel: Antoine Dard, aus: Sonate V d-moll - 3.Arietta (Ausschnitt) - 4.Allegro "
Info
Titel: Antoine Dard
6 sonates pour le violoncelle avec la basse continue (1759)
Ausführende: Kristin von der Goltz, Hille Perl, Christine Schornsheim
Label: edition raumklang LC-05068RK 2701
" Musikbeispiel: Antoine Dard, aus: Sonate IV F-dur - 1. Siciliano Andante "
Antoine Dard, dessen Name selbst in einschlägigen Musiklexika nicht zu finden ist, war einer der vielen Musiker, die ihr Auskommen in den bedeutendsten Musikinstitutionen der französischen Monarchie hatten. Da gab es die Académie Royale de Musique in Paris und die Musique du Roi in Versailles, mit der Musique de la Chapelle Royale, de la Grand Ècurie sowie der Musique de la Chambre.
Antoine Dard, dessen Lebenslauf zum großen Teil unbekannt ist, war zunächst als bassoniste ordinaire an der königlichen Kappelle beschäftigt und Mitglied der Académie Royale bis er schließlich, in der Nachfolge von Esprit-Philippe Chédeville zum Grand hautbois de la Chambre et Ècurie du Roy ernannt wurde. Fagotte gehörten als Bassinstrumente der Oboenfamilie zum festen Bestandteil dieses Ensembles.
An Kompositionen haben sich von Dard erhalten: diese sechs Sonaten für Fagott oder Violoncello, sechs Sonaten für Flöte oder Violine, einige cantatilles, Kurzkantaten, sowie Lieder und das theoretische Werk: 'Neue Prinzipien der Musik, die völlig ausreichen sollten, um dieselbe perfekt zu erlernen'. Hierbei handelt es ich um eine Musiklehre, die auch eine 'Musikgeschichte seit ihren Anfängen' enthält, wie auch eine Liste aller 'Werke, die von den Anfängen bis heute an der Oper gespielt wurden', einen 'Vergleich zwischen Lully und Rameau', 'Übungen für Duos in allen Tonarten', und schließlich 13 Lieder 'um zu lernen, wie man zu einer Musik mit Flötenbegleitung den Text hinzufügt'.
Die Fagott-Sonaten waren die ersten Werke von Dard, die 1759 gedruckt wurden, bevor er in den Dienst des Königs trat, in der Ankündigung hieß es: 'Diese Sonaten gelten als einzigartig und können auch auf dem Violoncello gespielt werden' Ricardo Rapoport und Pascal Dubreuil haben sich bei ihrer Aufnahme bewusst für einen puristischen Basso continuo, ohne Violoncello, entschieden, eine , so Rapoport, zu der Zeit immer gängiger werdende Praxis, welche mehr Freiheiten und Phantasie bei der Interpretation und mehr Transparenz in den Farben zulasse. Um die Einspielung dennoch etwas abwechselungsreicher zu gestalten, fügten sie vier Lieder von Dard hinzu, gesungen von der Sopranistin Karine Sérafin, die von dem Flötisten François Nicolet begleitet wird.
Es sind Beispiele für die typisch französische Vorliebe für hohe Klänge und pastorale Vogelstimmen- Klangfarben, wie man sie im gesamten 18.Jahrhundert häufig in der Oper antrifft.
" Musikbeispiel: Antoine Dard, Musette en rondeau 'Cher Tircis' "
Karine Sérafin und François Nicolet mit der Musette en rondeau 'Cher Tircis' von Antoine Dard.
Die Sonaten von Dard für Fagott oder Violoncello wirken für beide Instrumente gleichermaßen. Wenn der Komponist auf dem Schallplattenmarkt bis jetzt noch nicht vertreten war, so gibt es nun gleich zwei Einspielungen des selben Werkes, die beide aus verschiedenen Gründen in der Sammlung eines Alte-Musik-Liebhabers nicht fehlen sollten.
Dard verwendet das Fagott in diesen Sonaten als wäre es ein Belcanto-Operntenor.
Die langsamen Sätze sind ohne Wiederholungen oder Dopplungen angelegt und durchkomponiert wie ein italienisches Arioso, das es damals in Frankreich aber so noch gar nicht gab. Der Fagott-Part ist sehr melodiös, lyrisch angelegt und reich verziert und erhält dadurch eine ganz individuelle einzigartige Wirkung in Verbindung mit dem galanten Stil.
Neben anderen technischen Schwierigkeiten, die er sich ausgedacht hat, gebraucht er häufig die sehr hohen Register des Instrumentes. Dies war zu der Zeit mehr als ungewöhnlich und sollte sich erst im 19.Jahrhundert durchsetzen, nachdem das Instrument allerlei technische Verbesserungen erfahren hat. Der Fagottist Ricardo Rapoport und der Cembalist Pascal Dubreuil haben beide unter anderem am nationalen Pariser Konservatorium studiert und dort mit dem Premier Prix abgeschlossen, heute unterrichten sie auch am nationalen Konservatorium in Rennes, dessen Alte Musik-Abteilung Dubreuil leitet.
Rapoport beweist in dieser Aufnahme mit einer verblüffenden virtuosen Leichtigkeit, dass man diese Sonaten in tempo durchaus auch auf einem Barock-Fagott spielen kann.
" Musikbeispiel: Antoine Dard, aus: Sonate VI a-moll - 1.Andante - 2.Allegro "
Ricardo Rapoport und Pascal Dubreuil spielten zwei Sätze aus der 6.Sonate von Antoine Dard.
Das Fagott ist das einzige Instrument, mit dem sich noch kein Autor befasst hat , so schrieb der Komponist 1759 zu seiner Ausgabe der Sonaten. Wenn es heute veröffentlicht wird, dann geschieht das weniger aus Interesse als aus dem Bedürfnis zu lehren.
Die Meister werden hier sicherlich auf Schwierigkeiten stoßen, so Dard weiter, doch es ist zu hoffen, dass sie nicht die Mühe scheuen werden, diese zu überwinden und nicht, wie die meisten von ihnen, jegliche Musik verdammen, die mehr Arbeit verlangt. Sie mögen darauf achten, dass diese Sonaten mit Fingersätzen und Phrasierungen versehen sind, und dass keine Passage zu Papier gebracht wurde, ohne mehrere Male auf dem Instrument ausgeführt worden zu sein. Es besteht daher kein Zweifel an dem Nutzen, den sie daraus ziehen werden, wenn sie schließlich die Leichtigkeit und das Gefühl erworben haben, für das diese Sonaten empfänglich sind.
Dass Verzierungen so penibel ausgeschrieben wurden, mit Artikulationen über jeder einzelnen Note, das ist für die Zeit ungewöhnlich. Damals gab es in Frankreich, so Ricardo Rapoport, eine Überfülle von Abhandlungen und Texten aller Art, die darüber Auskunft geben, wie die Musik und die Verzierungen zu spielen sind. Doch sie stehen oft im Gegensatz zu dem, was heute als Norm für die Ausführung der Musik des 18.Jahrhunderts betrachtet wird und widersprechen selbst den Texten der damaligen Zeit. Und daher ist es die Frage, ob Dard in Ausübung seines Amtes als erster Fagottist oder seine Kollegen in der Oper zum Beispiel wirklich so spielten, wie er es niederschrieb und damit die Gepflogenheiten, auch am Hofe, übergingen?
Dass diese 6 Sonaten auch für Cello stimmig sind, das beweist das kongeniale Trio mit Kristin von der Goltz - Violoncello, Hille Perl - Viola da gamba und Christine Schornsheim - Cembalo. Auch an das Violoncello stellen diese Stücke hohe Ansprüche und allein die Zusammensetzung dieser Aufnahme macht die CD zu einem Muss. Die Leichtigkeit in den schnellen Sätzen, die gefühlvolle Intensität in den langsamen Ariosi und der geschmackvoll ausgestaltete Cembalo-Part heben diese Musik aus ihrer rein höfischen Bestimmung heraus zu einem Stück zeitloser französisch-italienischer Barockmusik.
" Musikbeispiel: Antoine Dard, aus: Sonate V d-moll - 3.Arietta (Ausschnitt) - 4.Allegro "
Info
Titel: Antoine Dard
6 sonates pour le violoncelle avec la basse continue (1759)
Ausführende: Kristin von der Goltz, Hille Perl, Christine Schornsheim
Label: edition raumklang LC-05068RK 2701