Auf einem zentralen Platz in Riga wehen die Fahnen aller Teilnehmerländer der Eishockey-Weltmeisterschaft. Der Bürgermeister der lettischen Hauptstadt ließ die offizielle belarussische Fahne gestern abnehmen – und durch die historische weiß-rot-weiße Fahne von Belarus ersetzen, die von Gegner des dortigen Machthabers Alexander Lukaschenko benutzt wird. Damit drückte er seine Solidarität mit dem am Sonntag unter spektakulären Umständen in Belarus verhafteten Journalisten Roman Protasiewitsch aus.
Der lettische Staatspräsident Egil Levits begrüßte die Aktion. In Belarus schlug dies hohe Wellen. Außenminister Wladimir Makej erklärte:
"Wir haben unsere entschiedenen Protest formuliert. Das verstößt auf zynische Weise gegen alle Normen des internationalen Rechts. Das ist faktisch ein Akt des staatlichen Vandalismus. So ein Verhalten gegenüber einem souveränen Staat und einer souveränen Nation ist nicht hinnehmbar."
Lettische Diplomaten aus Belarus ausgewiesen
Später verwies das Außenministerium sogar den lettischen Botschafter und alle andere Diplomaten des Landes. Staatliche Kanäle im Internet zeigten Videoaufnahmen von der Abreise des Botschafters und versahen sie mit hämischen Kommentaren. Lettland reagierte seinerseits mit der Ausweisung aller belarussischen Diplomaten.
Auch der Vorsitzende des belarussischen Eishockeyverbandes Dmitrij Baskow äußerte sich:
"Der Verband wertet die Geste der Stadtverwaltung in Riga als Akt einer tiefen Respektlosigkeit gegenüber unseren Sportlern. Diese sind zur Weltmeisterschaft gefahren, um zu beweisen, wozu unser Land fähig ist – und zwar auf dem Eis und nicht auf der Tribüne der Politik."
Allerdings ist Sport in Belarus alles andere als unpolitisch. Baskow selbst ist ein treuer Anhänger von Alexander Lukaschenko und nutzt sein Amt, um Stimmung für den Machthaber zu machen.
Eishockey-Weltverband auf der Seite von Belarus
Der Eishockey-Weltverband schloss sich dem Protest gegen die Aktion des Rigaer Bürgermeisters an. Der Verbandsvorsitzende René Fasel erklärte, dass die Flagge des Weltverbandes nicht neben der historischen belarussischen Fahne wehen dürfe und deshalb vom zentralen Platz in Riga entfernt werden müsse. Dem werde er nachkommen, erklärte der Bürgermeister.