Nicht jeder stellt sich mehr für tausende Euro ein Auto unter die Laterne. Vor allem junge Leute mieten lieber ein Auto. Daimler hat sich darauf eingestellt und sich maßgeblich am Carsharing-Anbieter Car2go beteiligt. Nun kommt der nächste Schritt: Eine Daimler-Tochter übernimmt den Betreiber der Taxivermittlungs-App MyTaxi, die Intelligent Apps GmbH aus Hamburg. Das wurde heute bekannt. Dass erst gestern groß in den Medien war, der amerikanische Fahrdienst Uber dürfe nach einer einstweiligen Verfügung des Landgerichts Frankfurt seine Taxi App nicht weiter betreiben, scheint Daimler nicht zu berühren.
Daimlers Neu-Erwerbung MyTaxi beeilte sich heute, sich von Uber abzusetzen. Man suche die Zusammenarbeit mit dem etablierten Taxigewerbe, sagte ein Sprecher von MyTaxi. Uber legte es dagegen darauf an, Kunden mit privaten Fahrern zusammenzubringen, die vom Personenbeförderungsgesetz, von jährlichem TÜV fürs Auto, von ausreichender Versicherung und Gesundheitsprüfung des Fahrers nichts wissen wollen.
Im Prinzip sei eine solche Konkurrenz nicht falsch, meint Lars P. Feld, das Mitglied des Sachverständigenrates und - als Chef des Walter Eucken-Instituts - ein Vordenker der Marktwirtschaft:
"Uber ist eine ordnungspolitisch schwierige Entscheidung. Denn einerseits muss man klar sagen: Ordnungspolitisch richtig ist es, wenn der Markt für Personenbeförderung offen ist und wen ein neuer Wettbewerber auf den Markt kommt, warum soll er das nicht machen können. Auf der anderen Seite verlangen wir sicherlich Mindestvoraussetzungen für dieses Gewerbe, so, wie wir es in anderen Bereichen auch verlangen aus Gründen des Konsumentenschutzes. Und insofern könnte ich mir sehr gut eine Lösung vorstellen, bei der man von Uber Mindestvoraussetzungen verlangt, die aber bei Weitem nicht so hochgehen wie das, was man heute bei den Taxilizenzen in Deutschland von den Taxifahrern fordert, was dann letztlich ja auch noch mal vom Verband entsprechend beeinflusst ist."
"Wir haben nichts gegen Innovationen"
Daimlers neuer Partner MyTaxi ließ heute wissen, man nehme wahr, dass sich ausländische Anbieter teilweise nicht an den ordnungspolitischen Rahmen in Deutschland hielten. Und: Es gebe in Deutschland ein hohes, schützenswertes Qualitätsniveau.
Die etablierte Taxizunft wird das gern hören. Sie muss nun zeigen, ob gilt, was die Sprecherin der genossenschaftlichen Taxi Deutschland eG gestern sagte. Anja Floetenmeyer:
"Wir haben ja selber auch eine App. Wir haben überhaupt nichts gegen Innovationen und Wettbewerb und das Internet. Im Gegenteil. Wir nutzen das ja selber für die Taxifahrten. Aber der Gesetzgeber stellt sich vor die Fahrer und vor die Fahrgäste und verhindert hier Wildwuchs. Und das ist gut und richtig so."
Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband wertete die Übernahme von MyTaxi durch Daimler heute als "klares Bekenntnis" von Daimler zur legalen Personenbeförderung. Daimler sei ein "starker Mitstreiter" zur Abwehr illegaler Marktteilnehmer. Aber er weiß auch: Der Druck auf die Taxizentralen wächst.