Fahrdienstvermittler – das ist ein etwas sperriges Wort für eine App, in der man ein paar Mal rum drückt, um wenig später von einem Fahrer abgeholt und zum Ziel der Wahl gefahren zu werden. In Deutschland sind solche Dienste bisher wenig verbreitet, in den USA aber werden die Angebote von Firmen wie Uber und Lyft schon rege genutzt.
Das Geschäftsmodell der Fahrdienstvermittler ist simpel: Kunden öffnen auf ihrem Smartphone eine App, die zunächst ihren Standort erfasst. Dann muss man das Ziel der Fahrt angeben und bekommt verschiedene Optionen angezeigt, unter anderem den Preis. Man bestätigt dann nochmal den eigenen Standort und bestellt. Am anderen Ende bekommen die Fahrer eine SMS, können die Bestellung dann bestätigen und machen sich auf den Weg. Bezahlt wird nach der Fahrt per Kreditkarte.
Angebote sind juristisch umstritten
In den USA ist das inzwischen sehr verbreitet, dort sind die Fahrer mit ihren Privatautos unterwegs. In Deutschland aber gibt es das kaum. Das hiesige Personenbeförderungsgesetz hat zu Rechtsstreitigkeiten geführt, als der größere Lyft-Konkurrent Uber in Deutschland auf den Markt kam. Das Angebot Uber Pop wurde verboten. Inzwischen gibt es UberX: verkürzt gesagt, fahren hier Chauffeure Mietwagen. Gesetzeskonform haben die Fahrer einen Personenbeförderungsschein, wie etwa Taxifahrer - und sie müssen nach jeder Fahrt zurück an eine feste Station. Bisher ist die aber nur in Berlin, München, Düsseldorf und Frankfurt verfügbar.
Viele Anbieter solcher Dienste sind bisher zudem nicht profitabel. Das ist wohl auch der Grund für den Börsengang von Lyft und den später im Jahr geplanten Börsengang von Uber. Im letzten Quartal allein hat Uber 865 Millionen Dollar Verlust gemacht, Lyft knapp 250 Millionen Dollar. Da wird also ganz schön Geld verbrannt. Bisher haben das Risikokapitalgeber finanziert. Jetzt folgt der Umstieg auf das Geld von Aktionären - ein Verfahren, das im IT-Bereich durchaus üblich ist. Man erinnere sich an Twitter oder Amazon.
Fahrer kritisieren Preiskampf auf ihre Kosten
Die hohen Verluste scheinen die Aktionäre dabei nicht zu stören. Lyft hat bereits gestern den Preis für eine Aktie wegen der großen Nachfrage auf 72 Dollar festgesetzt: Das Unternehmen kommt damit auf eine Marktbewertung von rund 24 Milliarden Dollar. Und das einfach nur, weil Aktionäre glauben, dass das Geschäftsmodell eine Zukunft hat.
Damit die Unternehmen künftig mehr Geld einnehmen als sie ausgeben, sollen vor allem die Personalkosten fallen - indem man autonom fahrende Autos einsetzt und sich die Fahrer spart. Aber das ist noch Zukunftsmusik; bisher fahren noch Menschen. Und die Fahrer von Uber und Lyft vor allem in den USA beschweren sich jetzt schon, dass die Unternehmen ihren Preiskampf auf dem Rücken der Arbeitnehmer austragen. Uber-Fahrer in Los Angeles haben kürzlich dagegen gestreikt.
Mehr, statt weniger Verkehr durch neue Dienste
Auch das Versprechen, Städte von zu vielen Autos zu befreien, können die Fahrdienstvermittler bisher nicht einhalten - zumindest in den Vereinigten Staaten. Dort zeigen Analysen, dass der Auto-Verkehr in den für Uber und Lyft wichtigsten Städten zugenommen hat. Das Beratungsunternehmen Schaller hat amerikanische Nutzer von Uber befragt: 60 Prozent von ihnen hätten den Bus, die Bahn oder das Rad benutzt, wenn es Uber nicht gäbe.
Diese Erkenntnis ist auch für Deutschland interessant, denn das Bundesverkehrsministerium plant eine Reform des Personenbeförderungsgesetzes, die neuen Mobilitätskonzepten und -anbietern das Leben leichter machen soll. Kritiker warnen, dass damit der Öffentliche Nahverkehr und die Taxibranche - die auch zur öffentlichen Daseinsvorsorge zählt und streng reguliert ist - leiden könnten. Soziale Aspekte wie faire Löhne kommen hier genauso ins Spiel wie Umwelt- und Platzfragen. Und die Erfahrungen aus den USA zeigen, dass das nicht von der Hand zu weisen ist. Der Gesetzgebungsprozess dürfte also durchaus spannend werden.