Hier brausen sie in Scharen, die Radfahrer: Ein Weg entlang der Moldau, er verbindet die Vorstädte von Prag mit dem historischen Zentrum. Für viele Pendler ist es der tägliche Weg in die Arbeit – bislang zumindest. Denn jetzt endet die Strecke an der Grenze der Altstadt – in vielen Bereichen haben Radler hier künftig Fahrverbot. Veronika Blazkova, die Sprecherin des Prager Altstadt-Bezirks:
"Fahrräder sollten vor allem am Rande der Stadt fahren, in der Natur. Das Zentrum Prags ist aus historischer Sicht nicht für Fahrräder geeignet: Wir haben keine breiten Straßen, wo alle Formen des Verkehrs parallel funktionieren: Straßenbahnen, Busse, Autos, Fußgänger und Radfahrer. Deshalb haben wir beschlossen, dass wir die Sicherheit der Fußgänger im Zentrum garantieren werden."
Verbot für Fußgängerzonen
Das Verbot gilt in Fußgängerzonen, die in Prag allerdings einen Großteil der Altstadt ausmachen. Der Wenzelsplatz etwa ist zu großen Teilen eine Fußgängerzone - und eigentlich breit genug, um auch Radfahrer aufzunehmen. In Prag ist der Radverkehr ein großes Thema: Noch vor zehn Jahren gab es in der Stadt fast keine Radfahrer - und bis heute gibt es kaum Radwege. Selbst die wenigen Strecken, die es gibt, enden oftmals unvermittelt irgendwo an einem Bordstein. Gerade deshalb sei das Rad-Verbot im Zentrum eine verheerende Entscheidung, sagt der Prager Fahrrad-Aktivist Vratislav Filler.
"Die Durchfahrt durch die Fußgängerzonen war seit zehn Jahren möglich und alle konnten sehen, wie es dem Zentrum hilft, dass dort ein Radverkehr möglich ist. Die großen Radrouten führen oft über die großen, breiten Plätze im Zentrum, weil es entlang der Straßen keine sicheren Radwege gibt, anders als in den meisten europäischen Städten. Die Fahrt durch die Fußgängerzonen ist natürlich eine Notlösung, die aber bis jetzt sehr gut funktionierte."
Zentrum droht im Autoverkehr zu ersticken
Prager Initiativen und auch Verkehrspolitiker machen sich seit Jahren dafür stark, den Radverkehr zu stärken – vor allem, weil das Prager Zentrum im immer dichter werdenden Autoverkehr zu ersticken droht. Jetzt ausgerechnet den Radfahrern das Leben zu erschweren, sei kontraproduktiv. Dabei habe man sich zusammen mit der Stadt um Lösungen bemüht, sagt Rad-Aktivist Vratislav Filler:
"Wir haben zum Beispiel einige Stellen benannt, wo ein Fahrradverbot sinnvoll ist – etwa vor dem Glockenspiel auf dem Altstädter Ring, wo besonders viele Touristen unterwegs sind. Außerdem haben wir vorgeschlagen, ein Tempolimit von 10 Stundenkilometern für die Fußgängerzonen einzuführen. Aber leider fanden wir kein Gehör."
Immerhin: zeitliche Beschränkung
Immerhin: Die Stadt will das Verbot zeitlich beschränken – von 10 bis 17 Uhr. Wer unbedingt mit dem Rad fahren will, heißt es offiziell in Prag, der soll eben vorher oder nachher fahren.