Martin Pley sieht man selten in Anzug und Krawatte. Er scheut kein Maschinenöl und macht sich auch mal selber dreckig:
"Also ich bin selbst ein Autofanatiker. Ich liebe Autos, ich schraube auch gerne an Autos rum. Ich habe selber hier einen Oldtimer stehen – einen Dieseloldtimer, der aber sauberer ist als mancher Euro-6-Wagen."
Nach seinem Chemiestudium arbeitete er zunächst bei einem Katalysatorenhersteller in Oberfranken. Als die Firma den Eigentümer wechselte, kündigte er und machte sich selbstständig. In China baute er unter anderem drei Werke auf, in denen Katalysatoren für Großkraftwerke und Lastwagen hergestellt werden. Mit zwei Kollegen arbeitet der 41-Jährige inzwischen recht unscheinbar in einer Lagerhalle in Bamberg. Oben befindet sich ein Raum mit mehreren Computern, unten erinnern die Räumlichkeiten an eine Kfz-Werkstatt:
"Wir haben alles hier am Standort. Wir haben die Chemielabore für die Katalysatorproduktion, wir haben die Analytik hier, wir können schweißen, wir können trennen, wir können umformen, drehen alles, was man eben braucht, um Prototypen im Bereich von Katalysatoren herzustellen."
Nachrüsten, um Fahrverbote zu vermeiden
Auf einem Rolltisch liegt der Nachrüstsatz, mit dem die Firma Dieselautos sauber machen will. In den sogenannten SCR-Katalysator wird Harnflüssigkeit eingespritzt, um die giftigen Stickoxide unschädlich zu machen. Dieselfahrern ist die Flüssigkeit auch als Add Blue bekannt:
"Besonders an dem System ist, dass wir hier nicht mit flüssigem Add Blue arbeiten oder direkt, sondern wir setzen das flüssige Add Blue in einem kleinen externen Reaktor zu Amoniak um und gehen dann mit dem gasförmigen Amoniak in die Abgasleitung rein."
Inzwischen würde ihnen eine offizielle Genehmigung vorliegen, dass Autos, die weniger als 270 Milligramm Stickoxide pro Kilometer emittieren, von drohenden Fahrverboten ausgenommen werden. Das könne der Nachrüstsatz leisten:
"Mit unserem System können wir das eben sicherstellen und haben es auch schon von technischen Diensten bestätigt bekommen, dass wir deutlich unter diesen 270 Milligramm Grenzwert liegen und können durch die Nachrüstung eben den Fahrzeugbesitzern ermöglichen, beispielsweise weiterhin in Frankfurt oder demnächst halt auch nach München mit ihren Euro-5-Fahrzeug einzufahren und sich kein neues Auto kaufen zu müssen."
In zwei bis drei Stunden fix und fertig
Die Kosten für die Anlage lägen deutlich unter 3000 Euro und die Einbauzeit betrage zwei bis maximal drei Stunden. Medienberichte, denen zufolge es bereits feste Verträge mit dem Autohersteller Volvo gibt, will Martin Pley derzeit weder bestätigen noch kommentieren:
"Generell beteiligen wir uns überhaupt nicht an Spekulationen, die da in der Presse aufgetaucht sind, und zu möglichen Vertragsverhältnissen oder Kooperationen mit Herstellern sagen wir auch nichts, weil es sind alles Vorentwicklungen, und die sollen halt nicht an die Öffentlichkeit gehen, bis das Produkt fertig ist und öffentlich gezeigt werden kann."
Nachrüsten gegen Wertverlust
Auch wenn die Kosten für Nachrüstsysteme künftig nicht von den Herstellern übernommen werden, ist der Unternehmer Martin Pley zuversichtlich, dass sein Produkt Abnehmer findet. Zum Beispiel bei Autohändlern, "die teilweise den Hof von Euro-5-Fahrzeugen vollstehen haben, die unverkäuflich sind und wo die Wertverluste deutlich höher sind als die Kosten für unser Nachrüstsystem. Und wir können, da wir relativ schlank aufgestellt sind, alleine Kleinserien abbilden, das heißt, wir können hier am Standort bis zu 500 Systeme im Monat fertigen, wenn der Bedarf größer ist, haben wir entsprechende Partner im Rücken, die auch im sechstelligen Bereich Systeme im Jahr rausbringen können."
Zwei Dekaden für den Verbrennungsmotor
Martin Pley bezeichnet seine Firma als "besser ausgestattetes Ingenieursbüro" mit drei Mitarbeitern in Bamberg. Die Muttergesellschaft hat ihren Sitz in Rumänien mit weiteren vier Mitarbeitern. An eine schnelle Wende hin zur Elektromobilität glaubt der 41-Jährige nicht:
"Die meisten Rohstoffe lagern nicht in Deutschland, sondern die sind in China, und die Chinesen brauchen die Rohstoffe für die eigene Elektroquote. Zum anderen glaube ich nicht, dass unser Stromnetz im Moment in der Lage ist, wenn wir alles elektrisch betreiben würden und man würde nach der Arbeit um fünf nach Hause kommen und würde seine 800-Ampere-Steckdose bedienen, dass unser Stromnetz das aushält."
Derzeit konzentriert sich das Ingenieurbüro Dr. Pley in Bamberg zu 100 Prozent auf die Autobranche. Martin Pley ist sich sicher, Verbrennungsmotoren werden ihn mindestens noch die nächsten 20 Jahre beschäftigen.