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Fahrzeugtechnik
Einparken mit Fernbedienung

Nie mehr Stress beim Parken - davon träumen Autofahrer. Am Ziel angekommen, steigt man aus und der Wagen parkt vollautomatisch selber ein. Ein neuer Prototyp lässt diese Vision erstmals Wirklichkeit werden.

Von Maximilian Schönherr | 06.05.2015
    Autonomes Einparken mit einem modifizierten Ford Kuga.
    Autonomes Einparken mit einem modifizierten Ford Kuga. (Ford / Joseph Urhahne)
    "Jetzt steigen wir aus, machen den Motor aus."
    Die Fernbedienung zeigt mir an, ich bin drei Meter vom Fahrzeug entfernt, und dann kann ich mit einem Doppelklick den Motor starten. Das hören wir jetzt. Wir stehen ja draußen am Fahrzeug.
    "Er fährt die Spiegel ein, automatisch. Das Auto ist also leer, wir sitzen nicht drin. Wir sehen es von außen, und es steht etwa in einem Winkel von zehn Grad entfernt von der Parklücke, also schräg, und schlägt kräftig ein."
    Er schlägt noch einmal neu ein, Sie sehen jetzt auch an der App: Er fährt vorwärts in die Parklücke hinein. Das Fahrzeug entfernt sich, wir sind schon sieben Meter entfernt. Jetzt steht er perfekt ausgerichtet in der Parklücke.
    Joseph Urhahne entwickelt bei Ford in Köln seit Langem Fahrerassistenzsysteme. Das voll autonome, nur durch die Fernbedienung eingeleitete Einparken ist kein Fahrerassistenzsystem mehr, sondern ein autonomes System. Es ist technisch noch nicht ganz rund, aber fast. Dieser modifizierte Mittelklasse-Serienwagen, ein Prototyp mit viel Zusatzelektronik, findet seine Parklücke nicht selbst, wir müssen sie ihm zeigen.
    Alleinfahrt im Parkhaus
    Später soll diese Technik mit dem Einparkassistenten verschmolzen werden. Der übernächste Schritt ist das sogenannte Valet-Parken, wo man den Wagen vor einem Parkhaus verlässt und ihn dann über die Fernbedienung dem Parkhaus quasi übergibt. Mehrere Forschungsprojekte beschäftigen sich mit der Navigation fahrerloser Pkw in technisch entsprechend ausgerüsteten Parkhäusern. Einen Standard für die Datenübertragung dafür gibt es schon: WLAN 801P.
    Die zwölf Ultraschallsensoren des Prototypen erkennen bei allen Lichtverhältnissen harte Gegenstände in nächster Nähe und sind relativ preiswert. Ford legt Wert darauf, nicht die teuerste Technik - Rundum-Videokameras, Radar und Laser - zu verbauen und dann im hochpreisigen Segment als x-te Zusatzausstattung anzubieten, sondern, so der Fahrerassistenzexperte Thomas Lukaszewicz:
    "Wir haben das Ziel, Technologie zu demokratisieren. Wir wollen versuchen, die Technologie so weit wie möglich nach unten zu brechen und auch für die Kleinstfahrzeuge anzubieten."
    Sicherheit fährt vor
    Die Fernbedienung ist bei dieser Einparktechnik ein Sicherheitselement. So muss der Fahrzeugführer den Einparkknopf auf der Fernbedienung dauernd gedrückt halten; sobald er ihn loslässt, stoppt das Fahrzeug. Außerdem zwingt einen das System, in nächster Nähe des Fahrzeugs zu bleiben.
    Kann man den Wagen von außen quer über den ganzen Parkplatz lotsen, wie ein Hündchen? Joseph Urhahne:
    "Das Bild gefällt mir ganz gut. Wir haben tatsächlich so etwas angedacht. Wir können mit unserem Prototypen bis zu drei mal zehn Meter fahren, das heißt, wir führen den Hund an der Leine, und das dritte Mal könnte dann ein Einparkvorgang sein. Aber wir wollen natürlich vermeiden, dass solche neuen Funktionen für Spiele missbraucht werden. Es geht hier immerhin um ein Fahrzeug mit bis zu zwei Tonnen Gewicht. Damit können Unfälle passieren. Sicherheit steht immer an erster Stelle. Deswegen haben wir diese Distanz auch auf maximal 30 Meter eingeschränkt."
    Ford ist nicht der einzige Hersteller, der an dieser Technik forscht.
    Automatisches Fahren bei geringer Geschwindigkeit erlaubt
    Vom Gesetzgeber steht der Einführung in die Serie nichts mehr im Wege. Das Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr besagt, der Fahrer muss jederzeit die Verantwortung über sein Fahrzeug haben; das ist über die aus nächster Nähe betätigte Fernbedienung gegeben. Die zweite Regelung betrifft die automatischen Lenkbewegungen: Die sind bei Fahrgeschwindigkeiten unter zehn Stundenkilometer erlaubt, betont Joseph Urhahne, "sodass wir eigentlich keine Probleme mit der Gesetzeslage und für die Homologisierung von Fahrzeugen sehen".
    So, wir haben eingekauft und wollen den Wagen jetzt wieder herausholen. Es ist rechts und links sehr eng, und da ist es eben praktisch, wenn wir ihn remote, also mit einer Fernbedienung, herausholen können.
    Urhahne: "Jetzt fährt er sehr dicht an uns vorbei. Er erkennt ein Back-out-Reverse, also einen Ausparkvorgang. Die Türen sind jetzt alle frei. Das Auto bleibt jetzt erst mal so stehen. Ich kann frei an die Türen heran. Ein bequemer Zugang zu dem Fahrzeug ist möglich, und das war das Ziel unseres Ausparkvorgangs."