Der Fair Finance Guide, also der faire Banken-Führer, hat in seiner zweiten Untersuchung zehn Banken untersucht. Untersucht hat die Organisation: Welche sozialen und ökologischen Standards haben sich diese zehn Banken gegeben und halten sie diese selbst gesetzten Ziele auch ein? Der Chef vom fairen Banken-Führer, Thomas Küchenmeister erklärt, um welche Fragen es geht:
"Nehmen wir mal den Sektor Waffen. Für uns ist da wichtig: Schließt eine Bank Geschäfte mit Herstellern von Landminen und Streumunition aus? Anderer Sektor Arbeitsrechte. Schließt eine Bank Beziehungen zu Unternehmen aus, die von Kinderarbeit profitieren. Dann gibt es zum Beispiel den großen Sektor Klimaschutz: Wie hält es die Bank mit der fossilen Energie?"
Das zentrale Ergebnis – gerade auch im Vergleich zum ersten Test vor acht Monaten: Acht der zehn Banken haben ihre selbst formulierten Standards verbessert, sagt Sarah Guhr, Projektleiterin beim Fair Finance Guide:
"Es gibt einige positive Entwicklungen. Die Deutsche Bank etwa hat ein sehr detailliertes ökologisches Rahmenwerk veröffentlicht, wonach man die Deutsche Bank jetzt viel besser an ihren eigenen Nachhaltigkeitsstandards messen kann. Die Commerzbank hat eine neue Richtlinie zum Thema Kohle veröffentlicht und ist damit die erste Großbank, die für die Finanzierung von Kohlekraftwerken und Kohleminen einen Ausschluss gemacht hat und ist damit in Deutschland wirklich die erste – hinkt aber, genau wie alle anderen Banken, im internationalen Vergleich immer noch hinterher."
Nachhaltigkeitsbanken Triodos und GLS liegen vorn
Der Leiter des Fair Finance Guides, Thomas Küchenmeister, nennt Gewinner und Verlierer dieser zweiten Untersuchung:
"Es ist nach wie vor so, dass die Nachhaltigkeitsbanken wie Triodos oder GLS die Spitzenposition einnehmen. Wir haben neue Banken mit hinzugenommen in der zweiten Runde jetzt, das sind die Postbank und die Hypovereinsbank, die beide nicht gut abgeschnitten haben. Die Postbank nimmt den letzten Platz ein, die Hypovereinsbank ist auf Platz 7 gelandet. Das ist natürlich für diese Banken eine Aufforderung, ihre Richtlinien zu verbessern, ihre Geschäftsmodelle nachhaltiger zu gestalten."
Schlusslicht der zehn untersuchten Banken ist die Postbank, weil sie gar keine Standards veröffentlicht habe. Aufsteiger ist die kirchliche PAX-Bank, die bei der ersten Untersuchung noch letzte war, jetzt aber klarere Standards formuliert habe. Unter den konventionellen Großbanken schneidet die Commerzbank noch am besten ab – obwohl sie sich mitunter nicht an die selbst gesetzten Standards halte, sagt der Leiter der Fair Finance Guides Küchenmeister:
"Wenn die Commerzbank etwa Waffenexporte in Krisenregionen ausschließt oder Unternehmen, die damit zu tun haben, wir dann aber eine Beteiligung gefunden haben an ThyssenKrupp, größter Hersteller von U-Booten weltweit und die liefern dann nach Israel zum Beispiel. Das ist nachgewiesener Maßen eine Krisenregion."
Dunkle Flecken beim Thema Steuer
Die größten Problemfelder seien die Themen Steuern, sprich es fehlten oft Selbstverpflichtungen, Kunden nicht bei der Steuerhinterziehung mittels Steueroasen zu helfen. Klimaschutz sei das zweite große Problemfeld. Beispiel, sagt der faire Banken-Führer, sei ausgerechnet die landeseigene Bank LBBW:
"Die hat eine ganz schlechte Bilanz auf Klima. Sie sagt zwar, dass sie sich umweltfreundlich verhält, aber wir haben keine einzige Richtlinie gefunden, die den CO2-schädlichen Energieträger Kohle ausschließt. Das fanden wir sehr erstaunlich – gerade in Bezug auf ein grün-schwarz regiertes Bundesland. Und damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet."
Weil dieser Bankenwegweiser erst um 11 Uhr, also vor einer halben Stunde vorgestellt wurde, hatten wir keine Zeit, Banken um eine Reaktion zu bitten.