"Diese Maniok-Chips werden ziemlich häufig gekauft, die sind der Renner unter den Sachen, die Sesamriegel sind halt auch ziemlich gut, weil die die halt auch alle sehr viel kaufen und weil die auch das preisgünstigste sind. Dann haben wir hier noch Tee, Schokolade, verschiedene Sorten. Ja, dann sind hier noch so Sachen wie Kaffee, die sind eher selten."
Jeden Montag verkaufen Jona und seine Mitstreiter die fairen Produkte in der Pause. Ihr fahrbarer Kiosk steht in der Marie Kahle Gesamtschule in Bonn. Seit eineinhalb Jahren trägt die Schule den Titel Fairtrade-School. Fair Trade – das ist für den 13-jährigen Jona ein ganz einfacher Weg, die Kleinbauern in Afrika oder Lateinamerika zu unterstützen.
"Ich weiß, wo es her kommt, ich weiß, wofür bezahle ich mein Geld eigentlich. Ich kann genau sagen: Ich helfe Menschen damit, ohne irgendwie noch groß was außenrum zu machen. Das heißt mit alltäglichen Produkten unterstütze ich halt Menschen, die halt nicht so viel Geld und einen anderen Lebensstil als wir haben."
Nachhaltig engagieren
Eine Truppe von neun Jugendlichen bildet das Kernteam der Fair-Trade-Gruppe. Die jüngsten sind erst zehn, die ältesten schon 16 Jahre. Die Deutsch- und Religionslehrerin Irmgard Keller hat das Projekt an der Schule ins Leben gerufen.
"Der Funke ist so ein bisschen auf mich übergesprungen. Das ist etwas, das kannst du machen mit Schülern, mit Kollegen und auch mit Eltern. Das ist eine Arbeit, die macht auch Freude. Die Kinder waren sofort Feuer und Flamme, haben mit gemacht. Wir haben uns dann einige Male getroffen, erklärt, was Fair Trade ist, welche Auswirkungen unser Handeln auf das Handeln, das Leben der Dritten Welt hat."
Zum Nachdenken anregen
Der Verein TransFair zeichnet Schulen aus, die sich im Unterricht und darüber hinaus für den fairen Handel einsetzen. Bewerben können sich alle Schulformen - egal ob Grundschule, Gymnasium oder Berufskolleg. Die Marie-Kahle-Gesamtschule war eine der ersten Fair-Trade-Schools bundesweit.
Das Projekt der Fair-Trade-Schools ist Teil der UN-Dekade für nachhaltige Bildung. Ihr Effekt soll nicht einfach verpuffen, sondern langfristig Wirkung zeigen. Ein wichtiger Punkt dabei: Die Fair-Trade-School bleibt kein reines Schüler-Projekt. Auch die Eltern fangen an, sich Gedanken über ihren Konsum zu machen, erklärt Schulleiterin Sabine Kreutzer:
"Was mir auch auffällt, wenn wir zum Beispiel Schulfeste planen, das Catering machen immer die Eltern. Das hat hier eine Tradition. Dass die Eltern nach einem Jahr Fair Trade selber sagen: Ja, was holen wir denn für einen Kaffee? Was holen wir für Fleisch? Wo kommt das her? Und die Frage überhaupt da ist. Was konsumieren wir hier eigentlich und was wollen wir konsumieren?"
Den Titel Fair-Trade-School darf jede Schule zwei Jahre offiziell tragen. Danach überprüft TransFair, ob die Kriterien weiterhin erfüllt sind. Wird in der Schule Fair-Trade-Kaffee ausgeschenkt? Wie ist das Thema in den verschiedenen Fächern behandelt? Das funktioniert in Bonn über ganz konkrete Beispiele, erklärt Keller:
"Wir haben zum Beispiel in Wirtschaftslehre das Fußballprojekt gehabt. Haben gesehen, wie viel Stiche sind nötig, um einen Fußball zu nähen. Das wird meistens in Pakistan in Kinderarbeit gemacht. Und das es gar nicht immer so viele Bälle braucht, die wir kaufen."
"Ich bin sehr positiv überrascht"
Das Projekt möchte die Schüler zum Umdenken bewegen. Schulleiterin Sabine Kreutzer freut sich, dass das nach einem Jahr schon so gut klappt.
"Ich bin sehr positiv überrascht, das hätte ich nicht vermutet, wie bereitwillig die Kinder – wenn da drüber steht "Das Geld geht an die Kleinbauern" das Geld auch zahlen, wenn sie wissen, dass ist eine gute Sache, haben die da keine Schwierigkeiten."
Auch Jona achtet in seiner Freizeit darauf, was er kauft und woher die Produkte stammen. Seine Freunde verstehen das, machen es ihm aber nicht immer nach. Fair Trade ist vielen zu teuer.
Auch Jona achtet in seiner Freizeit darauf, was er kauft und woher die Produkte stammen. Seine Freunde verstehen das, machen es ihm aber nicht immer nach. Fair Trade ist vielen zu teuer.
"Es ist schwierig, das muss ich wirklich zugeben, weil das spielt dann auch eine gewisse Rolle, was den Preis halt auch angeht. Ich muss auch ehrlich sagen, ich gebe gerne Geld mehr für sowas aus, womit ich dann anderen Menschen helfen kann."