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Faire Produktion
Gegen moderne Sklaverei

Handy, T-Shirt, Schmuck oder Schokolade: Wenn wir solche Produkte kaufen, dann kommen sie häufig aus Asien oder Afrika. Dort schuften die Arbeiter in den Fabriken und Minen unter lebensgefährlichen Bedingungen. Das soll sich jetzt ändern: In Berlin haben sich die Arbeits- und Entwicklungsminister der G7-Staaten auf einen Fonds verständigt, um den Arbeitsschutz in Entwicklungs- und Schwellenländern zu verbessern.

Von Jenny Genzmer |
    Blick in eine Textilfabrik in der Region um Sukabumi, die eine der großen Arbeitgeber in der Region ist und circa 1500 in der Hauptsache Arbeiterinnen beschäftigt. Aufnahme vom 11.09.2008
    Textilarbeiter in Indonesien (dpa / picture alliance / Guido Meisenheimer)
    Es ist das Jahr der guten Vorsätze. Im Juni trafen sich die Staats- und Regierungschefs der G7-Länder in Elmau und beschließen ihre Lieferketten nachhaltiger zu gestalten. Vor zwei Wochen verabschiedete die Weltgemeinschaft in New York die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Heute haben Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles von der SPD und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, CSU, angekündigt, erste Schritte der G7-Erklärung "Action for Fair Production" umzusetzen.: "Es ist ein Einstieg in den Aufbau von grundlegenden Arbeitnehmerrechten und Sozialstrukturen in den europäischen Wirtschaftsraum."
    Fonds gegen Missstände
    Kernstück der G-7 Erklärung ist der "Vision Zero Fund". Sieben Millionen Euro haben die G-7- Minister während ihrer 2-tägigen der Konferenz als Anschubfinanzierung zusammengetragen. Unter der Schirmherrschaft der Internationale Arbeitsorganisation ILO sollen damit Projekte finanziert werden, die die Arbeitsbedingungen in ärmeren Produktionsländern verbessern sollen. Konkret gehe es vor allem um Arbeitsschutzinspektionen, Sicherheitstrainings, Unfallversicherungen. Andrea Nahles: "Voraussetzung ist, dass alle Beteiligten sich auf nationaler Ebene klar dazu bekennen. Es muss eine grundsätzliche Bereitschaft geben, auch der jeweiligen Regierung mit uns einen Bottom-Up-Prozess hier in Gang zu setzen.
    Nur ein erster Schritt
    Ein guter Ansatz, sagt Franziska Humbert, Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte bei der Entwicklungsorganisation Oxfam. Die Initiative der G7 könne hingegen nur ein Baustein stein, um den Schutz der Menschenrechte innerhalb der globalen Lieferketten zu gewährleisten.
    "Gut wäre zum Beispiel gewesen, dass man sagt, man hat jetzt diese UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, dass man sich da in den nationalen Aktionsplan in den G-7Ländern auf eine schnelle Umsetzung festlegt und im Rahmen dieser Umsetzung auch dafür sorgt, dass man eine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht verbindlich in den G-7-Ländern einführt."
    Arbeitsministerin Nahles hingegen, verweist auf den Präventionscharakter des Fonds: "Und es geht nicht um Haftungsketten beim Vision Zero Fund. Es geht darum, dass eben von vorneherein, Unfälle vermieden werden. Dass überhaupt kein Haftungsfall eintritt, das ist unser Ziel. Das ist überhaupt der Kern des ganzen Fonds."
    Druck durch Verbraucher
    Bei der Durchsetzung von Umwelt- und Sozialstandards setzt Bundesentwicklungsminister Müller nicht nur auf die Mitarbeit der Unternehmen und Hersteller, sondern vor allem auch auf die der Verbraucher: "In fünf Jahren wird kein Unternehmen, auch im deutschen und europäischen Markt gegenüber den Verbrauchern rechtfertigen können, dass sie nicht grundlegende Standards, Menschenrechte und soziale zur Herstellung unserer Produkte umsetzen können."
    Vor allem im Textilbereich habe man große Fortschritte gemacht, sagt Müller. In Bangladesch etwa, wo im Jahr 2013 die Textil-Fabrik Rana Plaza einstürzte, sollen innerhalb der nächsten zehn Jahre fast alle 4000 Produzenten zertifiziert werden. Bis dahin ist er allerdings auf das Wohlwollen der Betriebe angewiesen.