Fußball und Liebe - das geht immer. Das könnte das Kalkül der Hamas gewesen sein, als sie jene Apps entwickelte, die israelischen Soldaten zum Verhängnis wurden. Nach Angaben der israelischen Armee luden mindestens 100 Soldaten bösartige Apps herunter, die die Hamas in den Appstore von Google gestellt haben soll. Zwei Dating-Apps und eine App zur Fußball-WM. Aufgedeckt wurde der Vorfall von der Armee selbst.
"Im Januar bekamen wir erste Meldungen, dass Soldaten mit Frauen gechattet haben, die Soldaten dazu brachten, Apps herunterzuladen. Wir kamen zum Schluss, dass es sich um einen Cyber-Angriff der Hamas handelt. Das Ziel war es, Informationen zu sammeln und uns im Cyberbereich zu schaden."
Israelische Armee: "Keine sicherheitsrelevanten Schäden"
Nach israelischen Medienberichten war die Hamas erfolgreich. Militante Palästinenser sollen über die bösartigen Apps Zugriff auf Fotos, Telefonnummern und E-Mails der Soldaten gehabt haben. Sie sollen sogar die Mikrophone und Kameras der Smartphones aus der Ferne aktiviert haben. Und filmten so Stützpunkte der israelischen Armee - auch an der Grenze zum Gazastreifen, den die Hamas kontrolliert. Die israelische Armee erklärte jedoch, dass die Hacks keine sicherheitsrelevanten Schäden verursacht hätten.
"Heutzutage kann jedes Smartphone ganz leicht in eine Waffe verwandelt werden", sagt Nitzan Ziv, der Vizepräsident der israelischen IT-Sicherheitsfirma Checkpoint. "Mit nur einem Knopfdruck kann es zu einer Kamera oder einem Sender umgewandelt werden. Wir haben die Fähigkeiten, solche Angriffe abzuweisen."
"Das Hebräisch war etwas komisch"
Fähigkeiten, auf die Israel stolz ist. Das Land ist in der Cybersicherheit weltweit führend. Das gilt auch für die israelische Armee. Eigentlich sind es die israelischen Soldaten, die mit ihren Spezialeinheiten militante Palästinenser über das Netz angreifen. Dass es nun andersherum gekommen ist, wirkt auf den ersten Blick ziemlich peinlich für die Israelis. Aber die gehen mit der Geschichte sogar in die Offensive. In einem Aufklärungsvideo wollen sie israelische Soldaten vor den Angriffen warnen. Die Aktion hat sogar einen Namen: Gebrochenes Herz. Denn häufig geben sich die mutmaßlichen Hacker der Hamas in Chats als attraktive Männer oder Frauen aus und versuchen so, die Soldaten zu verführen.
"Ich erhielt eine Nachricht von einem uniformierten Soldaten der Golani Einheit über Whats App", sagt eine Soldatin in dem Video der Armee. "Mir kam das alles verdächtig vor. Das Hebräisch war etwas komisch. Als ich in den Beobachtungsraum kam, zeigte ich diese Nachricht den anderen Mädchen und auf einmal fiel uns auf, dass auch andere Mädchen die Nachricht erhielten, von genau demselben Soldaten mit demselben Profilbild."
Bereits vor Monaten sollen militante Palästinenser männliche Soldaten über Whatsapp kontaktiert und sich als attraktive Frauen ausgegeben haben. Eine merkwürdige Vorstellung: Dass ein islamistischer Hacker im Gazastreifen sitzt und auf Hebräisch mit dem Feind flirtet. Die Hamas hat die Vorfälle bislang nicht bestätigt. Sollten sie jedoch zutreffen, sind sie ein Beleg dafür, dass auch die Hamas längst im digitalen Zeitalter angekommen ist. Die bösartige App zur Fußball-WM konnte nicht nur die Smartphones der Soldaten auslesen. Sie soll ziemlich gut programmiert gewesen sein und die Ergebnisse der WM perfekt dargestellt haben.