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Fake Science
Die Anziehungskraft der wissenschaftlichen Fake-Journale

Weltweit existiert eine wissenschaftliche Scheinwelt, bestehend aus vermeintlichen Fachzeitschriften und Pseudokonferenzen. Auch seriöse Wissenschaftler veröffentlichen neben Scharlatanen in diesen Medien. Denn der Druck, möglichst schnell, möglichst viele Artikel und Redebeiträge zu veröffentlichen, ist groß.

Von Frank Grotelüschen |
    Bildnummer: 54286395 Datum: 10.06.2010 Copyright: imago/Jochen Tack Biotechnologisches Labor.Auswertung eines Proteingels. Zentrum fuer Medizinische Biotechnologie der Universitaet Duisburg-Essen. Essen, NRW, Deutschland, Europa. Biotechnologie Gesellschaft Arbeitswelten kbdig xmk 2010 quer Highlight Universitaet Uni Hochschule Ausbildung ausbilden Studenten Lehre Lehrer studieren Studierte Forschung Forscher forschen Bildung Bildungspolitik Bildungssystem Bildungswesen Labor Forschungseinrichtung Institut Entwicklung Experiment experimentieren Forschungsarbeit Forschungsbetrieb Forschungslabor Innovation Laboratorium Laborgeraet Technik Technologie technologisch Wissen Wissenschaft Wissenschaftler Naturwissenschaft Naturwissenschaftler Versuch Versuchslabor Fachhochschule Biotechnologie medizinisch Medizin Biologie ZMB Proteine Proteingels auswerten Auswertung betrachten Ergebnis Laborkittel Arbeitskittel Arbeitskleidung Kittel Zukunft Zukunftstechnologie
    Möglichst schnell, möglichst viele Artikel und Redebeiträge veröffentlichen: Der Druck ist in der Wissenschaft groß (imago stock&people)
    Warum veröffentlichen Wissenschaftler in Raubjournalen und besuchen Scheinkonferenzen? Die Gründe: vielfältig. Die Vorwürfe: massiv.
    Vorwurf 1: Das Erschleichen wissenschaftlicher Reputation
    Je mehr Fachartikel jemand zustande bringt, umso besser für die Karriere. Da klingen die Angebote der Raubjournale verlockend: Sie veröffentlichen – gegen Geld und ohne ernsthafte Prüfung – jeden Artikel, egal in welcher Qualität. Die Folgen für die Wissenschaft: fatal, meint Joachim Funke, Uni Heidelberg.
    "Wenn ich wahr und falsch nicht voneinander unterscheiden kann, wird das Vertrauen in Wissenschaft hochgradig gefährdet."
    Vorwurf 2: Aufwertung von Scharlatanen
    Auch Schwindler, Betrüger und Scharlatane veröffentlichen in Raubjournalen. Ihre Machwerke werden dort anstandslos akzeptiert – Hauptsache, die Kohle stimmt. Indem Wissenschaftler in denselben Magazinen publizieren, verhelfen sie den Gauklern zu unverdienter Seriosität, so Gerd Antes, Cochrane-Institut, Freiburg.
    "Ich finde es hochgradig unverantwortlich von seriösen Wissenschaftlern, dort zu publizieren, wo erkennbar und vorsätzlich unseriösen Autoren der Raum gegeben wird und die damit aufzuwerten."
    Vorwurf 3: Fahrlässigkeit und Schlamperei
    In Deutschland dürfte sich die Zahl der Wissenschaftler, die bewusst betrügen, in Grenzen halten. Stattdessen stolpern viele in die Fallen der Raubverleger, aus Naivität und mangelnder Sorgfalt. Später dann ist die Reue groß – wie bei Peter Nyhuis, Uni Hannover.
    "In dem Moment, wo wir es kommunizieren als "Reviewed Paper", gaukeln wir anderen was vor. Wobei ich sagen muss, dass wir dort nicht wissentlich einem solchen System aufgesessen sind."
    Vorwurf 4: Verharmlosen und Verschweigen
    "Das größte Problem ist, dass keiner dieses Problem sieht."
    Manche, die auf Raubjournale hereingefallen sind, geben das nicht zu, präsentieren Ausreden, finden Ausflüchte. Anderen ist es peinlich, sie schweigen statt ihre Kollegen zu warnen. Und die tappen dann womöglich in dieselbe Falle.