Zweifellos: Der Jungfernflug der Falcon Heavy war eine mehr als eindrucksvolle Demonstration des Könnens. SpaceX hat binnen sieben Jahren die derzeit leistungsstärkste Rakete entwickelt. Und die NASA wird sich strecken müssen, um mit ihrem Space Launch System in einigen Jahren noch besser zu sein.
Doch bei aller Euphorie über Start und PR-Coup mit Sportwagen samt Fahrerpuppe: Was genau die Falcon Heavy für SpaceX bedeutet, ist noch unklar. Für die meisten Satelliten ist sie viel zu groß, für bemannte Reisen zum Mars aber eher zu klein - auch wenn Elon Musk den Flug mit David Bowies Song "Life on Mars" unterlegen ließ, was im Vakuum des Weltalls aber ohnehin niemand hört.
Bemannte Testflüge in Dragon-Kapsel sollen folgen
Viel wichtiger als der Raketenstart gestern werden für SpaceX die Testflüge der bemannten Dragon-Kapsel später im Jahr sein. Denn da geht es nicht darum, wer sich bei Twitter rühmt, die längste Rakete zu haben. Da geht es um das Brot- und Butter-Geschäft, also die milliardenschweren Verträge mit NASA und US-Verteidigungsministerium für die Versorgung der Raumstation und den Start von Militärsatelliten.
Die Konkurrenz im Nacken
Zwar fabuliert Elon Musk munter über die Besiedlung des Mars in wenigen Jahren, doch bis heute hat das Unternehmen noch nicht einen Menschen in die Erdumlaufbahn bugsiert. Und genau in diesem Bereich hat SpaceX mit Boeing sehr ernste Konkurrenz im Nacken - womöglich überflügelt die altgediente Raumfahrtfirma gar die hippe Falcon-Truppe. Auch der Milliardärskollege Jeff Bezos ist nicht untätig und verfolgt ebenso still wie konsequent seine ehrgeizigen Raumfahrtpläne.
Die Räder drehen nicht
Zudem kann der helle Schein der Raketen schnell blenden: Geld verdient man im All eher nicht mit dem Start, sondern mit dem, was die Rakete nach oben bringt - so wie auf der Erde die Fracht eines Lkw zumeist deutlich lukrativere Geschäfte verspricht als der Transport. Im All geht es künftig um Netze aus Tausenden Satelliten, die die Erde flächendeckend mit schnellem Internet versorgen oder ständig Aufnahmen der Oberfläche machen. Doch da ist sogar das Urgestein Airbus Musk und Co. voraus.
Bei aller PR-Inszenierung, die die Firma sonst unternimmt: Die Räder des Sportwagens, der nun Milliarden Jahre um die Sonne kreist, drehen sich nicht. Vielleicht hat uns SpaceX gestern mit diesen Bildern aus der Umlaufbahn ungewollt eine versteckte Botschaft zukommen lassen: Nach dem Start der Falcon Heavy stehen im Kosmos womöglich bald die Räder still.