Pascal Bauer ist Sportkardiologe an der Universität Gießen. Im Deutschlandfunk erklärt er die Gründe für die Regel in Italien, nach der Sportler mit implantierten Defibrillatoren vom Kontaktsport ausgeschlossen sind. Schläge auf das Gerät, das typischerweise unter dem Schlüsslbein implantiert werde, könnten zu Fehlfunktionen führen:
"Das heißt, es könnte dazu kommen, dass ein ungewollter Schock, also ein unnötiger Schock abgegeben wird. Aber noch schlimmer: Es könnte auch dazu führen, das, wenn eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung vorliegt, eben kein Schock abgegeben wird und der Spieler verstirbt."
In Deutschland nicht prinzipiell ausgeschlossen
Gefahren für Gegen- oder Mitspieler sieht Bauer dagegen nicht: "Der Schock, der abgegeben wird, würde nicht übertragen werden in einer Kontaktsportart, das ist nahezu ausgeschlossen."
In Deutschland gibt es kein pauschales Verbot wie in Italien, sondern individualistierte Entscheidungen, erklärt Bauer. "Ich finde es eigentlich ganz gut, dass wir in Deutschland individualisierte Regeln haben, weil: Die zugrundeliegende Herzerkrankung bestimmt die Sporttauglichkeit."
Erhöhtes Risiko bei hochintensivem Sport
Auch abgesehen von direkten Schägen auf den Defibrillator weist Bauer auf die Gefahren hin: Durch hochintensiven Sport können Herzrhythmusstörungen ausgelöst werden. Dennoch zeigten Fälle, wie die von Daniel Engelbrecht und Daley Blind, dass Profifußball mit Defibrillator nicht ausgeschlossen sei:
"Wenn das Herz sich wieder komplett erholt und ein Defibrillator schon implantiert wurde. Dann ist es individuell vielleicht möglich, Profisport, Profifußball zu betreiben."
Bei Christian Eriksen weise das Implantieren eines Defibrillators schon eine Woche nach dem Herzstillstand darauf hin, dass es um eine nicht heilbare Herzerkrankung gehe. Diese wiederum gehe wahrscheinlich mit einem erhöhten Risiko einher, weiter hochintensiven Sport zu treiben. Die genaue Erkrankung ist im Falle Eriksen nicht bekannt.
"Das Problem scheint der Amateursport zu sein"
Der Fall Eriksen hat in Deutschland laut Kardiologe Bauer zu einer verstärkten Aufmerksamkeit geführt, die Nachfragen nach Schulungen zum Thema Herzerkrankungen und Reanimation im Sport seien gestiegen.
Das System im Profisport in Deutschland hält Bauer für gut. "Das Problem scheint vielmehr der Amateursport zu sein. Weil: wir haben zwar Empfehlungen für die Durchführung von sportärztlichen Vorsorgeuntersuchungen. Allerdings sind das Empfehlungen und die sind nicht verpflichtend, wie es im Profibereich ist. Im Profibereich ist es verpflichtend, und deswegen finden wir auch viel mehr kardiale Zwischenfälle bei den Amateursportlern im Vergleich zum Leistungssport."