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Fall Khashoggi
Wie die Türkei mit den Medien spielt

Im Fall des toten Journalisten Jamal Khashoggi spricht Präsident Recep Tayyip Erdogan von "politischem Mord". Die Türkei habe dafür starke Beweise - offengelegt wurden sie bislang allerdings nicht. Stattdessen verbreiten türkische Medien häppchenweise seit fast drei Wochen immer neue Einzelheiten.

Burcu Arslan im Gespäch mit Stefan Koldehoff |
    Der türkische Präsident Erdogan spricht hinter einem Pult stehend vor dem Parlament in Ankara.
    Recep Tayyip Erdogan äußert sich im Fall Khashoggi (dpa/Ali Unal)
    Burcu Arslan, Korrespondentin im ARD-Studio Istanbul, vermutet, dass die Informationen von den türkischen Ermittlungsbehörden oder aus dem Umfeld des türkischen Präsidenten an die Medien durchgestochen werden. Dabei handle es sich um eine gezielte Informationsstrategie:
    Über die Medien bekomme das Thema eine viel größere Plattform und Schlagkraft, so die Istanbul-Korrespondentin. Auf Saudi-Arabien könne so ein größerer Druck ausgeübt werden. Das Königshaus werde dadurch in die Ecke gedrängt und zur Preisgabe weiterer Informationen gezwungen. Das Zugeständnis, dass Khashoggi umgebracht worden ist, sei bereits ein Meilenstein gewesen, erklärt Arslan.
    Strategische Weitergabe von Informationen an türkische Presse
    Erdogan gehe mit dem Fall politisch geschickt um und nutze die Gelegenheit, um sich als Hüter der freien Presse in Szene zu setzen – obwohl in der Türkei kritische Journalisten immer wieder verfolgt und verhaftet werden. Der türkisch-arabische Journalistenverband etwa sei sehr dankbar für Erdogans Einsatz – der Fall Khashoggi habe die in der Türkei lebenden Exil-Journalisten sehr verunsichert. Rund 1.000 Exil-Journalisten aus dem arabisch-sprachigen Raum lebten allein in Istanbul, so Arslan. In dieser politisch so hochinstrumentalisierten Debatte müssten Informationen sehr genau geprüft werden.