Der Banker soll vor Gericht falsche Angaben gemacht haben, um Schadenersatzzahlungen an den Medienunternehmer Leo Kirch beziehungsweise dessen Erben zu verhindern. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte, dass die Ermittlungen abgeschlossen seien. Zum Inhalt werde sich die Behörde jedoch erst äußern, wenn die Beteiligten über die Ergebnisse informiert seien.
Anklage gegen Fitschen seit Längerem erwartet
Die Anklage gegen Fitschen wird seit Längerem erwartet. Auch im Falle eines Prozesses wolle der 65-jährige Deutsche-Bank-Chef im Amt bleiben, heißt es aus Kreisen des Geldinstituts: "Rücktritt ist für Fitschen keine Kategorie." Fitschen werde für einen Freispruch kämpfen.
Beim Landgericht München sei Richter Peter Noll für den Fall zuständig, wie aus Justizkreisen berichtet wird - also der Richter, der den Prozess gegen Formel-1-Chef Bernie Ecclestone überraschend eingestellt hatte. Noll muss nun die Akten studieren und sie dann den Angeschuldigten und ihren Verteidigern übermitteln. Erst wenn diese anschließend dazu Stellung genommen haben, entscheidet Nolls Wirtschaftsstrafkammer über eine Zulassung der Anklage. "Das kann noch Monate dauern", sagte ein Beteiligter. Allein die Anklageschrift zähle mehrere hundert Seiten, hinzu kämen Umzugskartons voller Beweismittel.
Der Fall Leo Kirch
Die womöglich drohende Anklage gegen Fitschen steht im Zusammenhang mit einem Interview mit dem damaligen Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer. Breuer sagte damals: "Was alles man darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen." Damit hatte er nach Ansicht von Leo Kirch die Kreditwürdigkeit seines Konzerns angezweifelt. Kurz darauf liehen Banken Kirch kein Geld mehr und er verlor sein weitverzweigtes Medienimperium. Damit sei Breuer für die Pleite mit verantwortlich, argumentierte Kirch: "Der Rolf hat mich erschossen!" Den Vergleich mit der Deutschen Bank - fast auf den Tag genau zwölf Jahre nach dem Breuer-Interview - erlebte Leo Kirch nicht mehr, er starb im Sommer 2011.
Fitschen soll in diesem Zusammenhang eine Verletzung der Aufsichtspflicht angelastet werden, weil er fehlerhafte Angaben nicht verhindert bzw. korrigiert haben soll.
(tzi/tgs)