Merkel ließ durch die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer verlauten:
"Die Bundeskanzlerin schätzt Mesut Özil sehr. Mesut Özil ist ein toller Fußballspieler, der viel für die Fußball-Nationalmannschaft geleistet hat. Mesut Özil hat jetzt eine Entscheidung getroffen, die zu respektieren ist. Dass grundsätzlich der Sport eine große Integrationsleistung in Deutschland erbringt, wissen Sie alle. Die Bundeskanzlerin hat auch jüngst einen Sportverein besucht, indem sich der Verein sich insbesondere auf die Fahnen geschrieben hatte, zu integrieren. Deutschland ist ein weltoffenes Land und die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund ist eine Schlüsselaufgabe der Bundesregierung."
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hob mit Blick auf den beim FC Arsenal spielenden Özil hervor, er glaube nicht, "dass der Fall eines in England lebenden und arbeitenden Multimillionärs" Auskunft gebe über die Integrationsfähigkeit in Deutschland.
Mesut Özil hatte in seinem Statement auch den DFB-Sponsor Mercedes-Benz kritisiert: Dort habe man infolge seiner Bilder mit Erdogan von Krisenkommunikation gesprochen, man hätte ihn aus der Kampagne herausgenommen, während zugleich Vorwürfe gegen den Autohersteller wegen illegaler Software im Raum stünden. Konzernsprecher Jörg Howe twitterte, dass man die Vorwürfe in Ruhe ansehen, bewerten und anschließend entscheiden würde.
Keine Reaktion von Grindel
Von demjenigen, der am heftigsten von Özil angegriffen wurde, dem Deutschen Fußballbund und vor allem seinem Präsidenten Reinhard Grindel, gibt es bisher keine Reaktion. Es gibt mittlerweile einige Rücktrittsforderungen an Grindel, vor allem wegen seines inkonsistenten Umgangs mit dem Thema. Ihm und dem DFB wird vorgeworfen, zwei Themen, die hier zur Debatte stehen, nicht klar getrennt zu haben.
Zum einen die Bilder mit dem Autokraten Erdogan, die nicht zu den Werten des DFB passen. Das wurde nur kurz kritisiert, mit zwei Tweets:
Danach aber hat der DFB keine klare Linie gefahren. Vor der WM sollte das Thema dann klein gehalten werden, nach der WM wurde Özil als ein wesentlicher Grund für das Scheitern der Nationalmannschaft ausgemacht. Der DFB stellte sich dann nicht vor seinen Spieler, als dieser stark rassistisch beleidigt wurde.
Diese Eskalation kennt nur Verlierer: Auch Özil konnte nicht überzeugen mit seiner Erklärung beim Fototermin mit Erdogan wäre es ihm nicht um ein politisches Statement gegangen. Ein solches Foto kurz vor der Wahl hat immer eine politische Wirkung. Sein Rundumschlag in drei Teilen entfaltet nun auch eine polarisierende Wirkung.
Der Imageschaden ist für beide Seiten enorm. Darum ist die Betonung unter anderem der Kanzlerin darauf, die Integrationsleistung der vielen tausenden Menschen mit sehr viel Herzblut und hohem persönlichen und oft auch finanziellem Engagement, gerade im Sport, nach vorne zu stellen.