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Falle oder Fortschritt

Es ist eine Kulturrevolution, die Ältere verschreckt, bei vielen Jüngeren hingegen nur noch Achselzucken hervorruft: das Angebot der großen Onlinedienste, zum Beispiel für ein privates Fotoalbum im Internet die Gesichtserkennung zu nutzen. Philip Banse erläutert Nutzen und Gefahren.

Von Philip Banse |
    Wie funktioniert die Gesichtserkennung bei Google Plus?

    Wenn ich in Google Plus auf ein Foto klicke, werde ich gefragt, ob ich "Find my Face" überhaupt nutzen möchte. Es ist also erstmal ausgeschaltet. Wer es nicht einschaltet, wird biometrisch nicht erfasst. Klicke ich auf 'ja', schaut Google: Welche bereits hoch geladenen Fotos wurden bereits getaggt, also von anderen Nutzern mit meinem Namen versehen? Anhand dieser Fotos erstellt Google dann ein digitales Gesichtsmodell von mir, das funktioniert wie ein Fingerabdruck.

    Lädt ein Bekannter von mir jetzt ein Foto hoch, auf dem ich zu sehen bin, erkennt Google Plus mich und schlägt meinem Bekannten vor: Hey, der Typ auf dem Foto dürfte Philip Banse sein, willst Du diese Person als Philip Banse markieren? Klickt mein Bekannter 'ja', bekomme ich noch eine Meldung, dass ich auf einem Foto markiert wurde, und nur wenn ich dieser Markierung dann noch einmal zustimme, ist mein Name auf dem Foto zu sehen.

    Kann ich meine Gesichts-Daten denn auch wieder löschen?

    Ja. Nach Auskunft von Google, wird dieses digitale Gesichtsmodell von mir gelöscht, wenn ich "Find my Face" abschalte. Das geht ziemlich einfach in meinem Google Plus Profil, dort gibt es die Option: "Mich auf Fotos suchen und mir bekannte Personen auffordern, mich zu taggen". Wenn ich den Haken dort setze, ist die Gesichtserkennung aktiviert, wenn ich ihn wegklicke ist sie abgeschaltet.

    Was sagen die Datenschützer?

    Die sind vorsichtig wohlwollend. Der für Google Deutschland zuständige Hamburger Datenschutzbeauftragte, Johannes Casper, sagte, Google habe offensichtlich mehr auf deutsches Datenschutzrecht geachtet als etwa Konkurrenz Facebook:

    "Da ist zunächst, ohne dass wir in die Details und in die Umsetzung gehen, etwas ganz Wichtiges passiert: Die sonst übliche Funktion 'Ihr könnt es ja ausschalten' wird von Google eben umgekehrt, in dem gesagt wir: 'Wenn ihr es wollt, schaltet es ein.' Und das ist ganz etwas anderes als das, was von Facebook angeboten wird in diesem Bereich."

    Facebook hatte diese Art der Gesichtserkennung generell eingeschaltet und es sehr schwer gemacht, wie wieder abzuschalten. Gesichter auf Fotos erkennen – das bieten übrigens auch zahlreiche andere Dienste an - etwa von Microsoft oder Apples iPhoto. Bei der Gesichtserkennung von Google Plus seien aber noch einige Fragen offen, sagt Datenschützer Casper, etwa wem beim Betrachten eines Fotos von mir mein Name als Beschreibung vorgeschlagen wird.

    Kann Google diese offenen Fragen beantworten?

    Kay Oberbeck, der Sprecher von Google Deutschland, hat es zumindest versucht. Damit Ihnen, Herr Geers, mein Name zu einem Foto angezeigt wird, müsse zwischen uns eine "soziale Verbindung" bestehen. Was heißt das aber genau? 1. Wir haben uns beide auf Google Plus in Kreise einsortiert, bei Facebook würde man sagen, wir haben uns angefreundet. Es kann aber auch sein, dass wir uns mit Google Mail öfter mal Mails geschickt haben. Auch das kann dann eine "soziale Verbindung" begründen, sagte der Google-Sprecher. Von anderen Faktoren, die dazu führen, dass Menschen mein Name zu einem Foto eingeblendet wird, wisse er nichts. Es sei aber geplant, mehr Google-Dienste mit Google Plus zu verknüpfen, so dass soziale Beziehungen bald auch auf andere Arten zustande kommen könnten. Aber in jedem Fall gilt ja: Wenn ich "Find my Face" nicht einschalte, muss mich das alles nicht kümmern.

    Wird denn diese Gesichtserkennung bald auch eingesetzt, um etwa Menschen auf der Straße mit dem Handy zu fotografieren und sofort zu erkennen?

    Das ist eine Vorstellung, die selbst der damalige Google-Chef Eric Schmidt als "gruselig" bezeichnet hat. Der deutsche Google-Sprecher Kay Oberbeck sagte, der digitale Gesichtsabdruck werde nur für Google Plus eingesetzt, nicht etwa zur Verbesserung der Google-Bildersuche oder zur Erkennung von Menschen auf der Straße:

    "Ganz klares Nein. Wir haben immer gesagt, dass wir derlei Gesichtserkennung nur dann anbieten wollen, wenn wirksame Datenschutzeinstellungen auch vorliegen. Solange das bei anderen Produkten nicht der Fall ist, wir das auch nicht gemacht."

    Oberbeck betonte, dass die Gesichtserkennung von Google Plus zwei Mal der Einwilligung des Nutzers bedürfe. Der Sprecher erweckte den Eindruck, dass diese Einwilligungen Voraussetzung seien, um die Gesichtserkennung in Produkte einzubauen. Bisher sei das bei Google Plus möglich, weitere Dienste könnten aber folgen.