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Falsche Rechnungen und betrügerische Mahn-E-Mails

Wenn Rechnungen und Mahnschreiben per Mail kommen, dann sind diese in der Regel falsch, sagt Theodor Ludwig von der Verbraucherzentrale Sachsen. Auch die Anhänge von dubiosen Nachrichten sollten nicht angeklickt werden.

Theodor Ludwig im Gespräch mit Susanne Kuhlmann |
    Susanne Kuhlmann: Betrüger wissen ganz genau, mit welchen Methoden sie ihre Opfer unter Druck setzen können. Mahnungen und vermeintliche Anwaltsschreiben gehören auf jeden fall dazu. Seit einiger Zeit kursieren E-Mails mit Zahlungsaufforderungen, angeblich von Inkassobüros oder Rechtsanwälten, die im Auftrag von Online-Shops ausstehende Zahlungen eintreiben wollen. Am Telefon in Leipzig ist Theodor Ludwig von der Verbraucherzentrale Sachsen. Guten Tag, Herr Ludwig.

    Theodor Ludwig: Guten Tag, Frau Kuhlmann!

    Kuhlmann: Wie sollte ich denn reagieren, wenn ich eine solche Mail vorfinde?

    Ludwig: Im Regelfall wird es reichen, die Mail einfach zu löschen. Auf keinen Fall sollten Sie irgendwelche Antworten schreiben. Das betrifft meistens Mail-Adressen, die ebenfalls von Opfern solcher Betrüger sind und auf diese Leute schon reingefallen sind, und wenn Sie darauf antworten, weisen Sie die Betrüger nur darauf hin, die Adresse ist aktiv, da lohnt es sich, es noch mal zu versuchen, oder im besten Fall gehen Sie nur jemandem auf die Nerven, der die Mail schon empfangen hat.

    Kuhlmann: Wie lassen sich denn solche betrügerischen Mails von echten Mahnschreiben unterscheiden?

    Ludwig: Das ist unterschiedlich. Die meisten dieser Mails sind in relativ wackliger Sprache verfasst. Das heißt, die Betreffzeile ist schon grammatikalisch seltsam. Die Anrede – eventuell kennen die Ihren Namen, aber können sich nicht festlegen, mit welcher Anrede, Herr oder Frau, sie Sie ansprechen. Die ganzen Formulierungen sind oft nicht ganz sicher, nicht muttersprachlich sozusagen.

    Kuhlmann: Aber versucht wird ja auch, durch eine vermeintlich juristische Sprache oder durch zumindest ein paar Schlagworte Eindruck und Respekt zu erheischen.

    Ludwig: Genau. Ganz einfach kann man so was auch erkennen, wenn es sich um Anwaltsschreiben oder Inkassobüros handelt: Wenn das per Mail kommt, ist das in aller Regel falsch. Ein Anwalt oder ein Inkassobüro, die eine Forderung gegen Sie eintreiben wollen, werden sich nicht per E-Mail an Sie wenden – ganz einfach deshalb, weil ein Anwalt bei solchen Schreiben den Eingang nachweisen muss. Das heißt, die schreiben Sie per Post an.

    Kuhlmann: Das fände man dann in seinem echten Briefkasten vor?

    Ludwig: Genau.

    Kuhlmann: Jetzt sind die Anhänge oder ist ein Anhang das Problematischste. Was kann denn passieren, wenn man den öffnet?

    Ludwig: Wenn man den öffnet, wird sich in aller Regel versuchen, ein Schadprogramm zu installieren, ein Trojaner, und wenn das dem Programm gelingt, dann wird Ihr Computer möglicherweise überwacht von den Leuten, die das programmiert haben. Das kann dazu führen, dass Ihre Handlungen protokolliert werden und Passwörter mitgeschrieben, abgefangen werden. Das kann dazu führen, dass Ihre E-Mail-Adresse dazu verwendet wird, um andere solche Mails zuzuschicken. Manchmal wird so was vom Virenscanner noch abgefangen, aber gefährlich bleibt es trotzdem mit den Anhängen.

    Kuhlmann: Noch eine kurze Antwort bitte. Ist alles zu spät, wenn man so einen unbedachten Klick gemacht hat?

    Ludwig: Wie gesagt, manchmal wird das noch abgefangen vom eigenen Virenscanner, aber danach sollte man, wenn man das angeklickt hat, auf jeden Fall noch einen Durchlauf machen mit Virensuchprogrammen, eventuell die vorher noch mal aktualisieren, ob es eine aktuellere Version gibt, einen Suchdurchlauf machen, ob der was findet, und die Passwörter vielleicht ändern. Das heißt, das Passwort zum E-Mail-Zugang, zum Online-Banking, wenn Sie feststellen, da ist irgendetwas unregelmäßig, das dann ändern. Man kann alles reparieren, aber es ist auf jeden Fall sehr viel sicherer und Vorsicht geboten, dass Sie das lieber nicht anklicken.

    Kuhlmann: Also am besten sofort löschen und vor allem keinesfalls den Anhang öffnen. – Soweit Theodor Ludwig von der Verbraucherzentrale Sachsen über falsche Rechnungen und Mahnschreiben. Danke Ihnen dafür nach Leipzig.


    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.