Während des US-Wahlkampfes - aber auch darüber hinaus - wurden zahlreiche Falschmeldungen auf Facebook verbreitet, die schnell eine große Reichweite erzielten - das lag laut Brodnig vor allem daran, dass die Inhalte "emotionalisierend" waren. Solche Inhalte motivierten die Leute, schnell auf "Gefällt mir" zu klicken, ohne lange zu überlegen.
Auf diesem Konzept basiere auch das Geschäftsmodell von Facebook: Gezielt würden mehr emotionalisierende Inhalte angezeigt, damit die Nutzer mehr Zeit auf der Seite verbringen, so Brodnig. Denn dann stiegen die Werbeeinnahmen. Sie hofft, dass der Konzern künftig etwas dagegen unternimmt: "Wir bräuchten einen weniger boulevardesken Auswahlmechanismus."
Facebook und ähnliche Seiten sollten deswegen offenlegen, wie ihr Algorithmus arbeite. "Das ist kein Einblick in Firmengeheimnisse, sondern eine Hilfe für die Konsumenten: Wie arbeitet eine Seite?"
"Facebook war mit wahlentscheidend"
Zudem bräuchte es aber auch mehr Aufklärung über Falschmeldungen. Seiten wie etwa mimikama.at recherchierten jeden Tag, welche Falschmeldungen geteilt wurden, aber: die Betreiber "knabbern am Hungertuch". Solche Seiten müssten unterstützt werden, meint Brodnig. Gleichzeitig müssten aber auch beispielsweise Journalisten besser geschult werden, wie sie eine Falschmeldungen identifizieren.
Mit Blick auf die US-Wahl sagte Brodnig: "Es ist zu einfach gesagt, dass Trump gewonnen hat, weil es das Internet gibt. Damit würde man ausblenden, wie tief die Wut bei den Amerikanern sitzt." Aber: "Facebook war mit wahlentscheidend." Denn Populisten hätten es auf Facebook "extrem leicht". Selbst Widerspruch führe wegen des Algorithmus zu noch mehr Zuspruch. Es sei schwer zu sagen, wie viele Prozentpunkte Facebook und ähnliche Seiten wirklich bewegt hätten, aber: "Wir leben in einer Zeit, in der Facebook wichtiger als jedes Medium geworden ist," meint Brodnig.
Das Gespräch mit Ingrid Brodnig können Sie mindestens sechs Monate in unserer Mediathek nachhören.