Nicht nur der COVID-19-Erreger breitet sich rund um den Globus aus, auch die Verschwörungstheorien darüber, woher das Virus stamme und wer wirklich dahinterstecke, machen die Runde.
"Wir machen uns hier Gedanken, ob das noch andere Hintergründe hat. Ob die Kleinen vernichtet werden sollen, die kleinen Geschäfte. Damit die Großen nachher die Kleinen schlucken oder andere Länder dann in Not geraten, dass die dann abhängig sind von denen, die gewisse Kapazitäten haben."
Das jedenfalls vermuten die beiden Hamburger, die Mitte März, kurz vor der coronabedingten Schließung von Cafés und Kneipen, bei Kaffee und Kuchen das große Ganze der Pandemie diskutieren. "Man redet über den KGB, die CIA, was die schon alles gemacht haben. Der Mossad und so weiter und so fort. Ist alles möglich! Gift verstreuen kann man auch leicht. Da sind ganz andere Player dahinter."
Dass Virologen davon ausgehen, dass der Erreger nur durch Zufall vom Tier auf den Menschen übertragen wurde, diese Erklärung greift für Verschwörungstheoretiker zu kurz. Ihrer Meinung nach muss mehr dahinterstecken als nur der Zufall.
Angeblich unterdrückte Wahrheiten
Dass im Zuge der Coronakrise Falschmeldungen und Verschwörungstheorien Hochkonjunktur haben, überrascht Pia Lamberty nicht. Die Sozialpsychologin forscht an der Universität Mainz zu den Grundlagen von Verschwörungsmythen: "Das ist eigentlich das, was man erwarten kann. Es ist erstmal so, dass immer dann, wenn Menschen einen Kontrollverlust erleben – die Coronapandemie ist quasi ein Prototyp von Kontrollverlust –, dass sie dann mehr an Verschwörungstheorien glauben. Das heißt, in dem Moment, wo ich das Gefühl habe, ich kann keinen Einfluss auf die Geschehnisse nehmen, versuche ich das psychologisch zu machen, indem ich Muster sehe, wo vielleicht auch keine sind."
Die ganze Bandbreite an Falschmeldungen und Verschwörungstheorien zum Coronavirus findet sich im Netz. Zum Beispiel auf Youtube, Facebook oder Twitter. Und auf dem Kanal des Berliners Heiko Schrang, auf dem er angeblich unterdrückte Wahrheiten rund um die Pandemie verbreitet. Schon Anfang März stand seine Sendung "Corona – Das Trojanische Pferd" online.
Das neue Virus, behauptet Schrang, solle nur ablenken von ganz anderen Entwicklungen: "Stellt Euch immer die 'W'-Fragen: Warum ist das jetzt da? Wovon könnte abgelenkt werden? Wer hat ein Interesse daran? Wir haben eine Situation, das Weltfinanzsystem war vorher eigentlich schon am zusammenstürzen. Ist klar! Wir brauchen die komplette Flutung Deutschlands oder Europas mit Flüchtlingen oder mit Migranten. Und da wird jetzt aus dem Nichts heraus die Grenze aufgemacht. Einfach so, ganz durch Zufall."
Pandemie-Krisenszenarien unter Verdacht
Dabei ist das Gegenteil der Fall. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums ist die Zahl der nach Deutschland einreisenden Flüchtlinge und Migranten seit Beginn der Coronakrise sogar stark zurückgegangen.
Verdächtig seien aber die vielen Pandemie-Szenarien, die Experten in den letzten zehn Jahren durchgespielt hätten, sagt Heiko Schrang auf seinem Youtube-Kanal. Denn die würden sich mit dem tatsächlichen Ablauf der Coronakrise fast decken. Für Schrang ist das nicht etwa ein Beleg für die gute Arbeit der Pandemie-Forscher, sondern höchst suspekt. Er suggeriert: Die Pandemie sei geplant. Von wem auch immer.
Deutlicher werden die Macher des Youtube-Kanals "Democrepublix News". Im Zentrum ihrer Verschwörungstheorie: der jüdische Milliardär George Soros. "Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hat Soros 2017 angekündigt, Donald Trump mit allen Mitteln zu Fall zu bringen. Eine seiner Ideen war, die US-Wirtschaft noch vor den US-Wahlen 2020 zusammenbrechen zu lassen. Soros investiert in Pharmafirmen, die Impfstoffe produzieren und ein Labor in Wuhan haben. COVID-19 ist sehr wahrscheinlich die finale nukleare Option der Globalisten, um Präsident Trump um sein Amt zu bringen."
Andere Verschwörungserzählungen gehen davon aus, dass der israelische Staat schon über einen COVID-19-Impfstoff verfügt habe, bevor die ersten Infektionen entdeckt wurden.
Der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker ist alarmiert: "Man kann sehr deutlich sagen, dass mit der Verbreitung des Coronavirus' auch das Virus des Antisemitismus sich verbreitet. Man sieht in den sozialen Netzwerken, im Internet Verschwörungstheorien, die ausführen, dass angeblich in Israel dieses Virus entwickelt wurde. Man sieht Botschaften, die man im Grunde schon kennt, nämlich der 'Großen Weltverschwörung', die ja Juden zugeschrieben wird und wohinter man wirtschaftliche Interessen vermutet. Und das nimmt jetzt in Zeiten der Coronakrise einfach erkennbar zu."
NATO spricht von gesteuerten Desinformationskampagnen
Jan Rathje, Antisemitismus-Experte bei der Amadeu-Antonio-Stiftung hält Verschwörungserzählungen nicht für grundsätzlich gefährlich. Natürlich stehe es den Menschen frei, Kondensstreifen von Flugzeugen für so genannte "Chemtrails" zu halten, mit denen die Bevölkerung vergiftet werden solle.
Rathje: "Problematisch wird es dann, wenn die Verschwörung meine Annahmen zentral bestimmt. Das heißt, wenn ich immer davon ausgehe, dass alles, was auf der Welt passiert und vor allem, alles Negative, was auf der Welt passiert oder was ich als negativ wahrnehme, durch eine Verschwörung letztlich zustande gekommen ist und ich dann immer wieder auch gleich bestimmte Menschen für diese Verschwörung verantwortlich mache. Dann wird es problematisch."
Der Attentäter, der im letzten Jahr zwei Menschen in Halle erschoss und Mitglieder der jüdischen Gemeinde in ihrer Synagoge töten wollte, war von einer "jüdischen Weltverschwörung" überzeugt. Die Morde von Hanau verübte ein Mann, der an rassistische Verschwörungsmythen und dunklen Geheimgesellschaften glaubte.
Vor Falschmeldungen und Verschwörungstheorien von russischen, kremlnahen Zeitungen und Rundfunksendern wie "RT" oder "Sputniknews" warnen auch das Bundesamt für Verfassungsschutz und der Auswärtige Dienst der EU. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg spricht von gesteuerten Desinformationskampagnen aus dem Ausland: "Wir haben gesehen, wie staatliche und nicht-staatliche Akteure einen Vorteil aus der Pandemie ziehen wollen, indem sie falsche und gefährliche Erzählungen verbreiten und so versuchen, uns zu spalten. Also müssen unsere Analysten eng zusammenarbeiten, um diese Versuche zu identifizieren, zu beobachten und aufzudecken."
Plattformbetreiber verändern Such-Algorithmus
Die Plattformbetreiber, ob Twitter, Facebook und Youtube, haben bereits reagiert. Verschwörungstheorien zur Herkunft von COVID-19, zu den dunklen Mächten, die angeblich dahinterstecken, tauchten in den Suchergebnissen von Youtube kaum noch auf, erklärt die Netzaktivistin und Bloggerin Katharina Nocun:
"Allerdings, wenn man gezielt nach einem Namen sucht, beispielsweise nach dem Namen eines Verschwörungstheoretikers, dann wird man auch irgendwann auf solche Videos bei Youtube nach wie vor stoßen. Und die Gefahr ist, wenn man einmal in so einem Loop ist, dass man Videos anschaut von Menschen, die vor allem Verschwörungserzählungen verbreiten, meistens Empfehlungen für ähnliche Videos bekommt."
Facebook arbeitet verstärkt mit Faktencheck-Teams zusammen, unter anderem mit Journalisten der Deutschen Presseagentur, und hat eine Meldefunktion für Falschmeldungen installiert. Unter allen Youtube-Videos findet sich nun der Hinweis, dass unabhängige Informationen auf den Seiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu finden sind. Auch Links zu Wikipedia-Artikeln werden eingeblendet.
Ob das aber diejenigen beeindruckt, die offiziellen Stellen ohnehin misstrauen, bezweifelt Katharina Nocun. Dass die großen Plattformbetreiber nun ihren Such-Algorithmus verändern, begrüßt die Netzaktivistin. Auch wenn diese Kontrolle besser bei externen, demokratisch legitimierten Gremien liegen sollte. Es sei ein Fortschritt, dass auch Twitter nun rigoroser gegen Falschmeldungen und Verschwörungstheorien vorgehe. "Das ging sogar so weit, dass Tweets des brasilianischen Präsidenten gesperrt worden sind. Die sind nicht mehr zugänglich, weil er dort die Gefahr durch das Coronavirus heruntergespielt hat."
Ganz unterbinden lassen sich Falschmeldungen und Verschwörungstheorien nicht, denn die Übergänge zwischen fehlerhaften Tweets und Facebook-Einträgen und bewusst gestreuten Gerüchten sind fließend. Und oft stimmen auch in noch so abstrusen Theorien einzelne Behauptungen mit der Faktenlage überein. Tatsächlich gibt es im chinesischen Wuhan ein Hochsicherheitslabor für die Arbeit mit gefährlichen Krankheitserregern. Dass COVID-19 dort, wie von manchen Verschwörungstheoretikern behauptet, gezüchtet wurde, ist aber durch Wissenschaftler, Behörden und auf Faktenchecks spezialisierte Journalisten längst widerlegt. Eine dieser Faktencheckerinnen ist die Berliner Journalistin Karolin Schwarz. Seit Jahren beschäftigt sie sich mit Falschmeldungen im Netz.
"Man kann grundsätzlich sagen, dass es Verbreiter gibt, die als Informations- oder Desinformations- oder Verschwörungsmythos-Influencer agieren und nochmal Verschwörungsmythen einem viel größeren Publikum zur Verfügung stellen oder zugänglich machen. Und das sind eben vielfach auch Akteure aus dem rechtsradikalen Spektrum."
Gerade die Coronapandemie lasse sich problemlos in die Verschwörungserzählungen von Rechtspopulisten und Rechtsextremen einweben: Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk unterdrücke die Wahrheit. Außerdem solle die deutsche Bevölkerung ausgetauscht und mit drakonischen Maßnahmen überwacht werden. David Begrich leitet die Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim Magdeburger "Miteinander e.V.". Er kennt die Verschwörungsnarrative der Neuen Rechten aus der täglichen Arbeit:
"Das ist die sogenannte 'Agententheorie'. Die sagt: Die Coronakrise oder eine andere Verschwörung soll dazu dienen, eine bestimmte Wahrheit zu verdecken oder zu verschweigen, zu vertuschen oder nicht ans Licht der Öffentlichkeit kommen zu lassen."
Studien: Etwas mehr Männer als Frauen sind von Theorien überzeugt
Klare Belege und konsistente, in sich schlüssige Theorien, seien gar nicht nötig, um mit Verschwörungsmythen hohe Klickzahlen zu bekommen, sagt David Begrich vom Verein "Miteinander". Widersprüchlichkeiten würden ausgeblendet, die eigene Weltsicht gegen Argumente von außen abgeschottet: "Es verleiht natürlich der Verschwörungserzählung etwas Auratisches, etwas Geheimnisvolles, wenn ich sozusagen in einem virtuellen Flüsterton sage: 'Ich sage dir eine Wahrheit, die du nicht verstehen kannst, die größer ist als dein eigenes Begreifen. Du kannst sie nicht verstehen, aber ich kann sie dir sagen!' Das ist sozusagen die Begleitmusik für solche Verschwörungserzählungen."
Genau diese Begleitmusik beherrscht auch die einstige Tagesschau-Sprecherin Eva Hermann. Auf Youtube vermischt sie beim Thema Corona Fakten und Fiktion: "Bill Gates (...) der spricht jetzt schon über Mikrochips, die unter die Haut injiziert werden sollen, damit man auch durch diesen Chip den Menschen, wenn er wieder genesen ist, weiterhin beobachten könnte. Was da so mit den Antikörpern passiert und ob er gesund genug ist. (...) Dauerkontrolle praktisch."
Fakt ist: Die "Bill und Melinda Gates"-Stiftung unterstützt die Weltgesundheitsorganisation und macht sich für weltweite Impfprogramme stark. Fiktion bleibt, dass der Milliardär die Menschheit durch Mikrochips unter der Haut kontrollieren wolle.
Der Reiz von Verschwörungstheorien liege nicht darin, auf komplexe Fragen einfache Antworten zu bekommen. Dafür seien die meisten dieser Erzählungen viel zu kompliziert, sagt die Mainzer Sozialpsychologin Pia Lamberty. Aber während die Experten über die Ansteckungsgefahr des Virus stritten, über Schutzmaßnahmen und Impfstrategien, lieferten Verschwörungstheorien angeblich eindeutige und unstrittige Wahrheiten:
"Und man kann sich darüber natürlich auch selber aufwerten. Man ist automatisch der Gute. Man ist die Person, die die Wahrheit sieht, während die anderen nicht wissen, was eigentlich gerade passiert. Das konnten wir in der Forschung auch zeigen, dass der Glaube an Verschwörungstheorien mit einem Bedürfnis nach Einzigartigkeit einhergeht. Das heißt, je mehr ich das Bedürfnis habe, aus der Masse herauszustechen, umso wahrscheinlicher glaube ich auch an Verschwörungstheorien."
Wissenschaftliche Studien zeigten: Etwas mehr Männer als Frauen seien von Verschwörungstheorien überzeugt, so Sozialpsychologin Pia Lamberty. Auch ein niedriger Bildungsabschluss spiele eine Rolle. "Prinzipiell findet man sie aber in der gesamten Gesellschaft. Das heißt, auch in der Mitte. Es gibt aber durchaus auch linke Gruppen, die sich verschwörungstheoretischer Narrative bedienen und von den 'Bösen da oben' sprechen. Eine verkürzte Kapitalismuskritik geht einher mit Verschwörungstheorien, ein plumper Antiamerikanismus. Das heißt, wir finden es gehäuft in rechten Strukturen. Es wird da viel zur Mobilisierung genutzt. Aber es ist keineswegs darauf beschränkt."
Auch der Freiburger Soziologe Andreas Anton sieht den Glauben an Verschwörungstheorien als gesamtgesellschaftliches Problem. Das Phänomen sei unabhängig vom sozialen Stand, Einkommen oder Bildungsniveau und eben auch in der Mitte der Gesellschaft zu beobachten: "Da gibt es ja auch so klischeehafte Vorstellungen. Das sind dann Menschen, die zuhause im stillen Kämmerlein sitzen und alles ist voll mit irgendwelchen Zetteln und Büchern, und die sind auch schon so nahe am Verrückten, am Wahnsinn, am Paranoiden. Man kennt ja dieses Klischee. Aber ich glaube, dass hat am Ende mit der Wirklichkeit nicht so wahnsinnig viel zu tun."
Forscher: Am Ende verschwinden Theorien nie ganz
Und nicht jeder Kritiker der drastischen Regierungsmaßnahmen sei auch ein Verschwörungstheoretiker, sagt Andreas Anton. Der Soziologe sieht zwar auch die Gefahren, die von Verschwörungsmythen ausgehen. Ob sie die Menschen aber in dem Maße radikalisierten, wie es sozialpsychologische Studien nahelegen, bezweifelt er: "Es ist sicher mal immer wieder so, dass Verschwörungstheorien zu radikalen, extremen Weltbildern führen. Ich würde aber behaupten, es ist viel häufiger der Fall, dass im Vorfeld schon ein radikales Weltbild vorhanden ist und die Verschwörungstheorien docken dann an. Die sind nicht unbedingt die Ursache, sondern die sind eher die Wirkung."
Am Ende, so der Freiburger Soziologe, würden Verschwörungstheorien nie ganz verschwinden. Schon gar nicht im Zeitalter sozialer Medien, in dem sich diese Theorien schneller als je zuvor verbreiten. Natürlich sollten die Menschen auf Facebook, Twitter oder Youtube bei rassistischen und antisemitischen Posts einschreiten, diese melden oder die Verfasser zur Rede stellen. Wenn es sich um strafrechtlich relevante Inhalte handele, müsse Anzeige erstattet werden.
Wann eine Verschwörungstheorie gefährlich wird, ist aber nur selten exakt zu bestimmen. Wenn der Sänger Xavier Naidoo in einem Youtube-Video mit den Tränen ringt, weil US-Präsident Trump die Coronakrise angeblich nur inszeniere, um gefolterte Kinder aus den Händen einer brutalen, bluttrinkenden Clique zu befreien, ist das verstörend, aber nicht justiziabel. Dieses sogenannte "Adrenochrom-Komplott" nutzt auch der ehemalige Journalist Oliver Janich für eine Abrechnung mit all jenen, die nicht über die angeblichen Machenschaften berichteten: "Der einzige Grund, warum das als Verschwörungstheorie abgetan werden kann, ist, weil ihr Journalisten euren Job nicht macht und nicht darüber berichtet. Das heißt: Ihr seid Komplizen. Davon ist ganz klar auszugehen, dass zumindest in den Führungsetagen der Medien diejenigen, die das verhindern, selber da mitmachen. Also, falls es Tribunale gibt – ich sag’s immer wieder - es sind die Journalisten und vor allem die Herausgeber und Chefredakteure ganz oben auf der Liste!"
Wie verbreitet Verschwörungstheorien und Falschmeldungen zum Coronavirus tatsächlich sind, lässt sich nur schwer nachvollziehen. Denn die Diskussionen in geschlossenen Facebook-Gruppen sind meist nur für deren Mitglieder einsehbar und vor allem Rechtsextremisten sind längst auf das russische Facebook-Pendant V-Kontakte gewechselt.
Dazu kommt: Viele Diskussionen haben sich auf Messenger-Dienste verlagert, zum Beispiel auf Whatsapp oder in Telegram-Gruppen. Zwar blendet Telegram immer wieder Adressen ein, auf denen seriöse Informationen zum Coronavirus nachlesbar sind. Aber diejenigen, die offiziellen Stellen ohnehin misstrauen, wird das kaum beeindrucken. Die Berliner Buchautorin und Faktencheckerin Karolin Schwarz appelliert denn auch an die einzelnen Nutzerinnen und Nutzer von Facebook, Youtube oder Messenger-Diensten.
"Wenn es sich nicht überprüfen lässt, sollte man es auch nicht weiter verbreiten. Dann kann man natürlich auch einfach schauen, was es schon für Faktenchecks gibt oder was für offizielle Stellungsnahmen. Und dann kann man nochmal kritisch hinterfragen, was eigentlich die Quelle ist dessen, was man gerade liest. Ist es irgendein anonymer Bericht in irgendeinem Youtube-Video oder ist es eine anonyme Sprachnachricht, die sich für uns nicht nachvollziehen lässt."
Überprüfung von Informationen in Krisenzeiten
Die Nutzerinnen und Nutzer sollten nicht jeden Beitrag, ob auf Facebook oder Telegram, für bare Münze nehmen und unhinterfragt weiterleiten, sagt auch die Netzaktivistin und Bloggerin Katharina Nocun. Sie setzt auch auf bereits bestehende Initiativen im Netz: "Es gibt große Initiativen, wie beispielsweise 'Ich bin hier!', die sich vor allem gegen Hetze und Hass im Netz einsetzen. Das ist eine größere Facebook-Gruppe, die ihre Mitglieder mobilisiert, gezielt in Kommentarspalten reinzugehen und dort zu kommentieren oder in sozialen Netzwerken. Das bedeutet einerseits: Gegenrede bei Hass. Das bedeutet aber auch: Aufklärung zum Thema Fakenews und Verschwörungstheorien. In der Vergangenheit wurde das beim Thema Migration gemacht."
Wie wichtig die Überprüfung von Informationen gerade in Krisenzeiten ist, in Zeiten, in denen es darum geht, Mitmenschen zu schützen, betont auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus: "Es gibt eine Menge Fehlinformationen und Verschwörungstheorien. Und wir müssen da sehr, sehr vorsichtig sein. Wir sollten nichts glauben, bevor es nicht durch Beweise belegt ist."
Eingefleischte Verschwörungstheoretiker wird dieser Appell nicht erreichen. Denn auch der Chef der WHO ist in ihrem Weltbild nur eine Marionette der "Bill und Melinda Gates"-Stiftung.