"Tiere suchen wieder ein Zuhause, liebe Zuschauer. Dazu ganz herzlich willkommen…"
Vor einem Jahr im Mai war die Welt für Claudia Ludwig noch in Ordnung. 20 Jahre moderierte sie die WDR-Tiervermittlungssendung "Tiere suchen ein Zuhause". Vorher hatte sie unter anderem für "Herrchen gesucht" redaktionell gearbeitet – eine frühere Fernsehsendung des HR. Kurzum: Claudia Ludwig moderierte das Format mit Leib und Seele. Umso mehr traf sie die Nachricht, von der die Journalistin im Februar erfuhr, die Sendung nicht mehr präsentieren zu dürfen.
"Wenn man das dann so endgültig hört, ist man natürlich trotzdem bitter und furchtbar traurig. Und ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das mal sein wird. Also das gehört zu meinem Leben dazu, hierher nach Köln zu fahren, spätestens alle zwei Wochen (…), also das ist natürlich eine große Lebensumstellung. Und ich glaube, es ist immer schlimm, wenn man die Arbeit verliert."
Vor einigen Tagen hatte Claudia Ludwig zu einer Pressekonferenz ins Köln-Dellbrücker Tierheim eingeladen. Dort waren viele ihrer Sendungen aufgezeichnet worden. Eine Gelegenheit, die sie zum Anlass nahm, auf ihre Tätigkeit zurückzublicken. Ein schwieriger Spagat zwischen Sentimentalität und Enttäuschung, inszeniertem Selbstmitleid und öffentlicher Kritik an einer Mediengesellschaft, die Falten im Fernsehen nicht duldet.
"Ich denke, jeder sieht sich gerne hübsche junge Menschen an, aber man erwartet doch eigentlich, dass da jemand ist, der kompetent ist. Und erst in zweiter Linie, dass er jung und hübsch ist. Das Beste ist immer noch jung, hübsch und kompetent und klug (lacht)","
sagt Christine Lemmen. Sie gehörte zur ersten weiblichen Journalisten-Generation, die ihr Gesicht nicht nur aufgrund ihres Aussehens in die Kameras halten durfte, sondern auch aufgrund ihrer Kompetenz. Neben Hörfunksendungen moderierte sie auch die "Aktuelle Stunde", das Flagschiff des WDR Fernsehens, bis sie Anfang der 90er Jahre im Alter von 48 Jahren von dieser Tätigkeit freigestellt wurde. Weil eine Kündigung selbst von freien Mitarbeitern aus Altersgründen gar nicht möglich ist, wurde nicht nur Claudia Ludwig, sondern auch Christine Lemmen eine andere redaktionelle Tätigkeit im Haus angeboten.
""Da ist dann der Vorschlag, den man gerne macht, damit man nicht ganz so nackt dasteht (…), aber das ist natürlich absurd. Ich erinnere mich natürlich, dass ich auch Beiträge für die "Aktuelle Stunde" gemacht habe und große Probleme hatte, weil mir dann die reine Verachtung entgegenschlug. Wissen Sie – dann hängt Ihnen ja so der Misserfolg in den Kleidern, und geschasst zu werden, ist ganz schlecht."
Nur wenige betroffene Medienmacher haben sich bisher dazu entschieden, ihren eigenen Kündigungsfall offensiv in die Öffentlichkeit zu bringen. Fernsehmoderator Max Schautzer gehört zu den wenigen Männern, die – so zumindest begründet er selber seinen Rauswurf -aufgrund von Falten geschasst wurden. Als er vor acht Jahren offen in den großen Boulevardblättern maulte, weil er seine Sendung "Immer wieder sonntags" nicht mehr moderieren und redaktionell betreuen durfte, erntete Schautzer viel Kritik, erinnert sich der inzwischen 72-Jährige heute.
"Man will diese Fälle verdrängen. Es ist auch so, dass ich mir geschadet habe, weil ich boykottiert werde. Ich darf für bestimmte Sendungen nicht mehr verpflichtet werden. (…) Ob es jetzt um Talkshows geht - es geht jetzt um das Erste Programm – oder um irgendwelche Quiz-Shows – das spür ich schon, das ist klar. Aber ich wollte das nicht schlucken."
Ein Rausschmiss, der in allen drei Fällen Spuren der Verbitterung hinterließ; der große berufliche Neuanfang blieb bei allen geschassten Fernsehmoderatoren aus. Auch die Zuschauer, wenn sie auch den alten Gesichtern noch eine Weile nachtrauern, gewöhnen sich schnell an die Verjüngungskur. Solange der Fernsehzuschauer diese Art der künstlichen Jugendlichkeit goutiert, wird es wohl weiterhin zum Rauswurf von gealterten Journalisten, vielleicht auch hinter der Kamera, am Mikrofon oder am Schreibtisch kommen. Dieser mediale Jugendwahn wird sich unweigerlich auch auf das Berufsbild des Moderators auswirken. Seine Erscheinungsform wird glatter und damit oberflächlicher werden.
"Wir sehen uns nächsten Sonntag wieder, bis dahin eine schöne Mai-Woche, tschüss."
Vor einem Jahr im Mai war die Welt für Claudia Ludwig noch in Ordnung. 20 Jahre moderierte sie die WDR-Tiervermittlungssendung "Tiere suchen ein Zuhause". Vorher hatte sie unter anderem für "Herrchen gesucht" redaktionell gearbeitet – eine frühere Fernsehsendung des HR. Kurzum: Claudia Ludwig moderierte das Format mit Leib und Seele. Umso mehr traf sie die Nachricht, von der die Journalistin im Februar erfuhr, die Sendung nicht mehr präsentieren zu dürfen.
"Wenn man das dann so endgültig hört, ist man natürlich trotzdem bitter und furchtbar traurig. Und ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das mal sein wird. Also das gehört zu meinem Leben dazu, hierher nach Köln zu fahren, spätestens alle zwei Wochen (…), also das ist natürlich eine große Lebensumstellung. Und ich glaube, es ist immer schlimm, wenn man die Arbeit verliert."
Vor einigen Tagen hatte Claudia Ludwig zu einer Pressekonferenz ins Köln-Dellbrücker Tierheim eingeladen. Dort waren viele ihrer Sendungen aufgezeichnet worden. Eine Gelegenheit, die sie zum Anlass nahm, auf ihre Tätigkeit zurückzublicken. Ein schwieriger Spagat zwischen Sentimentalität und Enttäuschung, inszeniertem Selbstmitleid und öffentlicher Kritik an einer Mediengesellschaft, die Falten im Fernsehen nicht duldet.
"Ich denke, jeder sieht sich gerne hübsche junge Menschen an, aber man erwartet doch eigentlich, dass da jemand ist, der kompetent ist. Und erst in zweiter Linie, dass er jung und hübsch ist. Das Beste ist immer noch jung, hübsch und kompetent und klug (lacht)","
sagt Christine Lemmen. Sie gehörte zur ersten weiblichen Journalisten-Generation, die ihr Gesicht nicht nur aufgrund ihres Aussehens in die Kameras halten durfte, sondern auch aufgrund ihrer Kompetenz. Neben Hörfunksendungen moderierte sie auch die "Aktuelle Stunde", das Flagschiff des WDR Fernsehens, bis sie Anfang der 90er Jahre im Alter von 48 Jahren von dieser Tätigkeit freigestellt wurde. Weil eine Kündigung selbst von freien Mitarbeitern aus Altersgründen gar nicht möglich ist, wurde nicht nur Claudia Ludwig, sondern auch Christine Lemmen eine andere redaktionelle Tätigkeit im Haus angeboten.
""Da ist dann der Vorschlag, den man gerne macht, damit man nicht ganz so nackt dasteht (…), aber das ist natürlich absurd. Ich erinnere mich natürlich, dass ich auch Beiträge für die "Aktuelle Stunde" gemacht habe und große Probleme hatte, weil mir dann die reine Verachtung entgegenschlug. Wissen Sie – dann hängt Ihnen ja so der Misserfolg in den Kleidern, und geschasst zu werden, ist ganz schlecht."
Nur wenige betroffene Medienmacher haben sich bisher dazu entschieden, ihren eigenen Kündigungsfall offensiv in die Öffentlichkeit zu bringen. Fernsehmoderator Max Schautzer gehört zu den wenigen Männern, die – so zumindest begründet er selber seinen Rauswurf -aufgrund von Falten geschasst wurden. Als er vor acht Jahren offen in den großen Boulevardblättern maulte, weil er seine Sendung "Immer wieder sonntags" nicht mehr moderieren und redaktionell betreuen durfte, erntete Schautzer viel Kritik, erinnert sich der inzwischen 72-Jährige heute.
"Man will diese Fälle verdrängen. Es ist auch so, dass ich mir geschadet habe, weil ich boykottiert werde. Ich darf für bestimmte Sendungen nicht mehr verpflichtet werden. (…) Ob es jetzt um Talkshows geht - es geht jetzt um das Erste Programm – oder um irgendwelche Quiz-Shows – das spür ich schon, das ist klar. Aber ich wollte das nicht schlucken."
Ein Rausschmiss, der in allen drei Fällen Spuren der Verbitterung hinterließ; der große berufliche Neuanfang blieb bei allen geschassten Fernsehmoderatoren aus. Auch die Zuschauer, wenn sie auch den alten Gesichtern noch eine Weile nachtrauern, gewöhnen sich schnell an die Verjüngungskur. Solange der Fernsehzuschauer diese Art der künstlichen Jugendlichkeit goutiert, wird es wohl weiterhin zum Rauswurf von gealterten Journalisten, vielleicht auch hinter der Kamera, am Mikrofon oder am Schreibtisch kommen. Dieser mediale Jugendwahn wird sich unweigerlich auch auf das Berufsbild des Moderators auswirken. Seine Erscheinungsform wird glatter und damit oberflächlicher werden.
"Wir sehen uns nächsten Sonntag wieder, bis dahin eine schöne Mai-Woche, tschüss."